Demografischer Wandel: Jeder vierte Lübbecker hat die 60 überschritten

Lübbecke. Ein umfangreiches seniorenpolitisches Maßnahmenpaket, aktiv begleitet durch die Mitglieder des Seniorenbeirats, will Lübbeckes erster Dezernent und SPD-Bürgermeisterkandidat Philipp Knappmeyer auf den Weg bringen. Bestehende Angebote verschiedener Träger sollen vernetzt werden, Kernstadtangebote in die Fläche gebracht und Kooperationen angebahnt werden, etwa mit Kirchengemeinden, Vereinen, Landfrauen, Mediothek, Medienwerkstatt oder auch der Breitensportförderung. Das ist das Ergebnis eines Austauschs mit der Vorsitzenden des örtlichen Seniorenbeirats, Beate Albers, und der seniorenpolitischen Sprecherin des SPD-Stadtverbandes, Hildegard Telgheder. Die Bevölkerungsstruktur vollziehe einen grundlegenden Wandel. Ein Viertel aller Lübbeckerinnen und Lübbecker sei heute über 60 Jahre alt. &bdquo;Und dieser Anteil wird in den nächsten Jahren weiter anwachsen – auf rund 30 Prozent der Bevölkerung“, heißt es weiter in einer Mitteilung des SPD-Stadtverbandes. Da immer mehr ältere Menschen so lange wie möglich eigenständig und selbstbestimmt leben und ihre Freizeit aktiv gestalten wollten, kämen auf die Kommunen strukturelle und gesellschaftspolitische Herausforderungen zu. &bdquo;Und auch städtebaulich wird sich Lübbecke zukünftig verstärkt den Veränderungen stellen müssen“, zeigen sich die Sozialdemokraten überzeugt. Im Anschluss an die jüngste Sitzung des Seniorenbeirats hatten sich Albers, Telgheder und Knappmeyer zusammengesetzt, um Anregungen auszutauschen und zu vertiefen. Konkret ging es laut SPD um Begegnungsnachmittage und Ausflüge, medizinische Versorgung, auf Seniorinnen und Senioren zugeschnittene Kursangebote, etwa zu Medien und digitaler Bildung, Umgang mit Smartphones, präventive Angebote zum Thema Pflege sowie die Gestaltung eines Handwerkermarktes auf dem Marktplatz. Kostenloser Bustransfer aus den Ortsteilen Ein zentrales Anliegen des Seniorenbeirats sei die Schaffung eines Seniorenbüros, in dem ältere Menschen Ansprechpartner für ihre Belange fänden und einen Überblick vermitteln könnten, wird Beate Albers zitiert: &bdquo;Es gibt schon zahlreiche Angebote, aber nicht alle sind so gut sichtbar, dass jeder sie kennt.“ In Espelkamp beispielsweise sind die Anlaufstellen für Senioren auf der Homepage der Stadt aufgelistet, darunter unter anderem ein vom Ludwig-Steil-Hof getragenes Seniorenbüro. Beispielhaft für eine Informationsveranstaltung, bei der viele Angebote vorgestellt wurden, stand im vergangenen Oktober in der Stadthalle Lübbecke &bdquo;Älter werden im Mühlenkreis“. Austausch, Beratung und Vorträge gab es, und ein &bdquo;Markt der Möglichkeiten“ stellte den Kontakt zu lokalen Ansprechpartnern her. Kaffee, Kuchen und ein kostenloser Bustransfer aus allen Lübbecker Ortsteilen gehörten auch dazu. Mit der Idee eines Seniorenbüros habe der Seniorenbeirat bei ihm offene Türen eingerannt, so Knappmeyer. Ihm schwebe die Einrichtung einer Netzwerker- und Bündelungsrolle vor. Ein solches Seniorenbüro müsse nicht unbedingt die Stadt selbst betreiben. Vielmehr könne auch ein freier Träger diese Rolle übernehmen. Wichtig sei ihm, dass auch alle Ortsteile gut versorgt würden. Ältere Menschen gebe es schließlich nicht nur in der Kernstadt, sondern auch auf den Dörfern. Und nicht alle seien eigenständig mobil. Spielräume bei der Ärzteversorgung Vor diesem Hintergrund will Knappmeyer insbesondere auch das Thema ärztliche Versorgung in den Blick nehmen. Der Einfluss einer Kommune auf diesem Gebiet sei zwar begrenzt, aber anders als bei der Klinikentwicklung habe man durchaus Spielräume, wie das Beispiel der Gemeinde Stemwede zeige. Die Hausarztpraxis &bdquo;Stemwede Berg und See“ in Dielingen bekommt weitere Mediziner und soll modernisiert werden. Dafür will der Gemeinderat von Stemwede bis zu 50.000 Euro Förderung bereitstellen. Knappmeyer: &bdquo;Je älter die Menschen, desto wichtiger werden kurze Wege zum Arzt. Ich will alle Anstrengungen unternehmen, hier eine gute Versorgung zu sichern.“ Entscheidend für das soziale Gelingen einer älter werdenden Gesellschaft sei das Vorhandensein sogenannter dritter Orte, die zum konsumfreien Aufenthalt und zwischenmenschlichen Begegnungen einladen, meint Knappmeyer. Ein dritter Ort in Lübbecke soll beispielsweise die Mediothek im alten Rathaus am Markt werden. In Gesprächen mit älteren Menschen höre er nicht selten als ersten Satz: ’Ich habe heute noch kein Wort gesprochen.’ Knappmeyer: &bdquo;Das berührt mich, weil daraus oft echte Einsamkeit spricht.“ Abhilfe könnten etwa regelmäßige Treffen und gemeinsame Unternehmungen schaffen. Eine andere Idee, die sich andernorts schon vielfach bewährt habe, seien Klön-Tische zum Beispiel in Bäckereien und Cafés, an denen Seniorinnen und Senioren schnell und unkompliziert Gleichgesinnte finden. Ein gutes Beispiel bot über Jahre etwa der &bdquo;Super-Senioren-Stammtisch“ in Preußisch Oldendorf: Ihm gehörten hochbetagte Männer an, die sich hunderte Mal in der Bäckerei Schröder trafen, um zu klönen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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