Kofi übernimmt Mindener Museumscafé nach 17 Jahren Leerstand

Minden. Die Freude bei Waldemar Gamper und Peter Dick ist unübersehbar. Die beiden Inhaber der Kaffeebar und Rösterei Kofi in der Mindener Innenstadt posieren für ein Selfie vor dem Museumscafé. Sie halten dabei einen Moment auf der Kamera fest, der nicht nur ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Die beiden Gastronomen sind die neuen Pächter der Immobilie an der Ritterstraße, die künftig &bdquo;Kofi am Museumscafé“ heißen und im vierten Quartal dieses Jahres eröffnen soll. Nur wenige Meter entfernt von ihnen steht Stadtkämmerer Norbert Kresse, der auch verantwortlich für die Gebäudewirtschaft ist. Auch ihm ist die Freude anzumerken. Nach fast 17 Jahren Leerstand, in der es auch eine umfassende Sanierung gegeben hat, wird das Museumscafé wieder mit Leben gefüllt. &bdquo;Es ist eine Win-Win-Situation“, sagen Kresse, Gamper und Dick. Während die Stadt überglücklich ist, dass sie endlich einen passenden Pächter gefunden hat, freuen sich die beiden Gastronomen auf großzügige Räumlichkeiten in einem historischen Gebäudekomplex. Die Häuser der Mindener Museumszeile stellen aufgrund ihres Ensemble-Charakters eines der bedeutendsten Beispiele der Weserrenaissance in Norddeutschland dar. Zuletzt war das Café an den Verein &bdquo;Witthüs“ verpachtet, der es 2018 übernommen hatte und den Betrieb aufnehmen wollte. Dieser hatte mit geringfügigen Umbaumaßnahmen begonnen, die Stadt – froh, jemanden für die lange ungenutzte Immobilie gefunden zu haben – erließ für fünf Jahre die Pacht. Eröffnet wurde jedoch nicht, eine Pacht hätte &bdquo;Witthüs“ erst mit dem Betrieb zahlen müssen. Mitte 2022 kündigte die Stadt dann den Pachtvertrag zum Jahresende, nachdem die Kommunikation mit dem Verein und seinen Vertretern schwierig geworden war. Das alles gehöre nun der Vergangenheit an, sagt Kresse. &bdquo;Wir gucken nur noch in die Zukunft“ &bdquo;Wir gucken nur noch in die Zukunft und sind froh, dass wir nun einen passenden Pächter gefunden haben“, sagt Kresse am Montag. Er berichtet davon, dass es im Laufe der Jahre immer wieder Interessenten gegeben habe. &bdquo;Viele haben aber nach der ersten Besichtigung gesagt, dass sie ihre Konzepte hier nicht umsetzen können“, erklärt er. Aufgrund der kleinen Küche sei ein klassischer Restaurantbetrieb etwa gar nicht möglich. Lesen Sie auch: 25-jähriger Mindener eröffnet bald Billard-Bar &bdquo;Buttjers“ in der Innenstadt &bdquo;Grundsätzlich war ein Café-Konzept das ausschlaggebende Kriterium“, erklärt der Kämmerer zur Entscheidung. Er selbst kenne das Kofi auch privat als Kunde. &bdquo;Ich glaube, dass es genau das Richtige für diesen Ort ist. Die beiden haben an der Hufschmiede gezeigt, was möglich ist.“ Tatsächlich habe man 2015 schon einmal miteinander gesprochen, wie Waldemar Gamper verrät. &bdquo;Aber das war viel zu groß für den Start damals und ich habe es nicht einmal besichtigt.“ Abgerissen ist der Kontakt dann aber nie, auch wegen Gottfried Kasel. Der Mindener Architekt war für die Sanierung der Museumszeile zuständig und ist auch mit den Kofi-Betreibern vernetzt. &bdquo;Als wir uns zuletzt wegen einer anderen Immobilie unterhalten hatten, kamen wir auf das Museumscafé zu sprechen“, berichtet Kasel. Er stellte Anfang des Jahres dann den Kontakt zwischen Kresse, Gamper und Dick her und freut sich nun umso mehr, dass es ein positives Ende genommen hat: &bdquo;Das passt zu 100 Prozent zusammen.“ Erweiterung hatte gar nicht so große Priorität Die nun erfolgte Erweiterung habe dabei gar nicht so weit oben auf der Prioritätenliste gestanden, wie die Betreiber berichten. &bdquo;Wir haben immer nach links und rechts geguckt, aber gar nicht so konsequent. Als wir dann hier waren, hat sich das schlagartig geändert“, sagt Waldemar Gamper. Die Ritterstraße, das Museum nebenan und der Flair der denkmalgeschützten Räumlichkeiten mit dem Innenhof gegenüber des Friedensplatzes hätten es ihm direkt angetan. Der 40-Jährige betreibt seit 2016 das Kofi an der Hufschmiede, 2020 ist sein guter Freund Peter Dick mit ins Geschäft eingestiegen. Der Mindener ist ebenfalls 40 Jahre alt, kennt Gamper bereits seit dem Kindesalter und freut sich genau wie sein Partner auf das neue Kapitel an einem historischen Ort. &bdquo;Das Kofi an der Hufschmiede wird es natürlich weitergeben“, stellt das Duo klar. Gastronomen setzen auf Spezialitätenkaffee und Gebäck Die kleine Kaffeebar in der Mindener Innenstadt setzt in letzter Zeit immer mehr auf in der eigenen Backstube hergestelltes Gebäck, doch vor allem – und das seit Anfang an – auf