Tatverdächtiger auf freiem Fuß: Opfer stirbt nach Messerstichen in Minden-Lübbecke

Porta Westfalica-Lerbeck. Nach einer Messerattacke am Samstagabend im Drosselweg ist das 61-jährige Opfer aus Porta Westfalica im Mindener Klinikum verstorben. Sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft Bielefeld bestätigen entsprechende MT-Informationen am Donnerstag - und teilen mit, dass der 47-jährige Tatverdächtige weiterhin auf freiem Fuß ist. Dabei dreht sich bei den Ermittlungen alles um eine Frage: War es Notwehr? In der Ein- und Zweifamilienhaussiedlung am Drosselweg ist fünf Tage nach der Attacke Ruhe eingekehrt. &bdquo;Ich habe gar nichts mitbekommen“, sagt eine Anwohnerin der insgesamt nur neun Häuser in der Straße. &bdquo;Man kennt hier trotzdem kaum noch Leute“, sagt ein älteres Paar. Doch die Bewohner des Hauses, in dem sich die Tat abspielte, sind ihr bekannt. &bdquo;Das kann ich mir alles gar nicht vorstellen“, sagt die Nachbarin und ist sichtlich mitgenommen. Sie hatte am Samstagabend das ganze Blaulicht gesehen und war erst von einem Unfall ausgegangen. &bdquo;Als die Polizei so lange da war, kam mir das aber komisch vor.“ Dass nun sogar ein Mensch gestorben ist, macht sie fassungslos. Am Tatort ist es still, offenbar ist niemand der Anwohner Zuhause. Weihnachtsbeleuchtung hängt an der Fassade, im Vorgarten strahlen ein Elch und ein Weihnachtsmann bei Minusgraden um die Wette. Nichts lässt auf das, was hier passiert ist, zurückschließen. Nach Angaben der Polizei war in dem Mehrfamilienhaus der 61-Jährige aufgrund mehrerer Messerstiche schwer verletzt worden. Er hatte sich zu einem gemeinsamen Abend in der Wohnung des 47-Jährigen getroffen, dabei wurde Alkohol getrunken, bis es offenbar eskalierte. Dabei soll der nun Verstorbene unter anderem ein Messer gegen den Gastgeber erhoben haben. Polizei macht keine Angaben zu Details Dieses hat der 47-Jährige dem Verstorbenen wohl entrissen und fügte seinem Freund mehrere Stich- und Schnittverletzungen zu. Über die Anzahl der Stiche macht die Polizei ebenso keine Auskunft wie darüber, wo sich die Einstichstellen befinden. &bdquo;Das ist Täterwissen, das können wir nicht herausgeben“, erklärt Polizeisprecherin Alexandra Brakemann. Der tatverdächtige Portaner sei zwar polizeibekannt, aber nicht einschlägig und auch kein Intensivtäter, so die Polizei. Woher das Messer stammt, ist gegenwärtig noch unklar. Auf MT-Nachfrage verweist die Polizei auf laufende Ermittlungen. So könne der Gast das Messer mitgeführt haben, es könne aber auch aus der Wohnung des 47-Jährigen stammen. Die Polizei stellte das mutmaßliche Tatwerkzeug am Samstagabend jedenfalls sicher. Obduktion soll Aufschluss bringen Während der 47-Jährige nach der blutigen Attacke in das Polizeigewahrsam kam, wurde der 61-Jährige im Mindener Klinikum notoperiert. Zunächst hatten die Ärzte dort Entwarnung gegeben. Der Mann fiel jedoch kurze Zeit später ins Koma und starb nach dem Messer-Angriff schließlich am Dienstag. &bdquo;Eine Obduktion soll nun weiteren Aufschluss geben. Er ist möglicherweise an einem Herzinfarkt verstorben“, erklärt der für den Fall zuständige Kapitaldezernent der Staatsanwaltschaft Bielefeld Christoph Mackel. Bei der Obduktion am Freitag müsse unter anderem geklärt werden, ob die Stichverletzugen ursächlich für den Tod gewesen sind, so der Staatsanwalt. Es gibt keine Zeugen Die Polizei erhoffe sich zudem weitere Aufschlüsse über den genauen Ablauf des Abends. Der dringend Tatverdächtige 47-Jährige habe sich zu den Vorwürfen bislang noch nicht geäußert, der 61-Jährige ist nicht mehr in der Lage dazu. &bdquo;Es gibt - Stand jetzt - auch sonst keine Zeugen“, sagt Brakemann und macht damit die schwierige Ermittlungslage der Polizei deutlich. Diese würden unter Hochdruck weiterlaufen, um möglicherweise zu beweisen, dass es sich nicht wie angenommen um Notwehr handelt. &bdquo;Wir müssen anhand der bisherigen Ermittlungsergebnisse davon ausgehen, dass es sich um eine Notwehrlage handelt“, sagt Staatsanwalt Mackel gegenüber dem MT allerdings mit Blick auf die bisherigen Ermittlungsergebnisse. Er verweist unter anderem auf Verletzungen, die auch der Täter davontrug. Deshalb gebe es laut ihm keinen dringenden Tatverdacht - und somit auch keine Haftgründe. Auch die Tatsache, dass das Opfer nun verstorben ist, ändere nichts an der derzeitigen Lage. Könne man jedoch ausschließen, dass es sich um Notwehr gehandelt hat, dürfte der 47-Jährige sofort verhaftet werden. Das ist die Frage der Fragen &bdquo;Das Wichtigste sind jetzt die weiteren Ermittlungen der Polizei“, sagt Christoph Mackel und fügt an: &bdquo;Die Frage der Fragen lautet: Wie ist es abgelaufen?“ So lange die Notwehrlage im Raum stehe, könne Mackel keinem Richter einen Antrag auf Untersuchungshaft vorliegen, wie er erklärt. Dieser würde sofort abgeschmettert werden. &bdquo;Und ich bin jemand, der sonst schnell Personen in Haft nimmt.“

Meistgelesen