Tipps für den Winter: So überleben Beete und Pflanzen die kalte Jahreszeit

Minden/Porta Westfalica. Die letzten warmen Sonnenstrahlen des Spätherbstes tauchen den Garten in ein goldenes Licht, während die ersten Anzeichen des nahenden Winters in der Luft liegen. Es steht die Zeit des Jahres an, in der Hobbygärtner ihre Ärmel hochkrempeln und sich darauf vorbereiten, ihr heimisches Grün winterfest zu machen. Denn: Je besser ein Garten in den kalten Monaten geschützt und gepflegt wird, desto prachtvoller kann er im Frühling erblühen. In Minden und Umgebung steht die Saison des Planens, Aufräumens und Vorbereitens vor der Tür - in der die Natur selbst zeigt, wie wichtig es ist, sich auf den Wandel der Jahreszeiten vorzubereiten. Aber worauf muss eigentlich alles geachtet werden? Experten aus der Region geben im Gespräch mit dem Mindener Tageblatt (MT) wertvolle Tipps. Rückschnitt von Stauden - wann ist der beste Zeitpunkt? &bdquo;Das Problem bei der herbstlichen Gartenpflege ist oft, dass die Leute alles winterfest haben wollen und somit viele Sträucher und Pflanzen viel zu früh zurückschneiden", sagt Karl-Heinz Wagner, Garten- und Landschaftsbauer aus Minden. Dabei sollten Stauden erst im Frühjahr, also Ende Februar bis Anfang März, zurückgeschnitten werden. &bdquo;Sonst schadet der auftretende Frost den Pflanzen." Das spätere Schneiden habe laut Sabine Starke aber auch noch einen weiteren Vorteil für die Natur: &bdquo;Stauden können auch im Winter eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel oder ein Unterschlupf für Insekten sein", erklärt die Geschäftsführerin vom Central Gartencenter in Minden. Die Experten betonen aber unabhängig voneinander, dass dafür andere Pflanzen mehr und frühere Pflege brauchen. Karl-Heinz Wagner führt als Beispiel die Rosen an, die besonders sensibel seien. Demnach dürften sie nur ein wenig an den Trieben ausgedünnt werden, um den kalten Temperaturen standhalten zu können. Besonders empfindliche Sorten wie historische Rosen oder Duftrosen könnten Hobbygärtner zudem einwickeln oder mit Mulch abdecken, der auf die Veredlungsstelle am Stamm verteilt wird. Das Gehölz würde dann wiederum Rückzugsmöglichkeiten für verschiedene Insektenarten und Kleinstorganismen schaffen, die in jedem heimischen Ökosystem von höchster Bedeutung seien. Sabine Starke betont aber, dass Rosen trotz ihrer Empfindlichkeit nicht zu früh abgedeckt werden sollten - &bdquo;sondern erst, wenn es wirklich kalt ist", so die Expertin. Sonst könne die Pflanze nicht vernünftig atmen. Der Garten ist voller Laub, und jetzt? Dieser Tage lässt sich in der Natur kaum ein Schritt gehen, ohne heruntergefallenes Laub zum Rascheln zu bringen. Im heimischen Garten sollte das aber regelmäßig beseitigt werden - &bdquo;sonst wachsen Pilze", warnt Alexander Hoppe, Geschäftsführer von Garten- und Landschaftsbau Hartmut Hoppe. Große Berge an Laub würden das Gras ersticken und Pilz- und Moosbewuchs sowie Krankheiten begünstigen. Karl-Heinz Wagner sagt dazu: &bdquo;Rasen braucht Luft, um gesund wachsen zu können und im nächsten Frühjahr ein sattes Grün hervorzubringen." Damit das Gras auch im kommenden Jahr wieder ergrünt, könnten Hobbygärtner zudem noch einen speziellen Herbstdünger auftragen. Dieser halte für 100 Tage und tue dem Rasen gut. Das heruntergefallene Laub muss aber nicht zwangsläufig entsorgt werden. Mit den Blättern lassen sich, so erklärt es Karl-Heinz Wagner, beispielsweise Beete isolieren oder sie dienen als Unterschlupf für Igel. Denn: Der Winter verlangt nicht nur der Pflanzenwelt einiges ab. Auch die Tiere bräuchten Schutz - und das