73-Jähriger ersticht Ehefrau: Senior muss lange ins Gefängnis

Minden/Bielefeld. &bdquo;Wir hatten über eine nur schwer fassbare Tragödie zu entscheiden gehabt, die schließlich zum Tod der 75 Jahre alten Paula S. geführt hatte", sagte der Vorsitzende Richter Christoph Meiring zur Einleitung der Urteilsbegründung. Das Bielefelder Landgericht hat nun den 73 Jahre alten Harald S. wegen Totschlags zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren verurteilt. Der Angeklagte hatte vor Gericht eingeräumt, in der Nacht auf den 24. Mai dieses Jahrs seine Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung in der Mindener Nordstadt getötet zu haben. 40 Jahre lang waren Harald S. und die zwei Jahre ältere Frau verheiratet gewesen. 2004 zog das ursprünglich aus Süddeutschland stammende Paar nach Minden, weil hier eine Tante des Angeklagten lebte. Zunehmend mussten sich die Eheleute S. um Haus und Garten jener betagten Tante kümmern – eine Aufgabe, die vor allem Paula S. zufiel, da ihr körperlich und insbesondere psychisch angeschlagener Mann derlei Arbeiten kaum oder gar nicht mehr verrichten konnte. Medikamente nicht richtig genommen Neben der für die auch nicht mehr ganz junge Paula S. anstrengenden Arbeit bei der Tante des Angeklagten war es vor allem der psychische Zustand von Harald S., der immer wieder für Konfliktstoff unter den Eheleuten sorgte. Bereits in den 90er Jahren hatte sich Harald S. aufgrund einer bipolaren affektiven Störung zeitweise in stationärer Behandlung befunden. Seither war er medikamentös eingestellt, besser gesagt: Er wäre medikamentös eingestellt gewesen. Dem Angeklagten mangelte es nämlich vollständig an Einsicht in seine Erkrankung und somit auch in deren Behandlungsbedürftigkeit. Die Folge: Seine Medikamente nahm er nur sehr unzuverlässig – eine Nachlässigkeit, die immer wieder für Streit unter den Eheleuten sorgte. Im April dieses Jahrs veränderte sich der psychische Zustand des Angeklagten dann zusehends. Er zog sich noch mehr zurück, befasste sich mit Internet-Recherchen zu Fragen des Erbrechts bei Straftätern, wurde aggressiver. Seine Frau äußerte einem Arzt gegenüber zu jener Zeit, dass ihr Ehemann &bdquo;wunderlich" werde. Wie sehr Harald S. auf einen psychischen Ausnahmezustand hinsteuerte, offenbarte sich auf tragische Weise in der Nacht auf den 24. Mai dieses Jahres: Als die Eheleute im Bett lagen, kam es abermals zu einem Streitgespräch, in dessen Verlauf Harald S. ganz offenbar die Kontrolle über sich verlor. Er würgte seine Frau, bis bei dieser die Bewusstlosigkeit eintrat. Im Anschluss holte er ein scharfes Küchenmesser und stach zweimal gezielt auf die liegende Frau ein. Paula S. verblutete innerhalb kurzer Zeit. "Ich habe sie erstochen" Als er am frühen Morgen erwachte und im Schlafzimmer seine tote Frau erblickte, rief er die Polizei an: &bdquo;Guten Morgen. Ich sitze hier seit zehn vor zwei neben meiner Frau. Die habe ich umgebracht. Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. Ich habe sie erstochen. Mensch Meier, was habe ich gemacht?" Von den sodann eintreffenden Polizisten ließ der Rentner sich widerstandslos festnehmen, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. In der Verhandlung vor der X. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts hatte S. ein weitgehendes Geständnis abgelegt. &bdquo;Die für uns entscheidende Frage war, wie die extreme Tat eines betagten Manns, der bisher nie straffällig geworden ist, zu sanktionieren ist", führte Richter Meiring nun in der Urteilsbegründung aus. Die Kammer schloss sich mit dem Urteil dem Antrag von Staatsanwältin Claudia Bosse an und verurteilte Harald S. wegen Totschlags zu sieben Jahren Gefängnis.

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