Sigrun Vonhof und die Päpste: Ehemalige Lehrerin aus Minden traf Franziskus noch am Sonntag

Rom/Minden. Ostersonntag war sie Papst Franziskus noch begegnet. Sigrun Vonhof erzählt von diesem Moment auf dem Petersplatz, als der Pontifex im Papamobil direkt an ihr vorbeifuhr. Zugewunken habe sie ihm. &bdquo;Da wirkte er aber schon sehr verändert“, sagt die frühere Lehrerin vom Besselgymnasium. Der Mann, der immer so gerne die Nähe zu den Menschen suchte, habe einen leeren Blick gehabt. &bdquo;Es sah schon so aus, als habe er Abschied genommen.“ Wenige Stunden später stirbt Franziskus an den Folgen eines Schlaganfalls und Sigrun Vonhof spricht am Dienstagmorgen gegenüber dem MT über ihrer Trauer. Er sei der richtige Papst zur richtigen Zeit gewesen, findet sie. Einer, der den Mund aufmachte und sich für den Frieden sowie für Liebe und Mitmenschlichkeit stark gemacht hatte. &bdquo;Er war einfach großartig“, sagt die Mindenerin, die seit Oktober 2019 an der Grenze zum Vatikanstaat lebt und in ihrem Leben schon zahlreiche Begegnungen mit Päpsten hatte. Johannes Paul II. hatte sie häufiger getroffen und beide kannten sich. &bdquo;Mit Kardinal Ratzinger war ich sogar befreundet“, sagt sie. Ihn kannte sie noch aus der Zeit, als Benedikt XVI. noch Bischof von München und Freising war. Sie habe ihn in den 1980er Jahren einfach mal angeschrieben und daraus habe sich dann ein sehr guter Kontakt entwickelt. &bdquo;Ich habe ihn öfter in Bayern besucht“, erzählt sie. Es seien sehr tiefgründige Gespräche gewesen, die ihr vieles gegeben hätten. Ihm konnte sie alles anvertrauen, sagt Vonhof – auch, wenn sie mal Sorgen wegen der Schule hatte. Lesen Sie auch: Papst Franziskus ist tot Ein persönliches Kennenlernen mit Franziskus scheiterte hingegen daran, dass der Pontifex immer gerade dann verreist war, wenn sie in seiner Residenz Casa Santa Martha in Rom zu Gast war. Sigrun Vonhof kennt viele Menschen aus dem direkten Umfeld des Papstes. Der lebte ungern einsam für sich und zog deshalb das vergleichsweise kleinere Gebäude dem prunkvollen Apostolischen Palast im Vatikanstaat vor. &bdquo;Er wohnte ganz normal mit seiner Belegschaft zusammen“, sagt sie. Häufiger habe der Pontifex in der Kantine von Santa Martha gegessen und sich ohnehin immer wie jeder andere unters Volk gemischt. Freunde von ihr hätten öfter mit ihm zusammen gegessen und sich ganz unkompliziert mit ihm unterhalten können. Eitelkeiten und Luxus seien dem Papst völlig fremd gewesen, sagt sie. Wie schafft man es, Päpsten so nah zu kommen? Das klingt bei Sigrun Vonhof weniger kompliziert, als es wohl sein dürfte. Und womöglich gehören auch eine Portion Hartnäckigkeit und Glück dazu. &bdquo;Ich habe es oft in die erste Reihe bei den Audienzen geschafft“, sagt die Musiklehrerin. Johannes Paul II. habe sie schon bei ihrem zweiten Besuch gleich wiedererkannt und beide hätten sich in den folgenden Jahren häufiger während der Audienzen unterhalten. Sigrun Vonhof beschreibt ihn als sehr warmherzig und sagt über sich, dass sie bewusst nach ihrem Eintritt in den Ruhestand nach Rom gezogen sei – auch vor dem Hintergrund, dass sie dann ganz in der Nähe des Petersdoms sei. Lesen Sie auch: Papst Franziskus ist tot: Leichnam in Kapelle aufgebahrt Der Tod von Franziskus habe sie sehr traurig gemacht, sagt Sigrun Vonhof. Noch am Dienstag besucht die frühere Mindenerin die Kirche Santa Maria Maggiore, wo der Pontifex am Samstag unter einem Madonnenbild beigesetzt werden soll. Das sei sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, erzählt sie. &bdquo;Es handelt sich wohl um seinen Lieblingsort“, sagt sie. Vor seinen Reisen und nach seiner Rückkehr sei er immer dort gewesen und habe Blumen niedergelegt. Dabei sein, wenn der weiße Rauch aufsteigt Dass sich Sigrun Vonhof von Franziskus im Petersdom verabschieden wird, ist für sie schon fast eine Selbstverständlichkeit. Mittwoch werde sein Leichnam dort aufgebahrt – gehe es nach ihm, im geschlossenen Holzsarg. Auch das sei anders als bei seinen Vorgängern und wieder ein Zeichen dafür, dass dieser Papst einfach ein ganz normales Leben führen wollte. Bald beginnt die Konklave und weil die frühere Bessel-Lehrerin jetzt in Rom ihren Ruhestand genießt, besteht für sie die Möglichkeit, diese Zeit der Papst-Wahl ganz intensiv mitzuerleben. Dieses Mal dürfte es sich länger hinziehen, sagt sie. Franziskus habe seit 2013 so viele Kardinäle in aller Welt ernannt, die sich persönlich untereinander noch gar nicht kennen. Deshalb sei es auch so schwer, über mögliche Nachfolger zu spekulieren. Natürlich würden in Rom ein paar Namen gehandelt, sagt sie. Aber das seien alles nur Mutmaßungen. Trotz ihrer Trauer um den Pontifex blickt Sigrun Vonhof nach vorn – ganz fest in ihrem Glauben. Vielleicht gerade dann dabei zu sein, wenn der weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, wäre für sie auf jeden Fall etwas großartiges und etwas, das sie bestimmt nie vergessen würde. In diesem Moment hat die Welt einen neuen Papst. Und dem möchte Sigrun Vonhof selbstverständlich auch persönlich begegnen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Video zum Thema:

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