Pr. Oldendorf

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Eichenprozessionsspinner nisten in Pr. Oldendorf: Wie es jetzt weitergeht

Am Mittellandkanal ist ein Nest entdeckt worden. Nicht nur Menschen, auch Tiere sind gefährdet. Was Finder beachten sollten.

Nest der Eichenprozessionsspinner an einer Eiche. | © Jürgen Unger

Ingrun Waschneck
17.07.2019 | 17.07.2019, 17:50

Pr. Oldendorf. Am Mittellandkanal im Bereich Pr. Oldendorf wurde jetzt erstmalig ein Nest des Eichenprozessionsspinners gefunden. Damit haben die giftigen Raupen auch den Kreis Minden-Lübbecke erreicht. In den vergangenen Wochen waren die Insekten bereits in Bielefeld und Enger entdeckt worden.

„Die Allergie auslösenden Haare der Raupen können bei Wind auch in der Umgebung von Nestern umhergeweht werden und Probleme verursachen", erklärt Janine Küchhold von der Pressestelle des Kreises auf Nachfrage der NW.

Kunst an einem Baum. - © Jürgen Unger
Kunst an einem Baum. | © Jürgen Unger

Wer auf seinem Grundstück eine befallene Eiche finde, müsse entscheiden, ob die Beseitigung von Nestern im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht erforderlich sei.

Professionelle Beseitigung durch eine Fachfirma

„Bei Vorkommen in der Nähe von Fuß- und Radwegen, Kindergärten, Schulen, auf Spielplätzen sowie in Parks sollte die professionelle Beseitigung durch eine Fachfirma erfolgen", teilt Küchhold mit. Dies werde auch von Firmen durchgeführt, die in der Baumpflege tätig sind und über die entsprechenden Kenntnisse und Ausrüstung verfügten.

Sollten Nester festgestellt werden, ist eine Information an das örtliche Ordnungsamt und an die untere Naturschutzbehörde beim Kreis Minden-Lübbecke ratsam. Es gibt zwar keine Meldepflicht, aber die Behörden sollten schon einen Überblick die Verbreitung bekommen.

Präventionsmaßnahmen sind nicht möglich

„Präventionsmaßnahmen sind nicht möglich", betont die Sprecherin. „Es können nur Vorkommen beseitigt werden, um gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Hautausschlag oder Atemwegsbeschwerden zu verhindern."

Im frühen Larvenstadium kämen Behandlungen mit chemischen Mitteln in Frage. „Ab dem dritten Entwicklungsstadium der Raupen entwickeln sich die Brennhaare mit dem Nesselgift Thaumetopoein, dann können die Nester nur noch mechanisch, in der Regel durch absaugen, beseitigt werden", informiert Küchhold.

Baumpfleger Jürgen Unger. - © Jürgen Unger
Baumpfleger Jürgen Unger. | © Jürgen Unger

Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer brauner Nachtfalter, mit einer Flügelspannweite von etwa drei Zentimetern. Die Raupennester am Stamm oder dickeren Ästen von Eichen sind gut erkennbar. Die Raupen entwickeln sich im Zeitraum von etwa Mitte Mai bis Ende Juni, dann erfolgt die Verpuppung. Die kritische Phase hinsichtlich gesundheitlicher Probleme ist auf Mai/Juni begrenzt. Allerdings verbleiben Raupennester an den Bäumen oder fallen irgendwann ab. In den Nestern befinden sich Raupenhaare, die auch nach Jahren noch bei direktem Kontakt Allergien auslösen können, teilt die Sprecherin mit.

Direkten Kontakt unbedingt vermeiden

„Direkter Kontakt mit den Raupen und Nestern ist unbedingt zu vermeiden", sagt Küchhold. Auch sollte man sich nicht im Nahbereich von Nestern aufhalten, da Brennhaare auch umherfliegen können.

Seit fünf Jahren ist Baumpfleger Jürgen Unger im nördlichen NRW und westlich von Osnabrück in Sachen Eichenprozessionsspinner unterwegs. „Wir arbeiten unter Vollschutz", sagt er. Dazu gehören chemiefeste Einmalanzüge, Handschuhe, Schutzbrillen und Atemmasken.

Die Nester werden mit einem speziellen Industriestaubsauger abgesaugt. „Das Gerät hat mehrere Filter und einen dicken Vliesbeutel", erklärt der Inhaber der Firma Eichhorn Baumpflege. „Wenn dieser voll ist, kommt er in einen Sack, wird fest verschlossen und zu einer Müllverbrennungsanlage gebracht."

Es gibt immer mehr Nester

Unger hat beobachtet, dass es immer mehr Nester gebe. Die können von faustgroß bis zu einem Meter lang sein. „Das wärmeliebende Insekt ist oft an Südhängen und einzeln stehenden Eichen zu finden." Die Raupen verlassen nachts ihr Nest zum Fressen.

„Natürliche Feinde der Raupen und Puppen sind Schlupfwespen, Meisen, Pirole, Baumläufer und der Kuckuck", weiß Unger. Ein Freund von ihm habe eine Meise beobachtet, die ein Nest aufgehackt und Puppen gefressen habe.

Auf keinen Fall im Nest herumstochern

„Wer ein Nest findet, muss Abstand halten und den Wind im Rücken haben, damit die Brennhaare nicht auf einen zuwehen", so der Baumpfleger. Auf keinen Fall sollte im Nest herumgestochert werden.

„Die Härchen der Raupe sind nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere gefährlich" betont Unger. „Wer mit seinem Hund unterwegs ist, sollte darauf achten, dass er nicht in die Nähe eines Nestes kommt."