Spezialunternehmen findet Leichen: Warum das der Polizei nicht gelang

Porta Westfalica-Costedt. Nach einer Woche haben die Angehörigen der beiden vermissten Schwimmer endlich Gewissheit und können ihre Verwandten beerdigen. Ein Münchner Spezialunternehmen fand die beiden menschlichen Körper am Sonntag nach einer erneuten Suche im Kiesteich und barg den 27-Jährigen aus Löhne und die 26-Jährige aus Bad Oeynhausen. Was der Polizei und Feuerwehr in mehreren Anläufen auf dem Betriebsgelände nicht gelang, klappte bei dem beauftragten Unternehmen &bdquo;Tauchdienste“ aus Bayern nach dem ersten Anlauf. In den Sozialen Netzwerken sprechen erste Angehörige von Behördenversagen, doch Patrick Wichmann von der Tauchgruppe Frille widerspricht solchen Behauptungen. Der Tauchgruppenführer war vergangenen Sonntag ebenfalls vor Ort und erklärt, dass die technische Ausstattung sich unterscheidet: &bdquo;Wir versuchen, Vermisste innerhalb von vier Stunden zu retten, während das Unternehmen sich auf die Bergung spezialisiert hat.“ Flossenschläge erschweren die Sicht So habe die Feuerwehr ein Sonarboot, mit dem sie über die Oberfläche den Schall zum Orten einsetzen könne. &bdquo;In dem tiefen Kiesteich haben wir extreme Temperaturunterschiede, sodass die Signale Sprünge haben“, erklärt Wichmann. Das Unternehmen, das sich nicht äußern wollte, benutze jedoch eine Art Sonar-Torpedo. Das Gerät arbeite unter Wasser und könne genauere Ergebnisse liefern. &bdquo;Bei einer Rettung könnten wir das zum Beispiel nicht einsetzen, weil es zu lange und mehrere Stunden braucht“, sagt Wichmann. Er lobt die Zusammenarbeit und verweist auf einen Roboter, der die Körper aus 16 Metern hochgezogen hat. &bdquo;Ab zehn Metern wird es kritischer für uns“, sagt Wichmann. Zudem erschwere jeder Flossenschlag die Sicht in dem Gewässer und wirble Kiessand auf. Die Tauchgruppe Frille war am Sonntag neben der Feuerwehr Porta mit zwölf Kräften und vier Tauchern vor Ort. Sie waren im Wasser, um den Angehörigen die Sicht auf die Körper zu ersparen und deckten diese ein. Später durfte sich die Familie in Zelten von ihnen verabschieden. Auch die Polizei hatte in der vergangenen Woche am Montag mit einem Leichenspürhund und am Mittwoch mit einer speziellen Tauchergruppe aus Bochum nach den Vermissten gesucht – ohne Erfolg. &bdquo;Wir haben alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft“, erklärte Polizeisprecher Thomas Bensch. Zwar setzten die Spezialisten ebenfalls ein Sonargerät und Drohnen ein, doch unter Wasser waren sie damit nicht. Die Tauchgruppe soll laut Bensch einen Unterwasser-Roboter besitzen. Der sei jedoch nicht zum Einsatz gekommen. Der für den Robotereinsatz notwendige Experte stand nicht zur Verfügung. Auf Vermisstenfälle spezialisiert Das beauftrage Unternehmen aus Bayern hat sich auf Vermisstenfälle spezialisiert und sucht sogar abhandengekommene Eheringe im Wasser. Auf seiner Internetseite listet &bdquo;Tauchdienste“ die Erfolge auf. So fanden die Experten auch eine seit 27 Jahren vermisste Person im Chiemsee. &bdquo;Die sind bestens ausgestattet und wirklich sehr gut, in dem was sie machen“, sagt Patrick Wichmann von der Tauchgruppe Frille. Dass das Missachten des Badeverbots an privaten Kiesteichen kein Einzelfall darstellt, zeigt sich auch in Paderborn. Dort hat die Polizei, wie sie am Montag mitteilt, 100 Anzeigen geschrieben, weil junge Erwachsene über Zäune kletterten und am Saugbagger badeten. Auch am Kiesteich an der Bundesstraße 482 bei Windheim tummelten sich bereits an Wochenenden bis zu 500 Badegäste. Selbst ein Stacheldrahtzaun konnte sie nicht am Schwimmen hindern. Wie Kreis-Sprecherin Sabine Ohnesorge mitteilt, werden im Mühlenkreis an 17 Baggerseen Kies und Sand abgebaut. &bdquo;Zählt man nicht mehr in Betrieb befindliche Abbaustätten hinzu, gibt es weit über 40 Abgrabungsgewässer im Kreisgebiet.“ Die Unternehmen müssen vermeiden, dass Unbefugte Zugang auf das Betriebsgelände haben. Das Umweltamt überwacht, ob diese Auflage eingehalten wird. Seit 1997 in Betrieb Der Kiesteich in Costedt ist seit 1997 in Betrieb, das Gelände sei beschildert und es sei ersichtlich, dass es sich um eine in Betrieb befindliche Abgrabung handele und nicht um einen Badesee, heißt es vom Kreis Minden-Lübbecke. &bdquo;Auch ohne besonderen Anlass erinnert das Umweltamt des Kreises in größeren Abständen die Betreiber im Kreisgebiet daran, dass sie ihre Sicherungspflichten einhalten“, informiert Ohnesorge. Auch polizeiliche Kontrollen seien in gravierenden Fällen schon erfolgt. In der Vergangenheit habe es immer wieder präventive Warnrufe des Umweltamtes an die Abgrabungsunternehmer gegeben, in den Sommermonaten verstärkt auf das Fernhalten von Badegästen zu achten. Der Kreis habe auch über Medien informiert, wenn verstärkter Badetourismus an betrieblichen Baggerseen dazu Anlass gab.

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