Smurfit Westrock schließt Werk in Lübbecke – 150 Menschen verlieren Job

Lübbecke. Die Ankündigung von Werksschließungen in den USA und in Deutschland kam Ende April, nun ist es traurige Gewissheit: Der Konzern Smurfit Westrock schließt sein Werk in Lübbecke. Rund 150 Menschen verlieren ihre Jobs. Nach mehr als 100 Jahren endet damit die Herstellung von Wellpappe in Lübbecke. Informationen von nw.de zufolge soll ein Sozialplan unterschrieben worden sein. Besonders wegen eines Punktes soll sich der Konzern lange gesperrt und damit erheblichen Unmut in der Belegschaft ausgelöst haben. Den Informationen der Redaktion zufolge soll die Belegschaft am heutigen Freitag über das Aus des Standortes Lübbecke und über die Sozialplan-Verhandlungen informiert werden. Smurfit Westrock, nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Hersteller von Verpackungen auf Grundlage von Papier, will nach eigenen Angaben seine Wettbewerbsfähigkeit durch eine strategische Neuausrichtung in seinen Verkaufsregionen Nord- und Südwest-Deutschland stärken. Das Unternehmen begegnet damit laut bisherigen Konzern-Darstellungen dem Strukturwandel im deutschen Verpackungsmarkt &bdquo;mit gezielten Maßnahmen zur Stärkung der eigenen Marktposition durch schlankere Strukturen bei gleichzeitigen Investitionen in innovative Verarbeitungsmaschinen für Wellpappverpackungen“. &bdquo;Produktion steigern, Fixkosten reduzieren“ Die Produktionsstandorte in Lübbecke und Hanau werden im vierten Quartal 2025 geschlossen. Die Produktionsvolumen dieser zwei kleineren Werke sollen laut Smurfit Westrock-Darstellung &bdquo;zukünftig aus den übrigen Standorten der Gruppe in der Region Nord- bzw. Südwest-Deutschland übernommen werden, in denen entsprechende Produktionskapazitäten vorhanden sind“. In diesen beiden Regionen seien &bdquo;Großinvestitionen in Verarbeitungslinien geplant“, hatte der Konzern mitgeteilt. Die sollten das Produktangebot für die Kunden um innovative und hochwertig bedruckte Stanzverpackungen erweitern. Insgesamt würden durch die Maßnahmen &bdquo;die personellen und operativen Kapazitäten besser ausgeschöpft, die Produktivität gesteigert und die Fixkosten reduziert“, hatte der Konzern zuletzt mitgeteilt. Und: &bdquo;Die Schließung der Werke in Lübbecke und Hanau ermöglicht uns, die Produktion an anderen deutschen Standorten zu optimieren und somit zukunftssicher zu gestalten.“ Lesen Sie auch: Smurfit Westrock: Sorgen um 150 Arbeitsplätze in Lübbecke In der Ankündigung zu Werksschließungen hatte Smurfit Westrock Ende April die Bedeutung der Beschäftigten besonders hervorgehoben und gewürdigt. In der Belegschaft in Lübbecke soll daran aber niemand glauben, ist zu hören. Der Glaube, dass möglicherweise noch bis in Richtung Jahresende in Lübbecke produziert wird, soll sich Informationen zufolge in Grenzen halten. Eher wird ein Aus für die Produktion im Werk an der B239 bereits im November nicht ausgeschlossen. Welches Verhalten &bdquo;ungewöhnlich“ sein soll Nach nw.de-Informationen soll eine Transfergesellschaft gegründet werden. In einer solchen Gesellschaft gibt es bis zu ein Jahr Transfer-Kurzarbeitergeld sowie Schulungen und Betreuung hinsichtlich eines möglichen Berufswechsels. Den Informationen der Redaktion zufolge soll sich der Konzern bei den Verhandlungen über den Sozialplan vor allem gegen diese Transfergesellschaft gesträubt haben. Dieses Verhalten soll für einen Konzern in der Größe von Smurfit Westrock mit weltweit rund 100.000 Beschäftigten zumindest als &bdquo;ungewöhnlich“ gelten. Dass sich der Konzern gegen die Transfergesellschaft sträubte, soll ein Grund für den erheblichen Unmut in den Reihen der Belegschaft sein. Ein weiterer Grund für den erheblichen Unmut soll sein, dass die Beschäftigten diese Transfergesellschaft mitfinanzieren sollen. Das soll nw.de-Informationen zufolge als &bdquo;skandalös“ bezeichnet werden. Entsprechend wird die Stimmung in der Belegschaft mit sehr enttäuscht und deprimiert angegeben. Antworten auf Fragen noch offen Es heißt, dass es Kunden geben soll, die bislang aus dem Standort Lübbecke mit Verpackungen beliefert wurden. Auch der Name eines bekannten Süßwarenherstellers wird in diesem Zusammenhang genannt. Es heißt, dass es Kunden geben soll, die nach dem Aus für das Werk Lübbecke über eine Neu-Ausschreibung der Lieferungen nachdenken sollen. Das könnte bedeuten, dass Smurfit Westrock möglicherweise Kunden verlieren könnte, ist zu hören. Zu diesen Spekulationen bat die Redaktion den Konzern um Stellungnahme. Zudem soll die Auslastung im Werk Lübbecke Informationen zufolge noch durchaus ordentlich sein, von vereinzelten Nachtschichten ist die Rede. Auch andere Standorte seien gut ausgelastet, heißt es. Es soll die Frage aufgekommen sein, ob und wenn ja wo kurzfristig Kapazitäten frei wären, um die Produktion aus dem bisherigen Werk in Lübbecke zu übernehmen. Auch dazu fragte die Redaktion den Konzern. Die Antworten stehen noch aus. Papier und Wellpappe seit 1907 Die Herstellung von Verpackungen aus Papier hat in Lübbecke eine relativ lange Tradition. Das Areal an der heutigen Bundesstraße 239 südlich der Lübbecker Altstadt hatten im Jahr 1903 mehrere Bremer Kaufleute erworben. Zuvor hatte an dieser Stelle über Jahrzehnte eine Tuchfabrik gestanden. Die Bremer Kaufleute gründeten 1907 die Bremer Papier- und Wellpappenfabrik. Zu den ersten Produkten gehörten Flaschenhülsen aus Wellpappe. Als Papierfabrik war das Unternehmen in Lübbecke und Umgebung bekannt, die Bushaltestelle an der Bundesstraße 239 in Höhe des Werksgeländes heißt bis heute so. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wechselte die Papierfabrik wiederholt die Besitzer. Aus dem Lübbecker Wellpappenwerk wurde später ein Standort von Europa Karton, nach dem Einstieg eines US-amerikanischen Unternehmens war Lübbecke ein Standort von Stone Europa Karton. Dann kam Smurfit hinzu, ein von Jefferson Smurfit 1938 übernommenes Unternehmen. Das fusionierte 1998 mit dem in Chicago ansässigen Unternehmen Stone Container Corporation. Im Jahr 2005 schlossen sich Jefferson Smurfit und die Kappa Corporation zu Smurfit Kappa zusammen. Die Kappa Corporation war 1974 in den Niederlanden gegründet worden und zählt zu den bedeutendsten europäischen Herstellern von Verpackungen aus Wellpappe und Kartons. Die nächste Fusion gab es 2018. Damals gingen Smurfit Kappa und das US-amerikanische Unternehmen Westrock zusammen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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