Warum kracht es so oft auf der A2 bei Veltheim?

Porta Westfalica-Veltheim. Der letzte Einsatz steckt noch schwer in den Knochen. Gerade mal etwas mehr als 24 Stunden nach dem schweren Lkw-Unfall mit einem lebensgefährliche Verletzten und einem Millionenschaden auf der A2 bei Veltheim müssen die Freiwilligen Feuerwehrleute wieder auf die Autobahn. Wieder hat es gekracht, diesmal sind zwei Pkw beteiligt. Das Trümmerfeld ist groß. Die Wehrleute müssen wieder ran. Dass es bei diesem Unfall am Montag keine Schwerverletzten gibt, ist großes Glück. Doch der mittlerweile vierte Unfall auf diesem Abschnitt innerhalb von nur acht Tagen wirft Fragen auf. Warum so viele schwere Zusammenstöße in so kurzer Zeit im gleichen Autobahnabschnitt? Straßen NRW glaubt eher an Zufall Drei Spuren, zum Teil ein ordentliches Gefälle und viele Kurven: Wer von Bad Eilsen in Richtung Veltheim nicht aufmerksam und vorausschauend fährt, geht ein hohes Risiko ein. Die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall auf solch einer Strecke scheint höher zu sein als auf einem geraden Abschnitt dieser Autobahn. Trotzdem: Straßen NRW als zuständige Behörde glaubt eher an einen Zufall, dass es dort so häufig so schwer gekracht hat. &bdquo;Die Unfälle haben bei trockenem Wetter stattgefunden. Probleme mit der Griffigkeit der Fahrbahn wird es dort nicht geben", sagt Sprecher Markus Miglietti. Deshalb werde die Autobahnmeisterei erst einmal nicht tätig. Nur die Schäden an den Leitplanken müssen die Mitarbeiter beseitigen, sonst blieben zusätzliche Gefahrenquellen. 20.000 Euro Schaden sind laut Miglietti an den Schutzplanken bei allen drei schweren Unfällen zusammen entstanden. &bdquo;Selbstverständlich hat die zuständige Autobahnmeisterei dieses im Blick." Und sollte es zu weiteren Unfällen kommen, werde der Streckenabschnitt noch einmal verstärkt kontrolliert. Polizei: Kein Unfallhäufungspunkt Auch die Polizei kontrolliere Autobahnabschnitte wie diesen stark, betont Sprecher Michael Kötter von der zuständigen Autobahnpolizei in Bielefeld. Unter anderem würden Lkw &bdquo;gezielt kontrolliert. So können anhand des digitalen Kontrollgerätes im Fahrzeug beispielsweise die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h und die Einhaltung von Sozialvorschriften wie zulässige Fahrtzeiten überwacht werden." Auch den technischen Zustand der Lkw habe die Polizei bei diesen Kontrollen im Blick. Grundsätzlich sei dieser Autobahnabschnitt aber kein Unfallhäufungspunkt, an dem mehr Zusammenstöße geschehen als auf anderen Abschnitten der A2. Die Häufung in den vergangenen Tagen hätte diesen Eindruck allerdings durchaus wecken können, sagt Kötter. Die Fahrer der beiden Unfall-Lkw, die am Stauende auf stehende Sattelzüge geprallt waren, sei weiterhin kritisch. &bdquo;Die Ursache bei Stauendunfällen ist in vielen Fällen Ablenkung, aber auch das Ausschalten von technischen Sicherungseinrichtungen, die eine rechtzeitige Notbremsung einleiten könnten", bemängelt Kötter. Sollten wiederholt schwere Unfälle in Höhe Veltheim auftreten, könnte die Unfallkommission ins Spiel kommen. Die würde dann untersuchen, ob mit gezielten Maßnahmen wie Schildern, Erneuerung der Fahrbahn oder anderen Dingen Abhilfe geschaffen werden kann. Allerdings würden auch grundsätzliche Gefahrenstellen analysiert. Das wird nach diesen Unfällen auch im Abschnitt Veltheim geschehen, sagt der Polizeisprecher. Ob dann eingegriffen werden muss, werde sich später zeigen. ADAC: Lange Fahrten sind ein Risiko Der ADAC hatte dieses Teilstück der Autobahn 2 bisher ebenfalls nicht als Unfallhäufungspunkt im Blick, erklärt OWL-Sprecher Ralf Collatz im MT-Gespräch. Allerdings sieht der ADAC ein generelles Risiko auf der A2: &bdquo;Die A2 als Ost-West-Achse – auch Warschauer Allee genannt – hat einen Schwerlastanteil von knapp 30 Prozent. Das bedeutet unter anderem, dass sich die Folgen von Unfällen häufig vergrößern, da Lkw mit entsprechender Masse beteiligt sind", sagt Collatz. Häufig lasse sich die Unfallursache nur vermuten, &bdquo;Fachleute und auch der ADAC gehen aber von einer Quote von mindestens zehn Prozent der Unfälle aus, bei denen Ablenkung durch elektronische Geräte wie Handys und Laptop, Nebentätigkeiten und ähnliches der Auslöser ist". Problematisch sei zudem, dass Lkw-Fahrer oft lange und mit eintönigem Fahrrhythmus unterwegs seien, beklagt Collatz. Gerade in Nordrhein-Westfalen gebe es zu wenige Stellplätze, damit die Fahrer ihre Lenk- und Ruhezeiten einhalten könnten. &bdquo;Auch wenn im Bereich des OWL-Autobahnnetzes in den letzten Jahren durch Neubau wie mit den Rastanlagenlagen Lipperland Süd und Nord sowie Erweiterungen vorhandener Parkplätze schon einiges passiert ist, hinken Neu- und Ausbau der Lkw-Parkplätze leider dem stetig steigenden Güterfernverkehr hinterher." Dass es dann bei längeren Fahrzeiten zu Sekundenschlaf un damit oft Auffahrunfällen am Stauende komme, sei kein Wunder. Auch ein dritter Punkt bereitet dem ADAC Sorgen: Immer wieder würden Lkw-Fahrer die Assistenzsysteme wie Abstandhalter manuell ausschalten, um vermeintlich schneller voranzukommen. Bremsassistenten könnten bei einem übersehenen Stauende eingreifen und Schlimmeres verhindern. &bdquo;Insbesondere in Verbindung mit der genannten Ablenkung führt das Abschalten dieser Sicherheitssysteme häufig zu schwersten Unfällen vor allem an Stauenden."

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