Das Windlicht leuchtet wieder: Die Kult-Kneipe aus Minden kehrt bald zurück

Minden. &bdquo;Ohne Windlicht kann es kein Windlicht geben“, sagt Michael Marks, während er auf die historische Lampe schaut, die der Kult-Kneipe am Königswall in Minden vor fast 50 Jahren seinen Namen gegeben hat. Es steht sinnbildlich für das, was Marks zusammen mit seinen vier Mitstreitern im Windlicht vor hat. &bdquo;Wir gehen mit der Zeit, aber es soll hier so werden, wie die Menschen es von früher kennen.“ Neben dem 42-jährigen Michael Marks werden künftig Jessica Gomolinsky, die nur Jess oder Jessi genannt wird und viele Menschen als eines der bekanntesten Gesichter der jüngeren Mindener Gastro-Szene kennen, sowie Pinia Nichelmann, Thomas Westphal und Jonas Schenk die Geschicke des Windlichts leiten. Sie alle sind zu gleichen Teilen an der neu gegründeten GmbH beteiligt. &bdquo;Mit den Angestellten liegen wir bei mehr als zehn Personen“, sagt Michael Marks mit Blick auf die Mitarbeiteranzahl. Der 42-Jährige führt zusammen mit Pinia Nichelmann bereits die Pizzeria Gaumundo mit zwei Standorten in Minden und Hüllhorst. Jessica Gomolinsky betreibt die Weinbar Jess am Deichhof in Minden - und sie alle werden dies auch künftig weiter tun. &bdquo;Deswegen haben wir uns bewusst so breit aufgestellt. Nur so können wir das gut schaffen“, erklären sie dazu. Mit Jonas Schenk (25) und Thomas Westphal haben sie Verstärkung gefunden, die sie zuvor bereits sehr gut kannten. &bdquo;Jonas und Thomas arbeiten seit längerer Zeit bereits bei uns“, sagt die 32-jährige Nichelmann. Sie ist seit 2012 in der Gastronomie tätig und seit 2016 selbstständig. Der 37-jährige Westphal ist eigentlich in der Industrie zu Hause, habe aber ein Faible für die Gastronomie: &bdquo;So bin ich vor knapp zwei Jahren zu Gaumundo gekommen.“ Das gilt auch für Jonas Schenk. &bdquo;Unser Küken“, sagt Pinia Nichelmann über den 25-Jährigen, der ursprünglich einen ganz anderen beruflichen Hintergrund hat. Der gelernte Finanzwirt beendet aktuell seine Lehre zum Zerspanungsmechaniker. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Windlicht Minden (@windlichtminden.ng) &bdquo;So sind wir ziemlich gut aufgestellt“, sagt Michael Marks. Der gebürtige Hahler ist seit jeher in der Gastro-Szene tätig. &bdquo;Ganz früher im PW und Wuzzenstein“, erinnert er sich. Seit bald 20 Jahren ist die System-Gastronomie sein Zuhause. Er war als Regionalleiter tätig und führte unter anderem die Gameiro-Filiale in der Mindener Innenstadt. &bdquo;Wir sind die Profis rund ums Essen und die Küche und Jessi ganz klar für die Bar“, sagt der Gastronom zu den Zuständigkeiten und ist sich sicher, dass man den zukünftigen Gästen so einen guten Mix aus Restaurant, Bar und Kneipe anbieten könnte. &bdquo;Wie das Windlicht früher“, ist der Tenor zur Frage der Ausrichtung. Es werde alte Klassiker auf der Karte geben, dazu Pizza, Pasta und Salate - aber auch Finger-Food. Das Windlicht soll ein Anlaufpunkt für bodenständiges Essen und Trinken werden. &bdquo;Hier wird es auch ein Hauptgericht, zwei kleine Bier und vielleicht noch einen Schnaps für 20 Euro geben“, kündigen sie an. Die Küche werde bis circa 21 Uhr geöffnet sein, doch auch danach werde man zu den Getränken auch noch etwas zu essen bekommen. Wein, Bier, Longdrinks, Schnäpse stehen auf der Karte. Für das Jubiläumsjahr 2025 mit &bdquo;50 Jahren Windlicht“ schmieden sie schon Pläne. So werde es auf jeden Fall Live-Musik in Form von kleinen Konzerten, aber auch Raum für Kunst und Kultur geben. &bdquo;Wir haben ein Klavier von der Kita Ritterstraße gespendet bekommen und aufbereiten lassen“, sagt Michael Marks. Auf diesem dürften auch die Kunden spielen - ebenso wie auf einer Gitarre. &bdquo;Hier soll ein Wir-Gefühl entstehen mit einem urigen Touch.