Vor dem Ukraine-Krieg geflüchtet – nun eröffnet er eine Gastronomie in Mindens Innenstadt

Minden. Essensduft liegt noch in der Luft. Es riecht nach frittierten Lebensmitteln, obwohl im ehemaligen Fischbäcker schon seit ein paar Tagen kein Lachs, Kabeljau und keine Forelle verkauft worden ist. Noch ist im Inneren viel zu tun, die Renovierungen laufen und auch der Geruch soll beseitigt werden. Nahezu alles soll erneuert und frischer werden. Dennoch hat der Betreiber David Babakekhyan mit seinem Partner ambitionierte Pläne. Sein Restaurant &bdquo;Goldene Gabel“ will er noch in diesem Jahr und am liebsten im November in der Obermarktstraße eröffnen. Der 48-Jährige ist erst seit drei Jahren in Deutschland. Der gebürtige Armenier kam aus der Ukraine, nachdem dort 2022 der Krieg ausbrach. Er berichtet davon, dass er in Kiew ebenfalls eine Gastronomie geführt habe, dann aber mit seiner Frau und den beiden Töchtern aufgrund der Angriffe nach Deutschland geflüchtet sei. Da er kein ukrainischer Staatsbürger ist, war er nicht zum Kriegsdienst verpflichtet. Und dass er Minden gelandet ist, hat einen besonderen Grund. Aufgewachsen ist David Babakekhyan in der Region Bergkarabach, die für Konflikte zwischen Armenien und Aserbaidschan gesorgt hat. Die Armenier wurden von dort vertrieben, seit dem Krieg 2020 kontrollieren die Aserbaidschaner das Gebiet. &bdquo;Ich habe dort keine Heimat mehr“, sagt der 48-Jährige. Dafür hat er seit Kindheitstagen einen Freund, mit dem er die Schulbank gedrückt und der ihn nach Minden gelotst hat. &bdquo;Wir hielten Kontakt, als es mich aus wirtschaftlichen Gründen in die Ukraine zog.“ Es handelt sich um Kristafor Abrahamyan, der neben dem ehemaligen Fischbäcker einen Schuh- und Schlüsseldienst führt. &bdquo;Er hat mich auch auf die Immobilie hingewiesen.“ Lesen Sie auch: Die große NW-Übersicht: Das sind die besten Restaurants im Kreis Minden-Lübbecke Familie unterstützt im Restaurant &bdquo;Goldene Gabel“ Die hat kürzlich den Besitzer gewechselt und gehört inzwischen dem Mindener Geschäftsmann Hans-Robert Marschall. Kürzlich hat er in sein Gebäude in der Königstraße 2 - 12 investiert, dort eröffnete das arabische Restaurant &bdquo;Mandaloun“. Zuvor ließ er für 3,6 Millionen Euro ein Mietshaus im Petrikirchweg bauen. Sein Interesse gilt der Oberen Altstadt, er besitzt aber auch andere Immobilien in der Innenstadt und auf Mallorca. &bdquo;Wir müssen uns trauen und was bewegen im Stadtzentrum, sonst wird es düster aussehen“, sagt Marschall. Von seinem aktuellen Projekt und seinem neuesten Partner ist der Mindener überzeugt. &bdquo;Ich investiere bewusst in diese Gastronomie, weil ich an sie glaube und David vertraue.“ Seinen Angaben zufolge übernimmt er die Kosten für das Mobiliar, Küchengeräte und alle weiteren Sanierungen. Der Pachtvertrag gelte für fünf Jahre. David Babakekhyan sagt, dass er sich auch noch einen längeren Zeitraum vorstellen könne. Überhaupt möchte er Deutschland danken, bislang habe er hier vor allem an seinen Sprachkenntnissen gearbeitet. &bdquo;Wir sind hier sehr gut aufgenommen worden, uns wurde viel geholfen, wir bekamen schnell eine Wohnung.“ Viel Hilfe kommt auch von seiner Familie, die ihn beim Restaurant &bdquo;Goldene Gabel“ unterstützt. Seine Töchter müssten das Marketing übernehmen und in den sozialen Medien werben, erwähnt mit er mit einem Lächeln. Auch interessant: Restaurant zu verpachten: Gastronom sucht Nachfolger für das Cocco Pazzo in Minden Diese Speisen gibt es im neuen Mindener Restaurant Der 48-Jährige möchte die &bdquo;Goldene Gabel“ zu einem &bdquo;richtigen und schickeren Restaurant“ machen. &bdquo;Vorher hatte es mehr den Charakter einer Kantine“, meint er. Der neue Eigentümer möchte ukrainische, kaukasische und europäische Speisen anbieten. Darunter etwa die Suppe Borschtsch, Schaschlik, das georgische Käseladenbrot Chatschapuri und viele andere Produkte, die sonst bislang niemand in der Innenstadt anbietet. Vor der &bdquo;Goldenen Gabel“ war mehr als 100 Jahre lang der &bdquo;Fischbäcker“ an der Stelle ansässig. Die Gastronomie zog im Oktober an den Kleinen Domhof 14. Das Haus in der Obermarktstraße schaut auf eine lange Historie zurück und stammt aus dem Jahr 1800. Unter Denkmalschutz steht der Gewölbekeller mit einem erhaltenen Tiefbrunnen. Immobilienbesitzer Hans-Robert Marschall ist sich der langen Tradition bewusst und will einige Andenken an den Fischbäcker an der Fassade erhalten lassen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen