OKE-Gruppe nennt Details zur Schließung des Lübbecker Spritzguss-Spezialisten Alhorn

Frau Franke, warum schließt OKE Alhorn? JESSICA FRANKE: Wir möchten ganz klar sagen, dass es sich nicht um Profitmaximierung der OKE-Gruppe oder Produktionsverlagerungen ins Ausland handelt. Bei Alhorn zeigen sich allerdings die Auswirkungen globaler Entwicklungen: Wir sehen keinen kurzfristigen Einbruch im Automobilzulieferermarkt, sondern einen tiefgreifenden Strukturwandel: Wir haben primär den europäischen Markt mit Einzelkomponenten und Baugruppen im Elektronikbereich beliefert. Hier haben wir einen deutlichen Nachfragerückgang zu verzeichnen. Der Weltmarkt ist volatil, die deutschen Hersteller verkaufen weniger Fahrzeuge, es herrscht Unsicherheit bei der Antriebstechnologie und hinzu kommt der enorme Kosten- und Wettbewerbsdruck. In Deutschland sind Energie, Löhne und Bürokratiekosten hoch – Produktionsverlagerungen nach Osteuropa und Nordafrika sind daher in dem von uns bedienten Markt attraktiv. Und genau das machen einige unserer Kunden – sie kaufen dort ein oder produzieren selbst in diesen Ländern. Das bedeutet? Unsere Kunden ziehen vor diesem Hintergrund komplette Projekte ab. Das führt dazu, dass das Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll geführt werden kann. Zu wann ist die Alhorn-Schließung geplant? Es zeichnet sich aktuell eine Schließung zum Jahresende ab. Mit einzelnen, jetzt noch bestehenden Kunden werden beidseitig gute Lösungen besprochen. Aspekte wie Vorproduktionen und Sicherheitsbestände müssen berücksichtigt werden. Lesen Sie auch: Rund 90 Mitarbeiter betroffen: Lübbecker Spezialist für Präzisionsspritzguss schließt Werk Sind weitere Standorte betroffen, falls ja: Welche? In der OKE-Unternehmensgruppe sind nach unserer Kenntnis keine weiteren Schließungen geplant. Warum kann der Großkunden-Verlust nicht mit Neuprojekten oder Neukunden kompensiert werden? Der Strukturwandel in der Branche hat zur Folge, dass wir keine neuen Projekte gewinnen konnten, trotz intensiver Bemühungen über viele Monate hinweg. Warum wird das Unternehmen nicht verkauft, sondern geschlossen? Der Verkauf des Unternehmens wurde im Vorfeld ebenfalls sorgfältig geprüft, es gab jedoch keine ernsthaften Interessenten. Vor diesem Hintergrund erging die endgültige Entscheidung zur Stilllegung. Als maßgeblicher Grund für die Schließung werden gescheiterte Preisverhandlungen mit einem Großkunden genannt. Ist das korrekt? Ja, ein Teil der Entscheidung war, dass es jetzt wirtschaftlich nicht mehr weitergehen kann. Aber auch hier müssen wir auf globale Entwicklungen verweisen. Wir befinden uns bei Alhorn in einem reinen Preisgeschäft mit hohem Konkurrenzdruck. Wie viele weitere Kunden haben Aufträge verlagert? Das kann man so pauschal nicht beantworten. Einige Kunden haben eine Teilmenge ins osteuropäische oder nordafrikanische Ausland verlagert, andere haben selbst keine oder weniger Aufträge mehr von ihren Kunden erhalten – als ein Baustein innerhalb internationaler Wertschöpfungskette sind wir in viele komplexe Lieferströme involviert. Letztlich sind wir dann wieder beim Strukturwandel – wo weniger Autos gebaut werden, gibt es weniger Projekte und wo weniger Projekte sind, gibt es wenigerAufträge an die deutschen Zulieferer zu verteilen. Wann wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert? Im Mai. Wie viele Mitarbeiter sind von der Schließung in Lübbecke betroffen? Alle 88 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ist für die Mitarbeiter Unterstützung geplant? Ja. Wir führen viele Einzelgespräche und unterstützen, wo wir können. Wir wollen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – trotz aller Trauer und Enttäuschung – im Guten auseinandergehen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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