48-Jährige kämpft weiter um ihr Leben - Tatverdächtiger (21) bei Polizei als Raser bekannt

Minden. Während eine 48-jährige Frau nach dem schweren Verkehrsunfall auf der Ringstraße auch am Mittwoch noch in Lebensgefahr schwebt, werden immer mehr Details zum mutmaßlichen Unfallverursacher bekannt. Er hatte die Frau laut Polizeiermittlungen am Freitagabend mit seinem Motorrad erfasst und war anschließend vom Tatort geflüchtet. Das Fahrzeug versteckte er offenbar zunächst - und das wohl nicht ohne Grund. Der 21-Jährige soll bereits etliche Male negativ im Straßenverkehr aufgefallen sein. So erklärt Polizeisprecher Thomas Bensch auf MT-Anfrage: &bdquo;Der Mann, gegen den in diesem Fall wegen Verkehrsunfallflucht ermittelt wird, ist bereits verkehrspolizeilich in anderen Fällen in Erscheinung getreten.“ Bensch bestätigt damit entsprechende MT-Informationen. Der heute 21-Jährige soll nach Recherchen dieser Zeitung auch derjenige sein, der im Dezember 2024 vor mehreren Streifenwagen flüchtete und sich mit ihnen eine mehr als zwölf Kilometer lange Verfolgungsjagd bis nach Rothenuffeln lieferte. Verfolgungsjagd mit Polizei geliefert &bdquo;In dem Fall steht er im Fokus der noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen“, bestätigt Bensch. Seinerzeit soll der 21-Jährige ohne gültige Fahrerlaubnis in einem BMW unterwegs gewesen sein, zahlreiche rote Ampeln missachtet und andere Verkehrsteilnehmer durch riskante Fahrmanöver in Gefahr gebracht haben. In Rothenuffeln entzog er sich laut der Polizei dann einer Kontrolle, indem er auf eine Streifenwagenbesatzung zuraste – eine Polizistin musste sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. &bdquo;Nur durch ihr reaktionsschnelles Handeln konnten die Polizisten dem rasenden Wagen ausweichen“, hieß es seinerzeit. Die Beamten brachen die Verfolgung schließlich ab. Das Fahrzeug wurde am nächsten Tag in der Mindener Innenstadt sichergestellt - genau wie das nun als Beweisstück geltende Motorrad. Auf einem &bdquo;Skalpell“ unterwegs Beim jetzigen Unfall stellt sich auch die Frage, ob der 21-Jährige das Gefährt - laut MT-Informationen eine schwarze KTM 790 Duke - führen durfte. Bei dem Motorrad handelt es sich um ein sogenanntes Naked-Bike, also mit wenigen Verkleidungselementen, mit dem Spitznamen &bdquo;Skalpell“. Inwieweit der Flüchtige zum Unfallzeitpunkt im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis war, sei weiterhin Gegenstand der Ermittlungen, heißt es von der Polizei. &bdquo;Schwarzes Schaf“ in der Tuning-Szene In der Tuning-Szene ist der Betroffene ebenfalls bekannt. &bdquo;Wir wollen und wollten schon lange nichts mehr mit ihm zu tun haben“, sagt ein Kenner der heimischen Szene, der anonym bleiben möchte. Der 21-Jährige sei mehrmals negativ aufgefallen. &bdquo;Ich allein habe ihn zweimal von Treffen weggeschickt, weil er ohne gültige Fahrerlaubnis gekommen war“, berichtet der junge Mann. Der Betroffene sei auch immer wieder mit waghalsigen Manövern aufgefallen und habe mit mutmaßlichen Fluchtversuchen vor der Polizei geprahlt. &bdquo;Er hat genau das gemacht, wovon wir uns distanzieren. Er ist ein schwarzes Schaf in der Szene und einer derjenigen, die dafür sorgen, dass wir in Verruf geraten.