Nach Brand: Augenzeuge berichtet von Panik, Bewohner warten auf Rückkehr in Wohnungen

Minden. Zwei Tage nach dem Kellerbrand in einem großen Wohnkomplex in Bärenkämpen, der einen der größten Feuerwehr- und Rettungseinsätze in der letzten Zeit ausgelöst hat, warten etliche Bewohner noch immer auf die Rückkehr in ihr Zuhause. Zwar hat das Feuer an sich nur einen überschaubaren Schaden angerichtet, doch der Rauch ist durch das ganze Mehrfamilienhaus gezogen. 41 leicht verletzte Menschen hatte es deswegen gegeben. Am Montag mussten die Brandermittler der Polizei vor ihrer Arbeit sogar Amtshilfe von der Feuerwehr anfordern, um auszuschließen, dass sich noch giftige Gase in dem Raum befinden. Die Ermittlungen zur genauen Brandursache laufen noch. Das liegt laut Polizei-Pressesprecher Thomas Bensch auch daran, dass die Kollegen alle Hände voll zu tun haben. "Sie sind noch unterwegs, ich habe keine Informationen vorliegen", heißt es am Montagnachmittag. Nachdem die Brandermittler am Montagmorgen gegen 10 Uhr den Kellerraum inspiziert hatten, ging es zu den zwei weiteren großen Brandeinsätzen des Wochenendes im Kreisgebiet: am Freitag kam es gegen 18 Uhr zu einem Dachstuhlbrand in Bad Oeynhausen nach einem Blitzeinschlag und nur zwei Stunden später stand ein Wohnhaus in Espelkamp-Gestringen in Flammen. Vater versucht, Flammen zu löschen Einer der ersten, der das Feuer im Keller der Hausnummer 22b der Straße Sieben Bauern bemerkt hat, war Edgar Khudoian. Der 14-Jährige war am Samstagabend erst kurz zuvor nach Hause gekommen, als seine Mutter aufgeregt von draußen in die gemeinsame Wohnung im ersten Stock gerannt kam und &bdquo;Feuer, Feuer“, rief. Sie hatte draußen vor dem Haus mit ihrer Freundin gestanden und plötzlich starken Qualm bemerkt, der aus dem Keller kam. Der 14-jährige Edgar Khudoian war zu dem Zeitpunkt gemeinsam mit seinen beiden Schwestern und dem Vater in der Wohnung. Nach dem Hinweis der Mutter sei sein Vater schnell in den Keller gerannt und hätte dort versucht, die Flammen mit Wasser zu löschen. &bdquo;Ich bin durchs Treppenhaus gelaufen und habe bei den anderen Nachbarn geklingelt und versucht, denen Bescheid zu sagen“, erinnert sich der Junge. Währenddessen habe seine Mutter mit den Schwestern die Wohnung verlassen. &bdquo;Als mein Vater und ich das Haus verlassen wollten, war der Qualm schon zu dicht, wir mussten über den Balkon springen“, schildert Edgar Khudoian die Situation. Vor dem Haus habe er dann seiner älteren Schwester das Handy gegeben, die daraufhin die Feuerwehr alarmierte. &bdquo;Wir hatten alle ziemliche Panik, besonders meine kleinere Schwester“, erzählt der 14-jährige Junge und berichtet auch von drei kleinen Kindern, die im dritten Stock auf einem Balkon gestanden hätten und schon keine Luft mehr bekamen. &bdquo;Die sind dann von der Feuerwehr gerettet worden.“ Stadtsprecherin Susann Lewerenz untermauert die Wahrnehmung des Jungen. Es habe sich nach Auskunft von Elke Ruhe-Hartmann, Leiterin des Quartiersmanagements, in der Nacht um eine &bdquo;schwierige Situation“ gehandelt. "Die Bewohner und Bewohnerinnen hatten Angst und teilweise war die Verständigung aufgrund fehlender deutscher Sprachkenntnisse auch schwierig." Bewohner können zunächst nicht zurück in ihre Wohnungen Edgar, seine Schwestern und die Eltern waren zunächst im nahe gelegenen Hotel Exquisit untergebracht, wo sie auch