29-Jähriger bedroht mit Messer mehrere Passanten in Innenstadt

Minden. Er hatte gekifft, Alkohol getrunken und sich nachts gefühlt mit jedem angelegt, der ihm in der Mindener Innenstadt über den Weg lief: Zwei Jahre nach diesen Vorfällen im September 2021 musste sich ein Petershäger nun unter anderem wegen Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung vor dem Mindener Amtsgericht verantworten. Am Ende sprach ihn das Gericht die Schuldfähigkeit ab, dennoch wird der 29-Jährige verurteilt. Der damalige Samstag begann für den Mann eigentlich entspannt. Zusammen mit Freunden habe er an der Weser gegrillt. Es floss Alkohol, der Petershäger rauchte Cannabis. Nachdem er sich von seinen Freunden an der Martinitreppe trennte, wollte er noch in Bleros Bar an der Simeonstraße einkehren. Dort verweigerte man ihm gegen 3 Uhr den Zutritt, weil ihm ein Impfnachweis fehlte, heißt es in der Anklage. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft eskalierte daraufhin die Situation. Es kam vor der Gastronomie zu einer Schlägerei. Der Petershäger soll randaliert und mit Gläsern geschmissen haben, wodurch sich eine Person eine Platzwunde zuzog. Daraufhin lief der 29-Jährige in Richtung Markt, wo er wieder in einen Konflikt geriet. Hier verteilte er einen Faustschlag. Zudem zog er ein Küchenmesser und verletzte, so die Staatsanwältin, einen Kontrahenten. Der hatte eine kleine Schnittwunde. Ein wenig später traf der Mann auf eine Gruppe, ging auch diese an und bedrohte die Mitglieder wieder mit dem Messer. Eine Frau kontaktierte die Polizei, die daraufhin den Petershäger in Gewahrsam nahm. Beim Transport zur Wache beleidigte der Mann die Beamten. Beamte bespuckt Auch nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte - gegen 6 Uhr wurden bei ihm rund 1,4 Promille gemessen - schien der Petershäger sich nicht beruhigen zu können. Er forderte sein Handy, Fahrrad und Portemonnaie ein. All die Sachen waren allerdings nicht bei der Polizei. Daraufhin bespuckte er Beamte und lief zur Nordbrücke, von der er sich hinunterstürzen wollte, wenn die Polizei ihm sein Smartphone nicht zurückgeben würde. Im Anschluss daran nahmen Polizisten ihn wieder fest und brachten ihn in die Psychiatrie nach Lübbecke. Dort blieb er einen Tag und wurde wieder entlassen. Vor Gericht ging es vor allem um den Zustand des Mannes in dieser turbulenten Nacht. Opfer, die der Mann attackierte, lud das Schöffengericht nicht. Dafür waren die Verletzungen nicht schwer genug. Stattdessen berichtete eine Frau aus der Gruppe, dass der Angeklagte wütend, verwirrt und aggressiv gewesen sei, als sie ihm in der Obermarktstraße begegnete. Irgendwann habe er mit dem Messer gewedelt und gerufen: "In Allahs Namen steche ich euch alle ab!" Er habe nicht betrunken gewirkt, aber dafür bedrohlich: "Ich hatte Panik und rief deswegen die Polizei." Ein anderer Zeuge aus der Gruppe erklärte, dass der Angeklagte beleidigend war. "In einem Wahnzustand befand er sich nicht." Nach seiner Festnahme gegen 5 Uhr wollte der Mann die Wache am Nachmittag nicht verlassen, so eine Polizistin im Zeugenstand. "Er war sauer, dass wir sein Handy nicht hatten." Sie habe es als "ziemlich ekelhaft" empfunden, dass er sie angespuckt habe. An der Nordbrücke sei er bereits über die Brüstung geklettert. "Das war keine schöne Situation." Der Mann habe sich nur wieder zurückbewegt, weil sie ihm vorgaukelte, das Smartphone zurückzugeben. Danach sei mithilfe von Kollegen der Zugriff erfolgt. Mann fiel bereits wegen Diebstählen und Beleidigungen auf Zu den Vorwürfen äußert sich der vorbestrafte Marokkaner nicht. Er fiel zuvor bereits wegen Diebstählen und Beleidigungen auf. Im Vorfeld des Prozesses hatte er mit dem Gutachter Prof. Dr. Udo Schneider, Ärztlicher Direktor des Medizinischen Zentrums für Seelische Gesundheit in Lübbecke, gesprochen und ihm die Situation geschildert. So habe der 29-Jährige seinen Zustand am Tag als "richtig voll" bezeichnet und angegeben, dass er vor Bleros Bar selbst verprügelt worden sei. Er würde regelmäßig Cannabis konsumieren, aber mit dem Alkoholtrinken aufgehört haben. Der Mann verließ Nordafrika 2007 in Richtung Frankreich, zog dann nach Deutschland und wurde nach Stationen in Hamburg und Dortmund Petershagen zugewiesen. Er bezieht Bürgergeld und soll sich darüber geärgert haben, dass ihm die Ausländerbehörde keine Arbeitserlaubnis erteile. Zuvor sei er bereits in Teil- und Vollzeit angestellt gewesen und hoffe darauf, dass er bald wieder einen Job ausüben und eine Ausbildung beginnen könne. Dadurch würde er Struktur in sein Leben bekommen. Für Prof. Dr. Udo Schneider war der Mann nach dem Mix aus Alkohol und Cannabis "vermindert Steuerungsfähigkeit". Als "schuldunfähig" bewertete die Staatsanwältin seine Taten: "Dennoch handelt es sich um schwerwiegende Delikte und eine Bedrohungslage für ihm Unbekannte." Verteidiger Ralf Jordan erkannte erhebliche Ausfallerscheinungen: "Er stand völlig neben sich." Das Schöffengericht wertete das ähnlich und verurteilte denn Petershäger aufgrund eines "fahrlässigen Vollrauschs" zu einer Geldstrafe in Höhe von 700 Euro.

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