Dreifache Mutter stirbt im Badezimmer: Anklage gegen Handwerker und Vermieter

Minden/Bielefeld. Zwei äußerst unwahrscheinliche Faktoren trafen Ende Oktober zusammen. Sie führten zum Tod einer Ehefrau und Mutter - und der hätte wohl verhindert werden können. Die Bielefelder Staatsanwaltschaft hat nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung Anklage gegen einen Mindener Vermieter sowie einen von diesem beauftragten Handwerker erhoben. Bei größerer Sorgfalt der beiden, so die Behörde, wäre der Tod wahrscheinlich zu verhindern gewesen. Einer der Angeklagten ist der Eigentümer eines Wohn- und Geschäftshauses an der Königstraße in der Innenstadt. Im unteren Bereich befindet sich ein Handyshop, nebenan ein griechisches Restaurant, im zweiten Obergeschoss unter anderem die Wohnung, in der die 44-jährige Verstorbene gemeinsam mit ihrem Mann und den drei Kindern lebte. Als sie am 24. Oktober des vergangenen Jahres von der Arbeit kam, wollte sie gegen 1 Uhr ein Bad nehmen. Sie ließ Wasser ein und legte sich in die Wanne. Das Warmwasser in diesem Badezimmer erzeugte ein Gasdurchlauferhitzer. Tage zuvor hatte der Vermieter einen Handwerker beauftragt, im Keller des Hauses neue Rohrleitungen im Schornstein zu verlegen. Dies ist prinzipiell erlaubt - jedoch lediglich dann, wenn der Schornstein außer Betrieb ist. Als die 44-Jährige Wasser im Bad einlaufen ließ, kam es dazu, dass der Schornstein aufgrund der im Keller geöffneten Stelle kaum noch Zug hatte. Ehemann findet Tote Es kam zu einem Abgasrückstau und schließlich zu einer hohen Kohlenmonoxid-Konzentration im Badezimmer der 44-Jährigen. Sie atmete das farb- und geruchlose, aber hochgiftige Gas ein, verlor mutmaßlich zunächst das Bewusstsein und starb schließlich in der Badewanne. Ihr Mann fand sie dort am Morgen, ein verständigter Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Die CO-Melder der Rettungskräfte signalisierten damals einen erhöhten Kohlenmonoxidwert, weshalb sie die Feuerwehr dazu riefen. Die Polizei beschlagnahmte und versiegelte daraufhin die Wohnung. Ein Sachverständiger begutachtete sie im Anschluss. Normalerweise verfügt der Durchlauferhitzer über einen Sensor, der im Fall eines Abgasrückstaus die weitere Gaszufuhr unterbricht. Das geschah in dem tragischen Fall jedoch nicht - offenbar, so sieht es die Bielefelder Staatsanwaltschaft, war das Gerät schon längere Zeit nicht mehr gewartet worden. Wäre der Durchlauferhitzer regelmäßig kontrolliert worden, so wie es die Pflicht des Vermieters war, dann hätte das Gerät abschalten müssen, bevor es zu der schließlich tödlichen Konzentration im Bad der Frau gekommen wäre. Im Ermittlungsverfahren hatte der Vermieter eingeräumt, dass er den Schornstein habe öffnen lassen. Der in Rede stehende Durchlauferhitzer sei jedoch regelmäßig gewartet worden. Belege und Unterlagen dafür hat er bislang allerdings nicht vorgelegt, so die Staatsanwaltschaft. Was die Staatsanwaltschaft dem Handwerker vorwirft Dem 53-jährigen Handwerker hingegen wirft die Staatsanwaltschaft vor, dass dieser den Schornstein unsachgemäß geöffnet habe. Zwar sei er aufgrund des Auftrags des Vermieters dazu berechtigt gewesen, derartige Arbeiten auszuführen. Doch habe er aufgrund seiner Qualifikation erkennen müssen, dass der Schornstein in Betrieb und eine Öffnung zu jenem Zeitpunkt nicht zugelassen gewesen sei. Der 53-Jährige schweigt bislang zu dem Vorwurf. Bei der Polizei fiel er bislang nur wegen des Missbrauchs von Betäubungsmitteln auf, wofür er eine Geldstrafe zahlen musste. Der andere Beschuldigte ist bislang nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Die beiden Angeklagten werden sich demnächst wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung vor dem Mindener Schöffengericht verantworten müssen. Das Strafgesetzbuch sieht bei einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor und/oder eine Gelstrafe vor. Ein Termin für die Verhandlung steht noch nicht fest.

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