Minden. Die Melitta-Gruppe hat sich überraschend von ihrer für Kommunikation und Nachhaltigkeit zuständigen Geschäftsführerin Katharina Roehrig getrennt. Nach Informationen des „Mindener Tageblatts“ (MT) wurden die Mitarbeiter am 9. April mit einer knappen Mitteilung informiert. Darin stand mit lediglich einem Satz, dass Roehrig „mit sofortiger Wirkung nicht mehr Teil unseres Unternehmens“ sei.
Melitta-Sprecherin Annika von Hollen bestätigte die Personalie auf „MT“-Nachfrage, machte zu den Hintergründen der Entscheidung aber mit Verweis auf ein laufendes Verfahren keine weiteren Angaben. Die Leitung des Zentralbereichs Kommunikation und Nachhaltigkeit, zum dem auch das Sportsponsoring und das Gebäudemanagement gehören, soll aber offenbar schnell wieder neu besetzt werden.
Die Melitta-Gruppe besteht aus 17 Unternehmensbereichen, die von der Unternehmensleitung und weiteren sechs Zentralbereichen gesteuert werden.
Spekulationen über Gründe – Kein Kommentar von Melitta
Im Umfeld des Unternehmens gibt es Spekulationen darüber, dass die Entlassung Roehrigs mit einem Auftritt der Managerin auf einem renommierten Wirtschaftsforum im bayerischen Neubeuern zusammenhängt, wo zuletzt auch prominente Redner wie Uli Hoeneß und Karl-Theodor zu Guttenberg auf der Bühne gestanden hatten. Dort hatte sich Roehrig unter anderem über einen schwierigen Weg als zu Beginn einzige Frau in der Chefetage gesprochen. Auch habe es bei ihrem Start vor elf Jahren in dem traditionsreichen Familienunternehmen alte, eingefahrene Muster gegeben, wie der „Merkur“ aus München berichtet. Die Zeitung titelte online mit dem Zitat, sie sei „der Schmerz im Nacken“.
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Zeitlich liegen der „Merkur“-Bericht über den Auftritt auf dem Wirtschaftsforum und die Entlassung eng beieinander. Ob es tatsächlich auch einen inhaltlichen Zusammenhang gibt, ist offen. Melitta kommentiert das auf Nachfrage nicht, Katharina Roehrig war für eine Nachfrage nicht zu erreichen.
Roehrig sprach auch über Erfolge von Melitta
In Neubeuren sprach die 50-Jährige auch von Erfolgen, die Melitta beim Thema Nachhaltigkeit gehabt habe. Als Beispiel nannte sie laut „Merkur“ ein Kunststoffprojekt in Indien, das Melitta gemeinsam mit dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus gestartet hatte. Auch das „MT“ hatte damals über die „Leuchtturminitiative“ berichtet, wie Melitta selbst es nannte. Kern ist eine Recyclingfirma in Bangalore.
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Dafür wurde die Melitta-Gruppe gerade erst am 3. April mit dem CSR-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet. CSR steht Corporate Social Responsibilty, übersetzt etwa gesellschaftliche Unternehmensverantwortung. Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, habe die Jury das Projekt in Indien in der Kategorie „Wirksame Weiterbildung“ ausgezeichnet. Die Initiative verbinde Kreislaufwirtschaft mit sozialer Verantwortung, weil aus Kunststoffabfällen neue Müllbeutel produziert und gleichzeitig bessere Arbeitsbedingungen für Müllsammler geschaffen würden.