Besonderes Projekt: Warum dieser Lübbecker Grabsteine fotografiert

Lübbecke. Seit Jahrhunderten sind Grabsteine eine Erinnerung an verstorbene Menschen. Je höher deren gesellschaftliche Stellung war, desto größer und teils monumentaler fielen diese Steine aus. Mitunter zeigen diese Steine Darstellungen der Verstorbenen und nennen deren Daten, manchmal sogar auch etwas aus deren Leben. Zu sehen sind solche Steine unter anderem an der Lübbecker St.-Andreas-Kirche. Die meisten Menschen erhielten – wenn überhaupt – kleine Grabsteine oder Holzkreuze. Über Holzkreuze geht irgendwann die Zeit hinweg und selbst bei Steinen verwittert irgendwann die Inschrift. Grabsteine aber sind eine Erinnerung an einen Menschen und mitunter auch interessant, wenn es um Ahnenforschung geht. Ein Verein ist deshalb bundesweit aktiv geworden, um Grabsteine zu dokumentieren und deren Daten auch für die Nachwelt zu erhalten. Mehrere Friedhöfe aus dem Altkreis Minden etwa sind über das Online-Portal bereits erfasst. Der Nettelstedter Ortsheimatpfleger Manfred Möhlmann hat sich diesem Projekt angeschlossen und dokumentiert derzeit die Grabsteine des Nettelstedter Friedhofes. Ist das abgeschlossen, wäre Nettelstedt der erste Gottesacker aus dem Lübbecker Land, der in dem Portal erfasst ist. &bdquo;Ich habe mehr als 600 Fotos von Grabsteinen“, sagt Manfred Möhlmann. Das Problem sei, dass man manche Grabsteine kaum fotografieren könne, weil sie zugewachsen seien. Das Betreten der Grabstelle ist aber tabu. Derzeit sei die Gelegenheit günstiger, weil Grabstätten auch wegen des Totensonntags hergerichtet würden. So sehe er erstmals alle Grabstellen: &bdquo;Und da fallen mir einige sehr schöne auf.“ Manche seien schon künstlerisch gestaltet, andere würden an Angehörige von bekannten Nettelstedter Familien wie Meyer-Spelbrink erinnern. Das Foto-Projekt umfasst auch Bodenplatten für Urnengräber. Oft sei hier aber die Schrift verwittert. Lesen Sie auch: Volkstrauertag im Lübbecker Land: Mahnung zum Einsatz für Demokratie &bdquo;Es geht um Namen und Lebensdaten“ &bdquo;Es geht um die Namen und um die Lebensdaten“, betont Manfred Möhlmann. &bdquo;Die sind auch hilfreich für die Ahnenforschung.“ Er wolle die Erinnerung an diese Personen bewahren. &bdquo;Und das kann man am besten mit Fotos des Grabsteines.“ So ein Stein habe außerdem ja auch einen ideellen und einen künstlerischen Wert. Lesen Sie auch: Grabschmuck geklaut: Dreister Diebstahl auf Lübbecker Stadtfriedhof Er habe auf eigene Kosten eine kleine Broschüre drucken lassen, so Möhlmann. Die könne er Interessierten in die Hand drücken. &bdquo;Ich sehe ja, wenn mir Menschen beim Fotografieren zusehen.“ Dann könne er sie ansprechen: &bdquo;Sie möchten sicherlich wissen, was ich hier mache.“ Er habe aber noch niemanden getroffen, der ihn wegen der Fotos angemacht habe, merkt Manfred Möhlmann an: &bdquo;Im Gegenteil: Die Leute sind sehr interessiert.“ Anlässlich des &bdquo;Tages des Friedhofes“ habe er das Projekt auch vorgestellt. Das Bild des Friedhofes ändere sich ständig. Manche Steine, der er fotografiert habe, seien wenig später schon abgeräumt gewesen. Grabstellen würden nach Ablauf der Ruhezeiten aufgegeben und abgeräumt. Dafür habe er Verständnis, so Möhlmann. Zudem ändere sich die Bestattungskultur. Die großen Familien-Grabstätten gebe es kaum noch, dafür gebe es viele Urnengräber. Auch seien die Menschen mobiler, oft gebe es keine Angehörigen mehr im Ort. Friedhof im Februar 1900 eröffnet Nettelstedter seien früher zum Teil in Gehlenbeck bestattet worden, berichtet Manfred Möhlmann. Das sei in der Zeit gewesen, als Nettelstedt noch keinen eigenen Friedhof hatte. Der Gottesacker in Nettelstedt, darauf weist ein Gedenkstein hin, wurde dann im Februar 1900 eingeweiht. Nach dem ältesten noch vorhandenen Grabstein in Nettelstedt sucht Manfred Möhlmann noch. Wenn er alle Steine fotografiert und erfasst habe, könne er sich das anzeigen lassen. Der Nettelstedter Ortsheimatpfleger erinnert daran, dass es das Projekt schon in vielen Orten gibt. Wie kam Möhlmann aber darauf, sich für das Projekt zu engagieren? Immer dann, wenn er Grünschnitt in die dafür vorgesehene Mulde auf dem Nettelstedter Friedhof brachte, habe er auch in die Bauschutt-Mulde geschaut. Dort landen abgeräumte Grabsteine. Ihn habe dieser Anblick nachdenklich gestimmt: &bdquo;Es ist das Ende des Erinnerns, wenn der Stein mit dem Namen in der Mulde liegt.“ Er habe außerdem Nachforschungen wegen seiner eigenen Familie betrieben und auch da sei er auf das Projekt gestoßen: &bdquo;Ich fand das hochinteressant.“ Er habe sich Friedhöfe im Raum Minden angeschaut, von denen seien einige erfasst, im Lübbecker Land noch keiner. Und wie funktioniert es für Nutzer des Projekts? Nach Angaben von Manfred Möhlmann wird ein Name eingegeben. Dann erscheint eine Liste mit allen Friedhöfen, auf denen dieser Name erfasst sei. Und mit einem weiteren Klick lassen sich dann Grabstein-Fotos anzeigen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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