Schließung in Minden: Wie die Situation bei Hammer die Mitarbeiter bewegt

Porta Westfalica-Holtrup/Minden. Nach Bekanntwerden einer Schließungsliste für 66 Hammer-Märkte ist die Verunsicherung unter betroffenen Mitarbeitern weiterhin hoch. Wie es für die Angestellten der zu schließenden Märkte ab 1. Oktober weitergeht, bleibt auch am Freitag auf Nachfrage des Mindener Tageblattes (MT) unbeantwortet. Klar ist nur: Während der Standort Porta Westfalica im Barkhauser Gewerbegebiet erhalten bleiben soll, werden in Minden an der Königstraße die Lichter ausgehen - und das, obwohl der Markt 2023 erst aufwendig neu gestaltet wurde. &bdquo;In einer Umbauzeit von mehreren Wochen ist der Markt mit einer bisher einmaligen Optik von der Außenfassade über den Eingangsbereich bis hin zum Interieur entstanden. Das neue Marktdesign auf der rund 1.700 Quadratmeter großen Verkaufsfläche wirkt hell und freundlich, hochmodern und aufgeräumt“, schrieb das Unternehmen selbst in einer Mitteilung kurz nach Neueröffnung. Die Verkaufsfläche wurde damals allerdings im Zuge des Umbaus schon drastisch reduziert: von 3.000 auf 1.700 Quadratmeter. Trotz Umbaus war es das für diesen Standort. Mehr zum Thema: Offenbar Kahlschlag bei Hammer: Fünf Märkte in OWL sollen schließen Teil-Rückzug der Geschäftsführerin Die Schließungswelle, von der in Ostwestfalen-Lippe fünf von zwölf Märkten betroffen sind, geht mit dem Anfang September offiziell eröffneten Insolvenzverfahren in Eigenregie einher. Bis zum Verfahrensbeginn hat es im Unternehmenskonstrukt von Brüder Schlau, zu dem Hammer gehört, bereits einige Veränderungen gegeben. Im November 2024 verkündete die Unternehmensspitze harte Einschnitte bei Personal und Immobilien. Im zeitlichen Kontext dazu hat sich Carolin Neffe, Enkelin des jahrzehntelangen Geschäftsführers Eberhard Beeth, von diversen Posten in Teilunternehmen der Brüder-Schlau-Gruppe zurückgezogen. Auch Mit-Geschäftsführer Christoph Wackerbauer tritt nur noch in Teilen als solcher auf und schied beispielsweise im November 2024 ebenso aus einigen Funktionen in der Führungsebene aus. Außerdem stieß kurz zuvor, nämlich im September 2024, Dieter Noldenn als Holding-Geschäftsführer der Unternehmensgruppe dazu. Noldenn hat viele Jahre für Galeria Karstadt Kaufhof gearbeitet - wo es mehrere Rückschläge in den Sanierungsprozessen gab. Dennoch sollte Noldenn seine Erfahrung in Porta Westfalica einbringen. Gewinne brechen um fast 52 Millionen Euro ein Carolin Neffe hingegen konzentriert sich laut Registerauskünften aktuell vor allem auf die Beeth GmbH, die als persönlich haftender Gesellschafter der Brüder Schlau GmbH auftritt. Außerdem gründete sie Ende September 2024 die Hebe Foundation gGmbH in Bad Oeynhausen. Die gemeinnützige Gesellschaft kümmert sich nach eigenen Angaben um Beratungs- und Anlaufangebote für Kinder, die mindestens einen Elternteil haben, der unter Schizophrenie leidet. Dort tritt sie als Geschäftsführerin auf. Publikationen, bis auf die eigene Webseite, sind dazu aber nicht zu finden. Rasant bergab ging es bei der Entwicklung des Gewinns von Brüder Schlau. Fuhr die gesamte Unternehmensgruppe 2020 Gewinne von rund 40 Millionen Euro ein, schrieb das Unternehmen schon zwei Jahre später rote Zahlen - entgegen dem deutschlandweiten Trend in der Baumarktbranche. 