Tradition in Lübbecke: Fruchthandel Hille setzt auf mehr als 125 Jahre Erfahrung

Kreis Minden-Lübbecke. Früchte sind nicht nur gesund, sie können sogar eine Familie komplett ernähren und das schon seit Generationen. Bestes Beispiel dafür ist die alteingesessene Lübbecker Familie Hille. Hier dreht sich schon seit über 125 Jahren alles um die süßen Früchte und mittlerweile sogar noch mehr. Jeder, der durch das westliche Industriegebiet fährt, hat den Firmensitz der Fritz Hille GmbH & Co. KG an der Zeiss-Straße 4, Ecke Industriestraße schon einmal gesehen, ein flaches Firmengebäude, errichtet im Jahr 1976 und mittlerweile großzügig erweitert. Hier sitzt die Zentrale für den weltweiten Handel mit Südfrüchten, aber auch heimischen Obstsorten sowie Gemüse in allen Größen, Formen und Farben gehören seit eh und je zum Programm. Das volle Programm Vitamine also von A wie Ananas bis Z wie Zucchini. Der Aktionsradius der rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reicht von Paderborn bis Bremen und von Hannover bis Lingen. Beliefert werden die Gastronomie, der Handel und viele Kantinen. Wie die meisten Firmengründungen eines Familienbetriebs hat es ganz bescheiden angefangen. Ein guter Draht zu den Landwirten war wichtig Fritz Hille wurde 1876 geboren, er stammte ursprünglich aus Heidenoldendorf bei Detmold. In ihm erwachte schon früh der Geschäftssinn. Im Alter von 21 setzte er sich auf sein Fahrrad und fuhr gen Lübbecke. Er kaufte Äpfel aus Obermehnen und begann einen kleinen Obst- und Obstbaumhandel. Nur ein Jahr später wurde offiziell seine Firma gegründet. Obwohl das Wort Marketing noch nicht erfunden war und es noch &bdquo;geschäftstüchtig" hieß, tat er genau dieses. Hille verschenkte Setzlinge an Bauern der Region, mit dem Versprechen, die spätere Ernte auch für sie zu vermarkten. Das tat er zunächst in Bielefeld und der Region rund um Lübbecke. Der Handel blühte auf, die Produktpalette wurde stetig erweitert, so kamen auch Ziegen, Enten, Hühner, Eier und eigene Mosterei-Säfte hinzu. Ab 1912 erlebte Hille so etwas wie einen kleinen Boom. Die Ernteerträge aus dem Lübbecker Land wurden mit der Bahn von Minden aus ins Ruhrgebiet und nach Berlin geliefert. Insgesamt sollen das 150 Tonnen per anno gewesen sein. Mehr zum Thema: Traditionsunternehmen in Lübbecke: Wie Gerlach die Fußpflege revolutionierte Schon bald gab es Filialen Bis 1914 expandierte der findige Unternehmer Hille mit Obstgeschäften in Köln, Minden, Paderborn und Bremen. Eine jähe Zäsur war der Erste Weltkrieg. Mit nur 14 Jahren musste deshalb sein Sohn, ebenfalls Fritz genannt, in den Betrieb einsteigen, denn der Vater wurde einberufen. 1916 schließlich kam der Unternehmensgründer zurück nach Lübbecke. Er wurde verwundet und darf zu Hause das Amt des Obstverkaufsermittlers im Auftrag des Kriegsernährungsamts bekleiden. Stillstand ist Rückgang, deshalb wurde ebenfalls 1916 in der Niedernstraße 22-44 eine stillgelegte Wurstfabrik gekauft, die zur Lagerung verderblicher Lebensmittel diente. Die Niedernstraße 39 wird Stammsitz und ab 1918 als Obsthaus beworben. Spätestens seit diesem Jahr ist Hille aus Lübbecke nicht mehr wegzudenken. 1931 fällten die Hilles eine weitreichende Entscheidung: Direkt am Bahnhof wird ein Lagerplatz eröffnet, der zugleich bis in die 1960er-Jahre als Firmensitz gilt. Firmen wie die Zigarrenfabrik Blase profitierten immens von den Kriegsjahren 1939 bis 45. Hilles Lkw aber werden bei Kriegsausbruch eingezogen und Aktivitäten waren lediglich auf den Wochenmärkten in Bielefeld zugelassen. 