BMW-Diebe verurteilt: Haupttäter soll über 600 Autos geklaut haben

Paderborn. &bdquo;Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind", weiß der Paderborner Staatsanwalt Kai Uwe Waschkies. Als zwei Jahre lang in Ostwestfalen-Lippe und im angrenzenden Niedersachsen immer wieder hochklassige BMW von den Grundstücken ihrer Eigentümer auf Nimmerwiedersehen verschwanden, seien das &bdquo;die schönsten, die tollsten, die prächtigsten Kinder" gewesen. Jedes Extra hätten die Besitzer angekreuzt &bdquo;und dann ist das liebste Kind weg". In 27 Fällen fortgeholt von Arturas R., der sich von November 2017 bis November 2019 das viel gepriesene Key-less-go-System zunutze machte. Dafür muss der 44-jährige Litauer nach Willen des Landgerichts Paderborn für viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Sein Landmann Petras R. muss wegen Beihilfe für zwei Jahre und drei Monate hinter Gitter. Die Richter um den Vorsitzenden Edward Robinson sahen es als erwiesen an, dass der 42-Jährige seinen Freund Arturas R. regelmäßig in seiner Mindener Wohnung übernachten ließ und für diesen einen Wagen anschaffte und auf seinen Namen anmeldete. Nicht unwichtig nach Ansicht des Staatsanwaltes, denn so habe Arturas R. dank des deutschen Kennzeichens unauffällig auf Beutezug gehen können. Autos in Windeseile zerlegt Auch jene Halle in Minden, in denen weiterhin unbekannte Spießgesellen die Limousinen in Windeseile zerlegten, um die Einzelteile ins osteuropäische Ausland zu schaffen, vermittelte Petras R. Mit einer achtzehnmonatigen Jugendstrafe auf Bewährung hingegen kommt der 19 Jahre alte Silvester J. davon. Er hatte im November zwei Mal als Fahrer agiert und die teure Beute in die Zerlegehalle gebracht. All das gestanden die drei Männer, die nach umfangreichen Ermittlungen der Paderborner Kriminalpolizei im November in Minden festgenommen worden waren. Aber kein Wörtchen mehr wollten sie sagen, nicht zu den Mittätern, die in der Halle in kürzesten Zeiten die Automobile zerlegten, nicht zu weiteren Fällen verschwundener Luxuskarossen aus den bayrischen Motorenwerken. Nur die Spitze des Eisbergs? Dabei hält Staatsanwalt Kai Uwe Waschkies die jetzt abgeurteilten Fälle nur für &bdquo;die Spitze des Eisberges". Er ist davon überzeugt, dass Arturas R. ab 2017 nahezu jede Nacht mit seinem Funksignalverlängerer auf Beutezug ging. Rund 600 Wagen hätte der 44-Jährige in diesen zwei Jahren wohl gestohlen, schätzt er. Doch weil der Litauer die Limousinen nicht im Ganzen an etwaige Kunden im osteuropäischen Ausland übergab, sondern in einer Lagerhalle zerlegen ließ, von wo aus sie in Einzelteilen fortgeschafft wurden, und sich so die Spuren der Wagen letztlich verloren, konnten die Ermittler der Paderborner Polizei ihm nur eben jene 27 Fälle nachweisen, von denen vor allem in der Lagerhalle Beweise zurückgeblieben waren. Hier fanden sich nämlich nicht nur so einige Teile der auseinandergenommen Fahrzeuge, sondern auch Habseligkeiten der ein oder anderen bestohlenen Autobesitzer. Verteidiger: BMW gehört auf die Anklagebank Verteidiger Thorsten Fust indes bricht eine Lanze für seinen Mandanten Arturas R. Dem sei es doch arg leicht gemacht worden. &bdquo;Es ist erschreckend einfach, solche Fahrzeuge zu stehlen", sagt er und prangert an, dass der große Unsicherheitsfaktor Key-less-go-System &bdquo;seit Jahrzehnten bekannt" sei. Trotzdem werde eine längst entwickelte Möglichkeit der Sicherung &bdquo;nicht serienmäßig eingebaut". Deshalb, so findet er, gehöre eigentlich auch der Autohersteller BMW auf die Anklagebank, während neben dem Staatsanwalt die &bdquo;deutsche Versicherungswelt" als Nebenklägerin Platz nehmen müsse. Denn diese die &bdquo;große Geschädigte", sagt Thorsten Fust.

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