Mühlenkreiskliniken

Krankes Baby wird mit blauem Licht im Krankenhaus Lübbecke behandelt

Die Klinik setzt auf eine neue Therapiemöglichkeit bei Gelbsucht: Die Neugeborenen kommen in einen speziellen Schlafsack, sodass die Eltern während der Behandlung dabei sein können.

Jessica und Matthias Bärwolf können trotz der Lichttherapie ganz viel mit ihrer kleinen Tochter Ronja kuscheln. | © MKK

10.10.2025 | 10.10.2025, 19:00

Lübbecke. Eingekuschelt im Schlafsack liegt die kleine Ronja in den Armen ihrer Eltern Jessica und Matthias Bärwolf. Das kleine Mädchen ist vor fünf Tagen im Krankenhaus Lübbecke auf die Welt gekommen und kämpft mit einer leichten Neugeborenen-Gelbsucht. Gar nicht so ungewöhnlich: Denn in der ersten Lebenswoche entwickeln nach Angaben der Mühlenkreiskliniken (MKK) fast 60 Prozent aller Babys eine Gelbsucht. Bei schweren Fällen müssen die Neugeborenen demnach mit blauem Licht im Inkubator behandelt werden. Dank eines neuen, speziellen Schlafsacks, der auf der Mutter-Kind-Station im Krankenhaus Lübbecke zum Einsatz kommt, muss Ronja aber während der Phototherapie nicht von Mama und Papa getrennt werden.

„Wir sind sehr froh, dass es diesen tollen Schlafsack gibt. Denn so können wir die ganze Zeit zusammen sein. Kuscheln, stillen und einfach die Nähe genießen“, erzählt Jessica Bärwolf. Für das Ehepaar aus Barver aus dem Landkreis Diepholz ist Ronja das erste Kind. Das kleine Mädchen ist mit 3.490 Gramm und 53 Zentimetern zur Welt gekommen. Nach der Geburt wurde Ronjas Bilirubinwert routinemäßig kontrolliert und war tatsächlich erhöht.

Eine Neugeborenengelbsucht entsteht nach MKK-Angaben durch die Anreicherung von Bilirubin, einem Abbauprodukt, welches beim Zerfall von roten Blutkörperchen entsteht, im Körper. Menschen produzieren ständig neue rote Blutkörperchen, während alte zerfallen. Normalerweise wird das Bilirubin von der Leber umgewandelt und dann durch den Stuhl ausgeschieden. Oft ist jedoch dieses Organ bei Neugeborenen noch nicht reif genug, um den Prozess durchzuführen.

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Zwölf Stunden täglich im Schlafsack

„Jetzt haben wir dank des BiliCocoon-Schlafsacks die Möglichkeit, die kleinen Patienten auch hier bei uns frühzeitig zu behandeln – sofern der Bilirubinwert natürlich nicht zu hoch ist“, erläutert Margarita Rempel, Stationsleitung der 7 West im Krankenhaus Lübbecke.

Während der Lichttherapie wird das Kind ohne Kleidung in den speziellen Schlafsack gelegt und eingewickelt. Um die Augen vor dem Licht zu schützen, bekommt der Säugling eine Art Augenbinde. Das blaue Licht sorgt dafür, dass der Farbstoff Bilirubin in der Haut in eine wasserlösliche Substanz umgewandelt, anschließend in der Leber abgebaut und schließlich über den Urin ausgeschieden wird. Ronja hat die vergangenen Tage etwa zwölf Stunden täglich im Schlafsack verbracht. Da sie aber trotzdem die ganze Zeit bei ihren Eltern sein konnte, war das ganz „unproblematisch“, wie ihr Vater Matthias Bärwolf erzählt.

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Kinderkrankenschwester Anita Schnepel freut sich über die neue Anschaffung. - © MKK
Kinderkrankenschwester Anita Schnepel freut sich über die neue Anschaffung. | © MKK

„Dank dieser neuen Therapiemöglichkeit können Neugeborene auch während der Behandlung mit blauem Licht gestillt werden und wichtigen Körperkontakt zu den Eltern haben. Für uns als babyfreundliche Geburtsklinik ist das besonders wichtig, denn bei uns steht die Eltern-Kind-Bindung im Fokus“, erklärt Stationsleitung Margarita Rempel. Ihre Kollegin Anita Schnepel, Kinderkrankenschwester, ergänzt: „Wir sind total glücklich über diese Anschaffung – ein Gewinn für uns als Team, aber vor allem für die Eltern und ihre Babys.“

Nach fünf Tagen darf Ronja nach Hause

2017 wurde das Krankenhaus Lübbecke von der WHO und UNICEF als „Babyfreundliche Geburtsklinik“ ausgezeichnet. Seitdem wird nach dem BEST-Konzept gearbeitet. Dabei steht „BEST“ für Bindungs-, Entwicklungs- und Stillförderung. Auf der Mutter-Kind-Station sind beispielsweise alle Krankenschwestern und Kinderkrankenschwestern als Still-Beraterinnen ausgebildet. Jährlich kommen den MKK zufolge mehr als 800 Neugeborene im Krankenhaus Lübbecke zur Welt.

Da Ronjas Bilirubinwert gesunken ist, darf das kleine Mädchen nach fünf Tagen nun mit ihren stolzen Eltern nach Hause nach Barver. „Unsere Hebamme wird zu Hause weiterhin ein Auge darauf haben, aber jetzt ist erstmal alles gut und wir freuen uns auf unseren neuen Alltag zu dritt. Und viel Kuscheln – ohne blaues Licht“, sagt Jessica Bärwolf schmunzelnd.

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