verpflegt wurden. Inzwischen sind sie laut Philipp Rusteberg vom Hotel Exquisit in eine andere Wohnung vermittelt worden. "Wir sind ausgebucht, hätten aber eine Möglichkeit geschaffen, die Familie dennoch hier zu behalten", so Rusteberg. Die Khudoians hoffen, dass sie schnell zurück in ihre Wohnung können, in die sie erst vor gut einem Jahr gezogen sind. "Welche Wohnungen in dem Komplex wieder genutzt werden können und welche erst saniert oder renoviert werden müssen, wissen wir aktuell nicht", erklärt Susann Lewerenz. Es seien rund 45 Personen betroffen gewesen, die zunächst nicht zurück in ihre Wohnungen konnten. Die Stadt Minden habe für solche Fälle wie in Bärenkämpen einen Notdienst der Ordnungsbehörde, der von der Polizei alarmiert wird, wenn zum Beispiel Menschen ad hoc untergebracht werden müssen. Dieser sei in der Nacht zu Sonntag auch nach Bärenkämpen gerufen worden und habe in dem Zuge vier Familien in bereitstehende Wohnungen für Obdachlose beziehungsweise in das Hotel Exquisit vermittelt. Wie bereits berichtet, sind die weiteren Betroffenen bei Bekannten oder Verwandten untergekommen. "Bis zur Unterbringung der Bedürftigen wurde übergangsweise das benachbarte städtische Begegnungszentrum in Bärenkämpen für eine Erstversorgung der Menschen genutzt", erklärt Lewerenz. Dort habe es Kaffee,Tee, wärmende Decken und nutzbare sanitäre Anlagen gegeben. Für alle städtischen Gebäude gebe es einen 24-Stunden-Notdienst, der in solchen Fällen gerufen wird, wenn ein Gebäude aufgeschlossen werden muss. Die Telefonnummer des Notdienstes sei den städtischen Dienststellen und auch Externen wie beispielsweise der Polizei oder der Feuerwehr bekannt. "Der Bereitschaft habende Kollege wurde angerufen", so Lewerenz. Dennoch kam es offenbar zu Komplikationen. Komplikationen bei Zugang zum Begegnungszentrum In diesem Zuge bestätigt Susann Lewerenz entsprechende MT-Informationen, dass der Zugang zu dem Gebäude zunächst nur möglich war, weil das Schloss ausgebaut worden ist und somit durchgängig die Alarmanlage schrillte. "Es ist richtig, war aber eigentlich nicht notwendig. Denn wenig später sind eine Honorarkraft des Begegnungszentrums und ein alarmierter Mitarbeiter der städtischen Gebäudewirtschaft dort mit allen Schlüsseln für alle Zugänge eingetroffen", so Lewerenz. Dies sei um Mitternacht, also zwei Stunden nach Ausbruch des Feuers der Fall gewesen. Am Sonntag sei das Begegnungszentrum bis zum Abend Anlaufstelle für die Mieter und Quartiersmanagerin Elke Ruhe-Hartmann gewesen, die als Ansprechpartnerin vor Ort war und mit der Ordnungsbehörde die Unterbringung der Mieter koordinierte. Auch am Montag wurden die betroffenen Mieter dort mit Essen und Trinken versorgt und haben ihre Sorgen und Nöte äußern können. "Sowohl das Team des Quartiersmanagements Bärenkämpen, als auch das Team des Bereichs Soziales haben sich sehr intensiv um die Mieter gekümmert und die Menschen in Wohnungen und Zimmer in Unterkünften vermittelt", klärt Lewerenz auf. Eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern sei mit einem Kinderwagen und einem Autositz versorgt und mit dem Quartiersbulli zu einer Interimswohnung gefahren worden. Im Einsatz waren Mitarbeitende aus dem Quartier Bärenkämpen und vom Team &bdquo;Obdachlosenbetreuung - Unterbringung von Aussiedlern, Flüchtlingen und Obdachlosen“.

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