Kreis Minden-Lübbecke. Rund 250.000 Bürgerinnen und Bürger im Kreis Minden-Lübbecke waren am Sonntag, 14. September, aufgerufen, bei der Kommunalwahl einen neuen Kreistag sowie einen neuen Stadt- oder Gemeinderat zu wählen. Auch Bürgermeisterwahlen standen an. Parteien und Wählergemeinschaften nutzten selbst die letzten Tage und Stunden vor der Wahl, um auf Wochenmärkten, in Einkaufszentren oder vor Bäckereien um die Gunst der Wählerinnen und Wähler zu werben. Bei den Bürgern gebe es ein großes Interesse an der Kommunalwahl 2025. Das habe sich bei den Gesprächen gezeigt, hieß es.
Bis 12 Uhr hatten nach Mitteilung des Kreises 36,75 Prozent aller Wahlberechtigten im Kreis (Briefwählende inklusive) ihre Stimme abgegeben. Am Nachmittag wurde klar: Jeder Zweite hat gewählt. So waren die Schulhöfe teilweise gut besucht. Viele Wählerinnen und Wähler kamen als Paar, manche auch als Familie. Vor den Klassenzimmern unterhielten sie sich oder informierten sich auf den Musterstimmzetteln vor den Eingängen noch kurz, wie viele Stimmen sie jetzt eigentlich abgeben müssen. In den Wahlräumen selbst war es derweil relativ leise, so dass die Menschen die Möglichkeit hatten, ihre drei Kreuze in Ruhe zu setzen.
Dabei kamen die Menschen in Schüben in die Wahllokale. Während es um 12 Uhr noch relativ ruhig war, füllten sich die Gänge vor den Wahllokalen kurz vor 13 Uhr. Diese Beobachtung bestätigte auch der Lübbecker Wahlhelfer Frank Kießler: „Es gibt drei bis vier Stoßzeiten, an denen Menschen wählen gehen.“ Das sei kurz nach dem Frühstück, kurz vor und kurz nach dem Mittagessen und nach der Kaffeezeit am Nachmittag. Sowohl Kießler als auch der Hüllhorster Wahlhelfer Herbert Lüking waren zufrieden mit dem Wähleraufkommen bis dahin: „Die Beteiligung ist recht gut.“
Wahlcafé in Preußisch Oldendorf organisiert
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Auch Bärbel Hodgkinson aus Lübbecke gab vor Ort ihre Stimme ab: „Ich finde es wichtig, wählen zu gehen. Es geht ja um meine Stadt.“ Die Kommunalwahl „ist die kleinste Instanz. Da kann man am ehesten mitbestimmen“, sagt der 20-jährige Simon Oberhaus. So sieht das auch Jörg Gärtner: „Das ist eine Möglichkeit, Einfluss nehmen zu können. Jede Stimme zählt.“ Dabei ist es dem 57-Jährigen auch wichtig, „den Rechten den Wind aus den Segeln zu nehmen.“
Unterdessen merkte eine 56-jährige Lübbeckerin an: „Ich kann verstehen, wenn Menschen nicht wählen gehen.“ Es werde viel über die Köpfe der Bevölkerung hinweg entschieden, findet sie. Dennoch habe auch sie letztlich ihr Kreuz gesetzt.
Ab 12 Uhr waren die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer um Organisatorin Heidi Freudenstein wieder im Wahlcafé in Preußisch Oldendorf im Einsatz. Im OGS-Container auf dem Schulhof der Grundschule empfingen sie die Wählerinnen und Wähler mit Kaffee und Kuchen. Schon während der Bundestagswahl wurde das Angebot gut angenommen und gelobt.
„Wir möchten deutlich machen, wie wichtig jede Wählerin und jeder Wähler einer demokratischen Gesellschaft ist und damit etwas zur Steigerung der Wahlbeteiligung beitragen“, sagte Heidi Freudenstein, die sich bereits seit Jahrzehnten auf lokaler Ebene für die Demokratie starkmacht. „Gerade hier vor Ort können wir uns alle einbringen und mitgestalten“, betont sie. Das kostenlose Kaffeetrinken solle das Gemeinschaftsgefühl stärken, Menschen zusammenbringen und zum Austausch anregen. Bei Sonnenschein wurde das Angebot gut angenommen und die Ehrenamtlichen rechneten damit, dass das den Tag über so bleiben werde.
Große Überraschung in Rahden

?Foto: Joern Spreen-Ledebur | © Joern Spreen-Ledebur
Um eine Minute vor 18 Uhr kam der letzte Wähler in das wohl schönste Wahllokal in Lübbecke, die Mediothek. Das sagten die acht Wahlhelfer mit Annika Rührup als Wahlvorsteherin. Der Wahltag sei entspannt und ruhig verlaufen. Kein Andrang, aber stetig über den Tag verteilt seien die Wähler und Wählerinnen in das Wahllokal 9 mit der Nummer 130 gekommen. „Es war unspektakulär im positiven Sinne“, so Annika Rührup, die um Punkt 18 Uhr die Tür des Wahllokals abschloss. Dann wurde die Urne mit den Stimmzetteln auf den Fußboden ausgeschüttet und die ehrenamtlichen Wahlhelferinnen machten sich an das Sortieren.
1.178 Stimmberechtigte für den Kreistag und 1.175 für Rat und Bürgermeisterwahl hatten die Einladung für das Wahllokal in der Mediothek bekommen und 408 von 833 Personen bis 18 Uhr gewählt. Dazu kamen noch 345 Briefwahlunterlagen, die auch vom Team in der Mediothek ausgezählt werden mussten.
In Hüllhorst war das Ergebnis bereits um 20.04 Uhr eindeutig: Amtsinhaber Michael Kasche (CDU) ist wiedergewählt.
Eine große Überraschung gab es in Rahden, wo um 20.31 Uhr Riesenjubel bei der FDP und ihren Gästen zu hören war. FDP-Bürgermeisterkandidat Florian Haase schlug mit 66,4 Prozent der Stimmen CDU-Amtsinhaber Bert Honsel. Die Freude war riesig. Damit wurde erstmals seit Bestehen der Stadt Rahden ein CDU-Bürgermeister abgewählt.
In Preußisch Oldendorf kam Amtsinhaber Marko Steiner (parteilos) auf 49 Prozent und muss in die Stichwahl mit Ali Chaudhry (SPD).
In Espelkamp war es eine klare Sache für Amtsinhaber Henning Vieker (CDU). Er gewann mit 66,9 Prozent der Stimmen. „Ein Teamerfolg und eine Bestätigung für die Politik der CDU“, so Vieker.
In Lübbecke lag von Anfang an SPD-Bürgermeisterkandidat Philipp Knappmeyer vorn und kam auf 55,8 Prozent. Zu keinem Zeitpunkt konnte Gegenkandidat Bent-Maria Grote (CDU) die Führung übernehmen. Noch klarer fiel das Ergebnis in Stemwede für Amtsinhaber Kai Abruszat (FDP/CDU) aus: Er erhielt 83,1 Prozent der Wählerstimmen.