Treppen-Sprühaktion in Minden hat Folgen - und sorgt für eine Strafanzeige

Minden. Der Spruch &bdquo;Alle Willkommen“ war rund einen Monat in neongelber Farbe an der Treppe Ecke Opferstraße/Obermarktstraße zu sehen. Dann entfernten ihn Mitarbeiter der Städtischen Betriebe eines Morgens vor rund einer Woche mit einem Hochdruckreiniger. Die Quartiersmanagerin der Oberen Altstadt, Franziska Richardson, wollte mit dem Spruch vor dem Schurrviertelfest im September ein Zeichen setzen und brachte die Botschaft mit Sprühkreide an, die der Regen alleine nicht beseitigte. Das gefiel nicht allen. Wie die Polizei bestätigt, ist bei ihr eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung eingegangen. Zu dem konkreten Fall äußern möchte sich Richardson nicht weiter und verweist auf ihre Aussagen in einem bereits erschienen Artikel im "Mindener Tageblatt" (MT). Darin erklärte sie, dass sie die Armut als Teil des Quartiers betrachte. Sie verwies darauf, dass man die Menschen, die sich an der Treppe treffen, nicht vertreiben dürfe und stattdessen in die Gesellschaft einbinden sollte. Die Situation an der Treppe sorgt in der Stadt für eine Debatte, weil sich dort Gruppen getroffen haben sollen, die Alkohol und Drogen konsumierten, was Anwohner und Geschäftsinhaber massiv störte. Vor allem in den sozialen Netzwerken kritisierten einige der Nutzer – auch Lokalpolitiker – Richardson für ihre Aussagen und Sprühaktion recht heftig, was sie persönlich auch überraschte. &bdquo;Sachbeschädigung ist kein Kavaliersdelikt und sollte nun dementsprechend auch geahndet werden“, schreibt Frank Tomaschewski von der Wählergemeinschaft &bdquo;Wir für Minden“ auf Facebook. Er hoffe, dass die Verursacher der Sachbeschädigung für die Reinigungsaktion zur Kasse gebeten würden. Die Mitarbeiter der Städtischen Betriebe entfernten nicht nur den Spruch, sondern machten die Fläche auf den Stufen und drumherum auch sauber. &bdquo;Die Säuberungsaktion dürfte einen vierstelligen Betrag gekostet haben, der nicht zu Lasten des Steuerzahlers gehen darf“, findet Tomaschewski. "Leider geht es oft nicht mehr um die Inhalte" Auch Ratsmitglied Frank Dunklau (AfD) möchte klären, was der ganze Spaß gekostet habe und fragt sich: &bdquo;Sind Stadtteilmanager jetzt dafür da, Arbeitsmaßnahmen zu erzeugen?“ Aus der Sicht der CDU-Fraktion sei die &bdquo;Sprühaktion“ kein geeignetes Mittel gewesen, um die Akzeptanz der Treppe zu erhöhen, erklärt Hendrik Mucke. Die Grünen rund um Bettina Fuhg stehen hinter den Aussagen von Richardson. Ihre Kollege Guido Niemeyer, Quartiersmanager in Rodenbeck, erklärt auf Facebook dazu: &bdquo;Die Leute, die keinerlei Lösungen für irgendein Problem bieten, ergießen sich ellenlang über Sprühkreide an der Mauer.“ Leider gehe es oft nicht mehr um die Inhalte und eine tatsächliche Verbesserung von Situationen, nein, man würde einfach möglichst viel Skandalgeschrei hervorrufen, so Niemeyer. Das MT hätte dazu auch gerne die Einschätzung der Mindener Ordnungsbehörde gehört. Eine Anfrage ließ die Stadt jedoch in einem Zeitraum von drei Wochen unbeantwortet. Offenbar betrachtet sie das Handeln der Quartiermanagerin eher locker. Denn die Treppe erstrahlt inzwischen seit Mittwoch in einem grellen Pink (Bericht im MT). Dahinter verbirgt sich eine von der Stadt genehmigte Sprühkreideaktion, um für das Thema Brustkrebs zu sensibilisieren. Tatsächlich hatte es in anderen Städten Anzeigen nach Sprühaktionen gegeben. Im sauerländischen Meschede richteten Klima-Aktivisten im September 2021 Sachschäden an, weshalb die Polizei ermittelte. Bei einer ähnlichen Klima-Demo war im März 2021 der Marktplatz in Stendal (Sachsen-Anhalt) angemalt worden. Die Reinigungskosten in Höhe von knapp 8.000 Euro wollte die Stadt nicht übernehmen und verklagte die Versammlungsleiterin, die nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg allerdings nichts zahlen musste.

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