“ Dabei richten sich die Betreiber auch an Studenten, die an gewissen Tagen von Studenten-Preisen profitieren sollen. &bdquo;Auch Studentenpartys können wir uns vorstellen“, sagen sie und fügen an: &bdquo;Wir wollen junge Leute genauso rankriegen wie alte Stammgäste.“ Ursprünglich hatten Michael Marks, Pinia Nichelmann und Jessica Gomolinsky geplant, das Windlicht zu dritt zu eröffnen. Bei einem Besuch in Jess’ Weinbar hätten sie die ersten Pläne geschmiedet. Schnell sei klar gewesen, dass sie das Windlicht mit neuem Leben füllen - aber auch, dass sie ihre bisherigen Geschäfte nicht aufgeben wollen. Zu fünft könnten sie künftig öfter in Windlicht Gesicht zeigen. &bdquo;Das ist wichtig und macht den Laden ja auch aus“, sagt Michael Marks mit Blick auf den langjährigen Wirt Ralf Rathert, der vielen nur als &bdquo;Windlicht Ralfi“ bekannt ist. Das Ziel ist klar: an jedem Öffnungstag, also von Dienstag bis einschließlich Samstag ab 17.30 Uhr, soll mindestens ein Inhaber vor Ort sein. &bdquo;Am Anfang wahrscheinlich noch mehr. Wir wollen präsent sein, es soll gut laufen.“ Wann genau es losgehen wird, steht aktuell noch nicht fest. &bdquo;Eigentlich wäre der Laden schon längst offen“, sagen vier der fünf Inhaber beim Vor-Ort-Termin in der Gaststätte, die gerade noch einer kleinen Baustelle gleicht. &bdquo;Das meiste haben wir aber schon geschafft.“ Wenn nun alles nach Plan läuft, wird das Windlicht noch in diesem Dezember öffnen. Ursprünglich hatten sie an den Oktober gedacht, doch dann entdeckten sie bei den Renovierungsarbeiten hinter einer Holzwand einen Wasserschaden. Als dieser beseitigt war, sollte die Heizung gewartet werden - und es gab die nächste böse Überraschung. Das Gerät aus 2017 war kaputt und konnte nicht mehr repariert werden. &bdquo;Da mussten wir die Eröffnung, die für den 26. November geplant war, wieder verschieben.“ Aktuell gebe es zudem Probleme mit der Telekom, da durch den Wasserschaden ein Kabel in Mitleidenschaft gezogen wurde. &bdquo;Das Windlicht ist wie ein Überraschungsei. Wir wissen nicht, was noch so kommt“, sagen die Betreiber. Sie haben in den letzten Monaten gelernt, mit Rückschlägen umzugehen - und sehr viel Zeit und Geld in das Windlicht gesteckt. &bdquo;Eine fünfstellige Summe“, sagt Michael Marks, ohne die genauen Investitionskosten zu beziffern. Dazu sollten es rund 200 Arbeitsstunden werden, um das Lokal zu renovieren. &bdquo;Die hatten wir nach einem Monat voll“, sagt die neue Generation des Windlichts. Insgesamt steckten sie zu fünft 1.500 Arbeitsstunden in ihre neue Gastronomie, die die vielen ehemaligen Stammgäste an die alten Zeiten erinnern, aber auch neue Gäste anlocken soll. Für den Sommer werden die neuen Inhaber auch die beliebte Außenterrasse bewirtschaften und der Innenhof werde perspektivisch auch genutzt. &bdquo;Dazu stellen wir die Anträge.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Windlicht Minden (@windlichtminden.ng) &bdquo;Wir glauben, dass wir einen guten Mix gefunden haben“, sagen die Betreiber mit Blick auf die Ausgestaltung der Räumlichkeiten. So haben sie viele ehemalige Elemente, wie etwa den massiven Holzbalken im Eingangsbereich oder das alte Windlicht erhalten. &bdquo;Die Barhocker sind auch geblieben, aber wir haben sie aufgepolstert, damit sie auch bequem sind.“ Wegen des Wasserschadens hätten sie aber auch viel machen müssen. Der beliebte Schrank musste aus hygienischen Gründen weichen (&bdquo;Wir haben ihn aber eingelagert“), eine Wand mussten sie entfernen und auch die Wände wurden deshalb freigelegt. &bdquo;Die Vertäfelung ist weg, aber es ist nun noch ursprünglicher.“ Im Rahmen der Renovierung hat das Windlicht einen neuen Boden bekommen, die Oberlichter wurden frei gelegt, neue Fenster installiert, das alte Holz an Wand und Decke aufbereitet und einen neuen Anstrich bekommen. &bdquo;Die massive Holztheke ist aufbereitet worden. Die Kühltechnik und die gesamte Abluft mit Aktivkohlefiltern ist neu“, erklärt Michael Marks und fügt an: &bdquo;Das war auch notwendig.