49 Jahre nach Geschäftsgründung verstirbt Fritz Hille I. 1946 übernimmt Fritz Hille II. das Geschäft. Vorname und Generation wechseln, aber Hille bleibt Hille. Peter Hille tritt 1954 mit 18 Jahren in das etablierte Geschäft ein, nachdem er Fachausbildungen in Stade und München absolviert hatte. 1959 entstehen ein neues Firmengebäude einschließlich Bananenreiferei direkt im Herzen Lübbeckes, am Papendiek 15. 1961 wird Peter Hille Teilhaber im elterlichen Betrieb. Es gibt neuen Schwung im Geschäft, denn im selben Jahr wird eine Zweigniederlassung am Bielefelder Großmarkt gegründet. Ausgerechnet Bananen 1964 wird die Firma zusammen mit 47 weiteren deutschen Fruchtgroßhandelsbetrieben Gründungsmitglied des Bananen-Einkaufsverbandes Cobana. Die Cobana-Fruchtring-Gruppe entwickelt sich zu einer der bedeutendsten Fruchthandelsgruppen Europas, die weltweit eine direkte Beschaffung in den Ursprungsländern organisierte. 1967 wird die Zweigniederlassung Bielefeld wieder geschlossen, man hatte anderes vor. Karin Hille, Mutter der heutigen Geschäftsführer Christian Hille und Peter Hille jun. übernimmt die Buchführung, im selben Zeitraum wird die erste &bdquo;Vitaminquelle" eröffnet, vier weitere folgen. Die bis heute bekannten Obst- und Gemüsegeschäfte werden nach rund 30 Jahren 1998 wieder geschlossen. Unvergessen die große, bunte und stets frische Auswahl in der damaligen Kolck-Passage und vor dem Deerberg-Haus. Nun widmet man sich wieder verstärkt dem Großhandel. 1976 wird im Industriegebiet ein 2.500 Quadratmeter großer Zweckbau errichtet, 1994 dann um eine 900 Quadratmeter große Versandhalle vergrößert. Im Jahr 2000 geht die Geschäftsführung ganz von Peter Hille an seine beiden Söhne über, er bleibt aber noch bis 2019 im Betrieb, damit war er sage und schreibe 65 Jahre in der Branche tätig. Der bekannte Lübbecker Peter Hille, der sich auch bei den Bürgerschützen und dem Aufbau der Städtepartnerschaften Lübbeckes nach Bayeux und Dorchester stark engagierte, verstarb im Jahr 2021. Expansion in Lübbeckes Norden Einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte setzten die Hilles im Jahr 2004. Nach langen, zähen Verhandlungen kauften sie den ehemaligen Geflügelschlachthof Nölke, nur einen Kilometer entfernt vom Firmensitz. Es entstand ein neues Logistik- und Dienstleistungszentrum auf etwa 9.000 Quadratmetern Nutzfläche. 20 moderne Kühlräume aller Temperaturbereiche, die flexibel voneinander getrennt werden können und ein angrenzendes Verwaltungsgebäude stehen heute zur Verfügung. Ein Teil des Logistikzentrums am Jockweg ist heute als Lagerfläche vermietet. Am Jockweg wurde ab 2006 die Fruchtmanufaktur Lübbecke aufgebaut, die ultrafrische Convenience-Produkte für den Handel, die Gastronomie und Großverbraucher herstellt. Hergestellt werden unter anderem portionierte Salatcups, Obstsalate und Gemüsemischungen. Im Jahr 2022 investierte das Familienunternehmen in eine große Fotovoltaikanlage. Christian Hille: &bdquo;Für uns ist das ideal, gerade wenn die Sonne scheint, brauchen wir den meisten Strom für unsere Kühlräume." Erfreulich ist, dass auch die Kinder von Christian und Peter Hille, Tim-Maximilian, Jan-Christian, Pia-Marie, Luka-Katharina und Jana großes Interesse am Geschäft haben. Die beiden Erstgenannten sind bereits aktiv mit in der Geschäftsleitung tätig. So viel Kontinuität gibt es in der Tat heutzutage sehr selten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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