Minderjährige von 29-Jährigem in Lübbecke sexuell genötigt - Entschuldigung nur Taktik?

Lübbecke/Minden. Viereinhalb Monate der dreijährigen Haft, zu der das Schöffengericht Minden einen 29-jährigen Mann aus Ghana verurteilte, hat er schon in Untersuchungshaft verbracht. Er wird beschuldigt, am 30. Mai im Wald nahe der Burgruine Reineberg eine 17-jährige Ukrainerin angegriffen und unter Gewaltanwendung sexuell genötigt zu haben. Ihre Gegenwehr und zwei Passanten haben vermutlich Schlimmeres verhindert. Die junge Frau war gegen 17 Uhr allein dort unterwegs, als sie dem damals 28-Jährigen begegnete, der in einer Flüchtlingsunterkunft in Hüllhorst lebte. Er verfolgte die junge Frau und sprach sie an, dabei offen seine sexuellen Absichten zeigend. Als sie ablehnte, drängte er sie in ein Gebüsch in der Nähe des Waldwegs und versuchte, ihr die Kleidung auszuziehen. So schilderte es die 17-Jährige vor Gericht. Es gelang ihr, die Kapuze seiner Jacke über seinen Kopf zu ziehen und den Moment zur Flucht zu nutzen. Mit derangierter Kleidung, nur einem Schuh und völlig aufgelöst traf sie glücklicherweise auf zwei Lübbecker Spaziergänger. Sie vertraute sich den beiden an. Der Jüngere verstand Ukrainisch und rief die Polizei an. Plötzlich tauchte der Täter, der sich zunächst entfernt hatte, wieder auf. Der Grund: Er hatte gemerkt, dass er in dem Gerangel sein Portemonnaie mit Bankkarte verloren hatte. Doch als er merkte, dass die Polizei schon informiert war, flüchtete er erneut. Über die Bankkarte kam man an seine Adresse in der Hüllhorster Unterkunft. Einen Tag später saß er in Bielefeld in Untersuchungshaft. Mehr zum Thema: Sexuelle Übergriffe im Gesundheitssektor: Drei Frauen aus OWL berichten Keine Strafmilderung für Geständnis des Angeklagten Auch wenn es für die Tat selbst keine direkten Zeugen außer der Geschädigten gibt, die Beweislast mit der verlorenen Bankkarte, den Aussagen des Opfers und der Zeugen sowie seinem Verhalten danach waren eine erdrückende Beweislast. Die Staatsanwältin sah deshalb keinen Grund, sein Geständnis als strafmildernd zu berücksichtigen. Sie forderte drei Jahre und zehn Monate Haft für den Angeklagten. Dessen Verteidiger Lutz Klose sah das anders. Das Geständnis habe schließlich der Geschädigten eine detaillierte Aussage und viele Fragen zum damaligen Geschehen erspart. Das Gericht berücksichtigte das Geständnis zwar, aber folgte der Staatsanwältin in ihrer Ansicht, dass hier &bdquo;aus einer spontanen Laune“ heraus, der Täter den Albtraum aller Frauen heraufbeschworen habe. Die Anklagevertreterin sprach von einem frauenverachtenden Bild des Angeklagten. Er habe seine körperliche Überlegenheit gegen die sexuelle Selbstbestimmung seines Zufallsopfers eingesetzt, ihr klares Nein missachtet. Schlimmeres Trauma ist strafverschärfend zu werten Die Tat sei nur als Nötigung rechtlich zu bestrafen, obwohl wohl auch die Absicht einer Vergewaltigung drohte. Aber das Gericht dürfe nur Tatbestandsmerkmale verwerten, das wolle der Gesetzgeber so, betonte der Vorsitzende Richter Andreas Böhme. Die Mindeststrafe für sexuelle Nötigung unter Gewaltanwendung liegt bei einem Jahr. Hier wurde um das Doppelte darüber hinausgegangen. Es könne auch nicht strafmildernd gewertet werden, dass die junge Frau wohl nicht mehr allzu sehr von dem Ereignis belastet sei. Das könne sich auch ändern und eher wäre ein schlimmeres Trauma strafverschärfend zu werten gewesen. Selbst an der Entschuldigung, die eher eine Tatbeschreibung als ein Schuldeingeständnis war, könne man nicht ausschließen, dass das auch Taktik in Hinblick auf ein mildes Urteil gewesen sei. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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