“ Bis zur Eröffnung sollen Bilder und weitere Elemente an den Wänden folgen, die an die alten Blechschilder erinnern sollen. &bdquo;Bei der Übernahme waren sie leider nicht mehr da.“ Tankbieranlage im Keller der Gaststätte Eine Neuheit ist für die Gäste nicht zu sehen, dürfte aber doch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal sein. &bdquo;Bei uns gibt es Tankbier“, erklären die Inhaber. Das bedeutet, dass im Keller des Hauses eine drei mal 500 Liter fassende Tankbieranlage steht. &bdquo;Das Bier kommt bei einem Grad Celsius mit dem Lkw an und wird mit einem 50 Meter langen Schlauch in die Tanks gepumpt.“ Das Windlicht sei die erste Gastronomie in Deutschland, die von der Herforder Brauerei damit beliefert wird. In Minden gebe es kein vergleichbares Angebot, erst wieder in Hannover oder Paderborn. Und wird das Bier dadurch teurer? &bdquo;Nein“, ist die klare Antwort der Betreiber. So sei es zwar im Einkauf teurer, doch es gebe weniger Schankverlust, die Handhabung sei leichter, so dass der Endkunde preislich keinen Unterschied merken werde. Um das Bier aus dem Keller ins Erdgeschoss zu bekommen, ist kein zusätzliches CO2 notwendig. &bdquo;Das ist aus Gründen der Nachhaltigkeit auch ein wichtiger Punkt für uns gewesen.“ Es werde also nicht so viel Kohlensäure enthalten, sondern nur so viel, wie vom Braumeister gewollt: &bdquo;Es ist der originale Geschmack, so authentisch wie möglich.“ Und so wie das Bier schmecken soll, soll auch das neue Windlicht werden - so authentisch wie möglich. Die Geschichte des Windlichts Die Geschichte des Gebäudes Königswall 77/79, in dem das Windlicht untergebracht ist, reicht weit bis ins 19. Jahrhundert und darüber hinaus zurück. 1903 wurde in dem Haus die erste Verkaufsstelle des &bdquo;Konsums“ eröffnet. 1912 erfolgten der Umbau zum Ladengeschäft und der Einbau einer Wurstküche und eines Fleischerbodens. In Verbindung mit dem Nachbarhaus Nr. 79 war hier bis 1925 die Konsum-Zentrale. 1975 wurde das ehemalige Ladengeschäft schließlich zu einer Gaststätte umgebaut. Die Außenfassade gestaltete der bekannte Mindener Künstler Josef &bdquo;Jo“ Klaffki, der 1997 bei einem Bootsunglück ums Leben kam. Im September 1975 eröffnete schließlich der Mindener Hans Kuhlmann das Windlicht. Hansi &bdquo;Windlicht“, wie er oft genannt wurde, verwirklichte in der Folge auch weitere gastronomische und künstlerische Vorstellungen. 1978 eröffnete er in der Umradstraße an der Stelle der abgebrannten &bdquo;Klamotte“ das Tanzlokal &bdquo;Treibhaus“, ehe er 1979 den Tresen im &bdquo;Windlicht“ verließ. 1999 kam Kuhlmann am 14. September bei einem Autounfall ums Leben. Im Laufe der letzten 50 Jahre hat sich das Windlicht trotz einer Beständigkeit des Erscheinungsbildes und des Mobiliars gewandelt und fortentwickelt. In den ersten Jahren war es schon nach Schulschluss Anlaufpunkt für Oberstufenschüler, um Freunde zu treffen, eine Cola zu trinken, Billard zu spielen oder zu flippern. Und am Abend war es rappelvoll – so voll, dass Kuhlmann schon nach kurzer Zeit den Billardtisch abschaffte, um mehr Platz für Gäste und mehr Umsatz zu haben. Das Publikum wurde mit der Zeit älter – und das Windlicht wandelte sich von einer Kneipe zu einem Restaurant. &bdquo;Ich habe sogar einen Mittagstisch angeboten“, sagte Ralf Rathert einst gegenüber dem MT. Doch irgendwann, Anfang der 2000er, lohnte sich die frühe Öffnung nicht mehr und er stellte das Mittagsangebot ein. 2020 übergab Rathert das Windlicht dann an Claudia Kurz. Dreieinhalb Jahre später war zum Jahreswechsel 2023/2024 Schluss. Fast ein Jahr später - pünktlich zum 50. Geburtstag - will das Quintett der &bdquo;nächsten Generation“ dem Windlicht wieder Leben einhauchen und es zu der Institution machen, dies es viele Jahrzehnte war.

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