“ Der Unfall soll auch ein großes Thema in den sozialen Medien und internen Chatgruppen der Tuning-Szene gewesen sein, wie ein Mitglied mitteilt. &bdquo;Mindestens 300 Nachrichten“ seien ausgetauscht worden. Darin ging es auch darum, dass der junge Mann offenbar immer wieder geklaute oder gefälschte Nummernschilder genutzt haben soll. Diese lassen sich einfach im Internet bestellen, wie MT-Recherchen ergaben. &bdquo;Unsere Sammlung umfasst authentische, in Deutschland verwendete, Nummernschilder“, heißt es etwa auf einer Homepage. &bdquo;Bezüglich der am Motorrad verwendeten Kennzeichen sowie der ordnungsgemäßen Zulassung können zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen noch keine Angaben gemacht werden“, teilt Bensch zu diesem Sachverhalt mit. Viele Beiträge in sozialen Netzwerken Während auf der Facebook-Seite &bdquo;Spotted Minden“ die Tochter der Verunglückten einen Zeugenaufruf gestartet hat, kursiert auf Tiktok ein Video des Unglücksabends unter dem auch ein mutmaßliches Mitglied der heimischen Tuning-Szene kommentiert: &bdquo;Wir haben ihm oft genug gesagt, dass er ordentlich fahren soll und vor allem mit Fahrerlaubnis.“ Bei der verunglückten Frau handelt es sich nach MT-Informationen um eine Mindenerin, die zuletzt für ein paar Monate in Bielefeld gelebt hat und deswegen dort gemeldet war. Sie war jüngst in die Weserstadt zurückgekehrt, in der sie zuvor mehr als 30 Jahre gelebt haben soll. Sie liegt derzeit im Johannes-Wesling-Klinikum, weiterhin in kritischem Zustand. Der 21-jährige Unfallverursacher hingegen war am Montag nach MT-Informationen bereits aus dem Krankenhaus in Herford entlassen worden. Er hatte sich demnach unter anderem einen Nasenbeinbruch zugezogen, mutmaßlich weil er nach der Kollision mit seinem Zweirad vor einen am Straßenrand stehenden Baum krachte. Er fuhr im Anschluss allerdings offenbar noch nach Hause, wo er versucht haben soll, das Motorrad zu verstecken. Harte Konsequenzen oder ein mildes Urteil? Nicht nur wegen seiner bisherigen Auffälligkeiten drohen ihm nun möglicherweise harte Konsequenzen. Die Polizei ermittelt zunächst wegen des Verdachts der Straßenverkehrsgefährdung durch grob verkehrswidriges und rücksichtsloses Schnellfahren an unübersichtlichen Stellen, wegen fahrlässiger Körperverletzung, grob verkehrswidrigen und rücksichtslosen Fortbewegens als Kfz-Führer zum Erreichen einer höchstmöglichen Geschwindigkeit, unterlassener Hilfeleistung sowie Fahren ohne Fahrerlaubnis. &bdquo;Eine konkretisierende Bewertung der Staatsanwaltschaft steht aktuell noch aus“, so Bensch. Der 21-Jährige befinde sich nicht in Untersuchungshaft. So ging ein ähnlicher Fall in Bayern aus Dass ein solcher Fall jedoch auch mit einer milden Strafe ausgehen kann, zeigt ein Beispiel aus dem niederbayerischen Olching aus dem Jahr 2018. Eine Spaziergängerin wurde dort von einem Motorrad erfasst und in ein Gebüsch geschleudert. Der Fahrer (37) hatte die Kontrolle über sein Gefährt verloren - dem Vernehmen nach wegen eines Wheelies. Bei diesen Fahrmanövern wird das Fahrzeug vorne angehoben und fährt nur auf dem Hinterreifen. Auch in Olching waren am Motorrad offenbar falsche Nummernschilder angebracht. Gegen den Mann wurde letztlich ein Strafbefehl mit einer hohen - nicht näher genannten - Geldstrafe sowie ein Fahrverbot von sechs Monaten erlassen. &bdquo;Eine Anklage wurde nicht erhoben“, so die Staatsanwaltschaft.

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