nicht zuletzt wegen der Menschen. Wie funktioniert Tierschutz vor der eigenen Haustür? Zwar seien Igel keine gefährdete Art, aber die Lebensbedingungen für sie seien schlechter geworden, sagt Dirk Esplör, Leiter der Biologischen Station Minden. Einerseits gebe es immer weniger Insekten und dadurch weniger Nahrung für die Igel, andererseits sei auch ihr Lebensraum kleiner geworden. Naturnahe Gärten, die Igeln einen idealen Lebensraum bieten, seien weniger verbreitet als früher. Grundsätzlich, meint er, gelte für den Igelschutz das altbekannte: Gärten sollten vor dem Winter nicht zu stark "aufgeräumt“ werden. Heißt konkret: Laub und tote Sträucher sollten nicht in die Tonne. Igel seien für ihren Winterschlaf auf den blätterigen Unterschlupf angewiesen. Zudem würden im Laub noch viele weitere kleine Tiere und Insekten überwintern, so Dirk Esplör. Die seien nicht nur gut für den Garten, sondern böten dem Igel auch eine Nahrungsquelle.Das bedeute aber nicht, dass man seinen Garten über die Herbst- und Wintermonate völlig verwildern lassen müsse, stimmt der Leiter der Biologischen Station den Landschaftsgärtnern zu. Sollte das Laub auf freien Rasenflächen entfernt werden, &bdquo;dann am besten mit einem Rechen. Das ist für die Tiere die schonendste Methode“. Das Laub sollte nicht in die Tonne wandern, sondern an Baumstämmen oder in Gebüschen und Sträuchern angehäuft werden. &bdquo;Da stört es nicht und die Tiere können sich dort einnisten“. Am besten sollten Hobbygärtner das schon jetzt machen. &bdquo;Etwa ab November halten die Tiere Winterschlaf und dann kann es durchaus sein, dass sich dort bereits Igel für den Winter einquartiert haben." Wie lange halten Tiere ihren Winterschlaf? Ähnliches gelte auch fürs Frühjahr: Bis März seien die Tiere im Winterschlaf, erst im April fangen sie wieder an, aktiv zu werden. &bdquo;Wer also bereits vorher mit der Gartenarbeit beginnt, riskiert, die Tiere zu stören." Übrigens: Auch Rasenmähroboter können Igeln zum Verhängnis werden: Sie sind keine Fluchttiere und rollen sich bei Gefahr eher zusammen, erläutert Esplör. &bdquo;Daher sollte man Mähroboter also zumindest nachts, wenn die Igel aktiv sind, nicht fahren lassen." Der Experte mahnt aber, dass die Hilfsbereitschaft für die Tiere nicht zu weit gehen dürfe. Füttern zum Beispiel sollte man die Igel in der Regel nicht. &bdquo;Das ist nicht unbedingt im Sinne der Wildtiere, die ohne menschliche Hilfe überleben sollten." Wer jedoch im Frühjahr einen sehr unterernährten Igel im Garten entdeckt, dürfe ruhig Igel- oder Katzenfutter bereitstellen. &bdquo;Man muss aber auch bedenken, dass man damit weniger erwünschte Tiere füttert – Waschbären, Ratten, Marder. Besser ist es, dem Igel von vornherein einen geeigneten Lebensraum zu bieten." Auch kranke oder verletzte Tiere daheim aufzupäppeln, sei nicht unbedingt eine gute Idee: &bdquo;Das erfordert schon eine gewisse Fachkundigkeit", erklärt Dirk Esplör. Besser sei es, das verletzte Tier an eine geeignete Auffangstation zu übergeben. "Bei uns in der Region sind das zum Beispiel die Rehkitzrettung Minden, die Wildtierhilfe Rahden oder die Igelhilfe Herford." Es werde Eis - auch im Teich und Wasserhahn? Tierschutz findet aber nicht nur im Freien statt. Laut Landschaftsgärtner Alexander Hoppe sei es auch wichtig, im Fall der Fälle, seinen heimischen Teich winterfest zu machen. Das gehe ganz einfach mithilfe eines Eisfreihalters. Dieser schaffe eine Öffnung in der Oberfläche, durch die Gase aus dem Teich entweichen können und das Gewässer nicht zufriert. Das sei besonders wichtig, wenn Fische in dem Wasser leben - &bdquo;die