2023 waren es sogar minus 11,7 Millionen Euro. Das ist innerhalb von vier Geschäftsjahren ein Einbruch von 51,7 Millionen Euro. Aktuellere Zahlen sind nicht öffentlich zugänglich. Lesen Sie dazu: Keine Zukunft mehr: Großhandel Schlau aus Porta Westfalica schließt 50 von 60 Märkten Unternehmen antwortet nicht auf Anfragen Während die Zahlen eine klare Sprache sprechen, bleiben viele weitere Fragen offen. So wollte das MT unter anderem wissen, wie viele Mitarbeiter von den Schließungen betroffen sind, ob sie Lohnfortzahlungen bekommen und wie genau die zahlreichen Immobilienverkäufe abgelaufen sind, die vor und nach Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens über die Bühne gingen. Dabei soll es nach MT-Informationen von Unternehmensmitarbeitern nicht nur um Großhandels- und Einzelhandelsmärkte gegangen sein, sondern auch um große Lagerstandorte, etwa in Porta Westfalica und in Brandenburg. Eine Antwort bleibt die Geschäftsführung der Redaktion schuldig. Aktuell haben sich zahlreiche Mitarbeiter, darunter auch aus Führungspositionen, in Chat-Gruppen zusammengeschaltet, um sich auszutauschen. Auszüge daraus liegen dem MT vor. Demnach herrscht große Unsicherheit. Beklagt wird zudem, dass sämtliche Mitteilungen an die Mitarbeiter nur noch anonym mit Management-Team unterschrieben würden und nicht mit Namen von Geschäftsführern. Interne Schreiben: Kunden sollen zu Mehrkäufen gebracht werden In diesen internen Mitarbeiterinformationen, die dem MT schriftlich vorliegen, tauchen zahlreiche Details auf. Demnach müssen Mitarbeiter vertraglich festgehaltene Sonderzahlungen über den regulären Lohn hinaus nun für die Insolvenztabelle anmelden, wenn sie darauf bestehen. Ob diese dann am Ende aber vollständig ausgezahlt werden, ist völlig unklar. Wer ab dem 1. September von der Arbeit freigestellt werde, bekomme womöglich keine Lohnzahlung mehr vom Betrieb, sondern müsse sich bei der Agentur für Arbeit melden. Bei Lieferanten sollen nach dem Wortlaut des mehrseitigen Schreibens erst einmal diejenigen vorrangig behandelt werden, die &bdquo;wichtig für den Umsatz“ seien. Um alle anderen werde man sich nachrangig kümmern, heißt es weiter. Zudem werden die Mitarbeiter in dem Schreiben dazu animiert, bei Kundenaufträgen weiterhin auf Anzahlungen zu bestehen. &bdquo;Versuchen Sie, den Kunden zu überzeugen. Die Anzahlung ist Bestandteil unserer Auftragsabwicklung. Wenn ein Kunde diese Anzahlung trotzdem nicht leisten möchte, dann kommt kein Vertrag zustande“, teilt das unterschreibende Management-Team mit. Offenbar gab es aufgrund der vorläufigen Insolvenz Vorbehalte von Kunden, diese Anzahlung zu leisten. Kundenfinanzierungen wurden sofort eingestellt. &bdquo;Ohne Ertrag kein Gehalt“ In einem weiteren Schreiben im Kontext der Insolvenz an die Belegschaft wünscht sich die Geschäftsführung, dass die Frage nach der Schuld nicht mehr gestellt werden solle. Außerdem kündigt das Management an, dass seit dem 1. September die Gehälter wieder vom Unternehmen und nicht aus dem Insolvenzgeld gezahlt würden. Und dabei macht die Führungsebene direkt klar: &bdquo;Manchmal hört man noch Sätze wie: Der Arbeitgeber muss die Gehälter sowieso zahlen. Das ist ein gefährlicher Irrtum. Die Wahrheit ist einfach und eindeutig: ohne Umsatz kein Ertrag. Ohne Ertrag kein Gehalt.“ Daher schwört die Geschäftsführung die Mitarbeiter von Hammer auch darauf ein, ab sofort jeden Kunden im Markt offensiv anzusprechen, statt abzuwarten. Ergänzend heißt es dazu: &bdquo;Zusatzangebote machen: Ein Teppich kann Gardinen nach sich ziehen.“ Unter Mitarbeitern sorgen diese Mitteilungen für Irritation und Unverständnis, ist in den Chat-Gruppen zu lesen. Die Ungewissheit hält weiter an. Was in vielen Gesprächen zwischen MT und Mitarbeitern und ehemaligen Beschäftigten deutlich wird: Der Frust ist groß. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 142.86%; } }

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