Neuer Rathaus-Chef für Lübbecke: Dezernenten als Erfolgsmodell?

Die Wochen des Wartens, die man durchaus als Hängepartie bezeichnen könnte, sind vorbei. Endlich hat Bürgermeister Frank Haberbosch (66, SPD) öffentlich gemacht, was seit Langem klar war – dass er sich kein drittes Mal um das Bürgermeisteramt bewerben wird. Vermutlich aus Altersgründen. Durch Haberboschs Zögern war der SPD-Stadtverband gezwungen, die Vorstellung des ebenfalls seit längerem feststehenden neuen Bürgermeisterkandidaten Philipp Knappmeyer Woche für Woche hinauszuschieben. Denn das erste Wort zur Kandidaten-Frage stehe dem amtierenden Bürgermeister zu, befand der Stadtverbandsvorsitzende Andreas Schröder. Das gebiete der &bdquo;Anstand und die Anerkennung der außerordentlichen Leistungen“ Haberboschs für die Stadt. Dass Haberbosch seine Entscheidung nw.de in nur zwei mageren Sätzen mitgeteilt hat, ist einerseits die konsequente Fortsetzung seiner seit Jahren ablehnenden Haltung gegenüber unserer kritischen Berichterstattung. Die hätte er so gern – wie so vieles andere – kontrolliert, was ihm niemals gelungen ist. Andererseits zeugt die Einsilbigkeit von seiner wenig wertschätzenden Haltung gegenüber einem großen Teil der Öffentlichkeit. Folglich hielt es auch nicht für nötig, den Bürgern, denen er immerhin sein Amt verdankt, einen Grund für seine Entscheidung mitzuteilen. Starkes Team an der Seite Dass die SPD Lübbecke sich für Philipp Knappmeyer als neuen Kandidaten entschieden hat, beruht auch auf der guten Erfahrung, die sie mit Frank Haberbosch gemacht hat. Denn wie Knappmeyer leitete auch Haberbosch vor seiner erstmaligen Wahl zum Bürgermeister 2015 das Dezernat I der Lübbecker Stadtverwaltung. Zum Dezernat I gehören so wichtige Bereiche wie Sicherheit und Ordnung, Soziales und Bildung. Wer dafür Engagement aufbringt und ein starkes Team an seiner Seite hat – beides trifft auf Knappmeyer und seine Bereichsleitungen im Rathaus zu – hat bereits gute Argumente auf seiner Seite. Zudem ist Philipp Knappmeyer Lübbecker, er wohnt in Stockhausen, und ist in der Stadt gut vernetzt, nicht zuletzt aufgrund seiner Tätigkeit als Spielertrainer bei den Kickern des FC Lübbecke. Das war übrigens einer der Hauptgründe, warum die CDU 2015 mit Dirk Raddy als Bürgermeisterkandidat gescheitert ist, obwohl er als Finanzdezernent ebenfalls in leitender Funktion im Lübbecker Rathaus tätig war. Raddy ist gebürtiger Bielefelder, wohnte damals in Hüllhorst und wollte dort auch bleiben. Haberbosch hingegen ist Lübbecker und warb für sich 2015 mit seinem Engagement beim TuS Gehlenbeck, beim Handballförderverein Lübbecke und beim örtlichen Tierschutzverein. Keine Verwaltungserfahrung 2020 wurde Frank Haberbosch als Bürgermeister wiedergewählt, wenn auch nur mit 56 Prozent der Stimmen. Der Punkt damals war: Nach seiner ersten Amtsperiode wussten die Wähler, wofür er steht und was sie von ihm erwarten können – und was nicht. Das war bei der weitgehend unbekannten und verwaltungsunerfahrenen Gemeinschaftskandidatin von CDU und Grünen, Kathrin Böhning, nicht so klar. Dieser Hintergrund könnte sich im Herbst nächsten Jahres bei der Bürgermeisterwahl als Vorteil für den vergleichsweise jungen Philipp Knappmeyer (40) gegenüber dem noch jüngeren CDU-Kandidaten Bent Maria Grote (32) erweisen, denn anders als Grote besitzt Knappmeyer praktische Verwaltungserfahrung. Auch in Lübbecke, wo er seit mehr als vier Jahren das Dezernat im Lübbecker Rathaus leitet und in vielen Ausschuss- und Ratssitzungen eine aktive Rolle gespielt hat. Lesen Sie auch: Positive Entwicklung der Gewerbesteuern in Lübbecke Gleichwohl ist die Frage, ob die anderen Ratsparteien und Wählergemeinschaften den Kandidaten der CDU oder der SPD unterstützen werden, oder sogar einen eigenen Bewerber aufstellen, noch unbeantwortet. Und: In Lübbecke haben immer wieder mal Mitglieder der SPD, mal der CDU an der Rathaus-Spitze gestanden. Es bleibt also spannend.

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