Gläubigerversammlung und Immobilien auf dem Markt: Was sich bei Brüder Schlau in Porta tut

Porta Westfalica-Holtrup. Unbequeme Fragen dürften an diesem Freitag aufkommen, wenn sich die Gläubiger der insolventen Unternehmensgruppe Brüder Schlau vor dem Amtsgericht in Bielefeld treffen. Gegenüber der Redaktion war bereits die Rede von Nachfragen zu einer von ihnen vermuteten &bdquo;Insolvenzverschleppung“, zu &bdquo;unklaren Vermögenswerten“ und zu in den Lagern verbliebener Ware, deren Wert in Gesprächen mit dem Mindener Tageblatt (MT) bisher höchst unterschiedlich bewertet wurde. Das Gericht wird vermutlich auch die Frage erörtern, wie es insgesamt mit den überschuldeten Untergesellschaften weitergehen wird. Derweil deutet sich an, dass einige Gläubiger offenbar strafrechtlich gegen verantwortliche Personen im Unternehmen vorgehen wollen. Das Unternehmen selbst äußert sich auf MT-Anfrage nicht. Firmenzentrale zur Vermietung angeboten Im Hintergrund hat sich unterdessen einiges im Insolvenzverfahren getan. Zum Beispiel an der Unternehmenszentrale an der Oehrkstraße in Holtrup: Auf mehreren Immobilienportalen wird der Firmensitz nebst Ausstellungs- und Verkaufsräumen nun zur Miete angeboten. Letztere ist zu einem Quadratmeterpreis von 6,20 Euro inseriert und umfassen eine Fläche von 964 Quadratmetern. Für die Gesamtfläche würden also monatlich knapp 6.000 Euro fällig. Auch das Haupthaus von Brüder Schlau steht zur Vermietung. Die Fläche ist mit 3.500 Quadratmetern allerdings mehr als dreieinhalb mal so groß. Wer das gesamte Gebäude anmieten würde, müsste pro Monat rund 21.700 Euro zahlen. Dass die Gebäude nun vermietet werden sollen, zeigt, dass die Immobilien nicht Teil der Insolvenzmasse sind. Die Immobilien könnte der Sachwalter nämlich ansonsten verkaufen und den Erlös dazu nutzen, Gläubigerforderungen zu bedienen. Doch wie aus zahlreichen Auflistungen über die finanzielle Situation der einzelnen Gesellschaften hervorgeht, können in einigen Fällen nicht mal alle Verfahrenskosten gedeckt werden. Schlechte Aussichten also insgesamt für alle Gläubiger. Darunter befinden sich auch zahlreiche Vermieter von Objekten, in denen Hammer- und Schlaumärkte untergebracht waren - die Außenstände belaufen sich auf mehrere Millionen Euro. Mindestens ein Vermieter hat nach MT-Informationen von seinem Pfandrecht Gebrauch gemacht. In diesem Fall darf der Sachwalter zunächst nicht auf Ware und andere Vermögensgegenstände zurückgreifen. Der Wert der Filiale wird quasi eingefroren, um damit möglicherweise die individuellen Forderungen des Vermieters zu bedienen. Mehr zum Thema: Insolvenz-Zahlen von Brüder Schlau aus Porta .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 142.86%; } } Raumstylisten vor einem Jahr eingetragen Zahlreiche Einzelhandelsmärkte der Marke Hammer wurden bereits geschlossen - darunter die 2023 aufwendig sanierte und umgebaute Filiale an der Königstraße in Minden. An anderen Standorten läuft weiterhin ein Räumungsverkauf. Ein Teil der übrig gebliebenen Ware ist an die Investorgruppe GA Europe gegangen, die die verbliebenen Märkte - darunter Hammer in Porta Westfalica - betreibt. Die Ware wird derzeit auf umliegende Filialen verteilt. Für einen Teil der Hammer-Gruppe geht es seit Oktober unter dem neuen Namen Hammer Raumstylisten mit den bisherigen Geschäftsführern Carolin Neffe und Christoph Wackerbauer weiter. Die Wortmarke Raumstylist wurde übrigens in mehreren Schreibvarianten bereits im August 2024 ins Handelsregister eingetragen. Die Hammer-Raumstylisten selbst sind Ende September aus einer Vorratsgesellschaft hervorgegangen, die wiederum Ende April 2025 kurz vor Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens gegründet wurde. Der Weg über Vorrats-GmbHs ist in Deutschland ein gängiges Modell, um bei einer Geschäftsaufnahme Zeit zu sparen: Ale notwendigen rechtlichen Strukturen sind damit nämlich bereits geschaffen, ein Notar muss bei Übernahme nur noch den neuen Namen beglaubigen. In der neuen GmbH für Hammer tritt als einzige Gesellschafterin die Lenau Holding aus Wien auf, die zum einen mit &bdquo;Waren aller Art“ handelt und zum anderen interimsweise das Management in angeschlagenen Unternehmen übernimmt. Was zuvor bekannt war: So geht es bei Brüder Schlau in Porta Westfalica weiter Kapitel Großhandel ist zu Ende Während die Marke Hammer also weiterläuft, ist das Kapitel Großhandel Schlau zu Ende. Eine kleine Zahl verbliebener Mitarbeiter wickelt nach MT-Informationen derzeit als reisende Gruppe die einzelnen Standorte im Osten, Norden und Westen Deutschlands ab. Zahlreiche ehemalige Vertriebsmitarbeiter des Handwerker-Großhandels haben entweder neue Stellen bei Konkurrenten wie der Maler-Einkaufsgruppe oder Egbert Wilts gefunden oder sich über die Plattform &bdquo;LinkedIn“ arbeitssuchend gemeldet. Das Portal gilt als gute Möglichkeit, sich virtuell mit potenziellen neuen Arbeitgebern zu vernetzen. Während für viele nun die Suche nach einem neuen Job im Fokus steht, geht es am Freitag im Bielefelder Amtsgericht erst einmal um Zahlen, Daten und Fakten. Wie intensiv sich alle Beteiligten dann allerdings damit beschäftigen können, bleibt fraglich. Denn die Gläubigerversammlungen sind im Stundentakt angesetzt. Alles Wichtige zur Schlau-Insolvenz: Brüder Schlau aus Porta geht in Eigenverwaltung – was das für die Mitarbeiter bedeutet Keine Zukunft mehr: Großhandel Schlau aus Porta Westfalica schließt 50 von 60 Märkten Brüder Schlau aus Porta Westfalica verkauft weitere sechs Immobilien Stellenabbau bei Brüder Schlau: So viele Arbeitsplätze sind in Porta betroffen Schließung in Minden: Kunden von Hammer-Märkten sollen zu Mehrkäufen gebracht werden Unternehmensgruppe Brüder Schlau aus Porta will Arbeitsplätze streichen

Meistgelesen