ersticken sonst", warnt Alexander Hoppe. Er weist zudem darauf hin, dass auch Außenwasserhähne winterfest gemacht werden müssen. Das Absperrventil müsse geschlossen und das Wasser danach auslaufen. So könnten Gartenbesitzer auf Nummer sicher gehen. Welche Überlebensstrategie gibt es für Kübel- und Beetpflanzen? Karl-Heinz Wagner findet, dass Pflanzen, die im Topf auf der Terrasse oder dem Balkon stehen, langsam auch in ihr Winterquartier umziehen sollten. &bdquo;Besonders Palmen oder mediterrane Bäume wie Oliven oder Orangen mögen unsere wechselhaften Temperaturen nicht sonderlich und neigen bei zu kaltem Wetter dazu, braune Blätter zu bekommen." Ähnlich sei es laut Sabine Starke auch bei Oleander, auch Rosenlorbeer genannt. Dieser sollte unbedingt drinnen überwintern - &bdquo;in einem kühlen, hellen Raum." Zudem sollte die Wasserzufuhr gedrosselt werden. Hartnäckiger seien Pflanzen wie der Buchsbaum. Der könne den Winter auch im Freien verbringen, müsste aber geschützt werden. &bdquo;Da muss man schauen, dass der Kübel durchfrieren kann", sagt Sabine Starke. Sie rät zu Gartenwolle, um das Behältnis einzuwickeln, oder einem Fuß unter dem Kübel, damit das Wasser abfließen kann. Alexander Hoppe rät dazu, Styroporplatten unter den Pflanzgefäßen zu platzieren. So könnten Gartenbesitzer auf Nummer sicher gehen. Grundsätzlich sei es nicht verkehrt, dem Garten im Herbst und Winter auch mal eine Pause zu gönnen, sagt Sabine Starke. Daher rät sie davon ab, Hecken aktuell noch zurückzuschneiden. Karl-Heinz Wagner stimmt zu, führt Obstbäume, wie Äpfel oder Birnen, als Beispiel an, die ihren jährlichen Schnitt ebenfalls erst im Frühjahr mögen, wenn die Temperaturen konstanter und wärmer sind. Aber: &bdquo;Ganz anders verhalten sich Kirschen und Pflaumen. Diese sollten direkt nach der Ernte, also im August zurückgeschnitten werden, um schädliche Wassereinlagerungen in den Ästen zu vermeiden." Wie verlängert sich Lebenszeit von elektronischen Gartenhelfern? Um sich die Arbeit erleichtern zu können, gibt es eine Vielzahl von großen und kleinen Hilfsmitteln. Den Klassiker stellt dabei der Laubbläser dar. Viele Hersteller setzen vermehrt auf die akkubetriebenen Geräte. Der Vorteil bei diesen Maschinen ist, dass sie besonders leise sind. Jedoch ist die Akkulaufzeit von etwa 15 Minuten doch eher kurz, weiß Fachmann Lars Rüffer vom Fachhändler Julmi in Porta Westfalica. Im Winter besteht zudem die Gefahr, dass sich Hobbygärtner den Akku ganz ruinieren, sagt auch Alexander Hoppe. Daher gilt: &bdquo;Der Akku sollte unbedingt frostfrei gelagert werden, daher auch nicht im Gartenhaus." Auch die Rasenmähroboter müssen an die Witterungsbedingungen angepasst werden, sagt Lars Rüffer. Bei Frost müssten die Mäher zusammen mit den Ladestationen abgebaut und an einen wärmeren Ort, wie beispielsweise eine Garage, gebracht werden, um die Akkus nicht unnötig zu strapazieren. Über den Winter sei es besonders wichtig, zwei bis drei Ladevorgänge vorzunehmen, um die empfindlichen Stromspeicher zu schonen: &bdquo;Wenn das nicht passiert, stehen die Kunden im Frühling hier im Laden und wundern sich, warum ihre Rasenmäher nicht mehr funktionieren", erklärt Lars Rüffer. Bis zum ersten Bodenfrost können die Geräte im Einsatz bleiben, denn Rasen wächst bis zu einer Außentemperatur von etwa zehn Grad. Wenn Hobbygärtner später anfangen und früher aufhören zu mähen, dann verringere sich die Gefahr, dass die Geräte sich mit Gras verstopfen. Zudem sinke das Risiko, dass nachtaktive Tiere wie Igel erfasst und verletzt werden würden.

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