sogenannten Spezialitätenkaffee. Dieser wird aufgrund von Qualität und Geschmack besonders hoch bewertet und sehr sorgfältig geerntet, aufbereitet und geröstet. &bdquo;Bei Kaffee außerhalb dieser Range spricht man von Handelskaffee“, erklärt Gamper. Die hauseigene Rösterei befindet sich inzwischen in der Nähe des Mindener Bahnhofs, weil die Räumlichkeiten an der Hufschmiede zu klein geworden waren. Lesen Sie auch: So gehts im ehemaligen Café im Nordholz in Minden weiter Das Konzept vom Kofi kommt offenbar sehr gut an. Denn das Lokal hat sich im Laufe der Zeit zu einem der beliebtesten Treffpunkte für Jung und Alt im Zentrum entwickelt und bringt seit mehreren Jahren Großstadtflair nach Minden. &bdquo;Hip, hipper, Hufschmiede?“ titelte das MT im August 2022 mit Blick auf die Kaffeebar und die weiteren Gastronomien an der mit Kopfsteinen gepflasterten Straße zum Fuße der Marienkirche und als Parallele zu Szene-Vierteln wie der Schanze in Hamburg oder dem Prenzlauer Berg in Berlin. &bdquo;Uns inspiriert vor allem Kopenhagen. Da schauen wir hin“, sagt Peter Dick über die Hauptstadt Dänemarks, die als Paradies für Kaffeeliebhaber gilt. Die zweite Kofi-Filiale entsteht nun rund 300 Meter Luftlinie entfernt von der Hufschmiede, auch weil die Betreiber an ihrem ersten Standort bisweilen an ihre Grenzen stoßen. &bdquo;In der Backstube kommen wir gut zurecht, aber für die Besucher wird es zu Stoßzeiten schon ganz schön voll“, sagen die beiden. Deshalb sehen sie die künftige Gastronomie vor allem als Ergänzung zum jetzigen Angebot – jedoch auch mit eigenem Schwerpunkt. &bdquo;Vom Konzept her wollen wir hier mehr auf das Thema Frühstück und Gebäck gehen“, sagen Gamper und Dick. Auch Überlegungen für einen Mittagstisch gebe es. Am Standort an der Hufschmiede könne so der Fokus wieder stärker auf die Kaffeebar gelegt werden. Im vierten Quartal soll es losgehen &bdquo;Wir haben ganz viel im Kopf, aber die konkreten Planungen fangen jetzt erst an“, sagt Gamper am Montag im MT-Gespräch. Zu diesem Zeitpunkt ist die Tinte unter dem Mietvertrag noch gar nicht so lange trocken und die Schlüsselübergabe noch nicht erfolgt. &bdquo;Mit den Schlüsseln starten wir dann durch. Wir visualisieren gerade, wie wir den Laden einrichten wollen“, sagen die Kofi-Betreiber. Im vierten Quartal dieses Jahres soll das Café dann für die Besucher öffnen. Die erwartet dann viel Bewährtes in einem neuen Gewand. &bdquo;Wir haben hier einfach unheimlich viel Platz“, sagen die künftigen Betreiber und verweisen auf etwas weniger als 200 Quadratmeter Nutzfläche – aufgeteilt auf zwei Stockwerke. &bdquo;30 bis 40 Sitzplätze sind das pro Geschoss. Dazu kommen etwa 20 Plätze im Innenhof.“ Durch separate Räume könne auch Anonymität geschaffen oder eine größere Gruppe beherbergt werden. &bdquo;Das ist sicher auch interessant für andere Zielgruppen“, meint Gamper. Für Gäste der Hufschmiede, die der Andrang dort zu groß ist, sei es zudem eine schnelle Ausweichmöglichkeit. &bdquo;Man ist ja in ein paar Minuten hier.“ Schon heute 14 Mitarbeiter Die Öffnungszeiten sollen an die bisherige Kaffeebar gekoppelt sein. &bdquo;So ist der Plan. Es sei denn, wir merken, dass es etwa montags keinen Sinn macht“, erklärt Peter Dick. In der Regel werde das &bdquo;Kofi am Museumscafé“ von Montag bis einschließlich Samstag von 9 bis 17 Uhr geöffnet sein. &bdquo;Dann brauchen wir mindestens vier Vollzeitstellen mehr“, rechnen die Betreiber vor. Schon heute sind ohne die Inhaber 14 Personen in dem familiengeführten Unternehmen angestellt – sechs in Vollzeit und acht als Minijobber. Das Pachtverhältnis ist nach Angaben der Stadt auf fünf Jahre bis zum 31. Dezember 2030 vereinbart. &bdquo;Erfolgt keine Kündigung, verlängert sich der Vertrag anschließend um weitere fünf Jahre“, sagt Kresse. Wie die Stadt erklärt, ist dem Pächter eine Betriebspflicht aufgegeben worden. Das heißt, dass der Betrieb ununterbrochen aufrechtzuerhalten ist und der Pachtgegenstand nicht – über einen längeren Zeitraum – ungenutzt oder leer stehen darf. &bdquo;Aber das ist natürlich auch in unserem Sinne. Sonst würden wir es ja gar nicht machen“, sagen Gamper und Dick. Eröffnung eine wichtige Rolle für Stadtentwicklung Für die Stadt Minden sei die geplante Wiedereröffnung eine unfassbar gute Nachricht, wie Norbert Kresse erklärt. Sie spielt mit Blick auf die Belebung und der strategischen Stadtentwicklung sowohl für die Obere Altstadt als auch für die Innenstadt insgesamt eine große Rolle. &bdquo;Und auch für die Komplettierung des Mindener Museums beziehungsweise der Museumszeile ist der Betrieb des Cafés sehr wichtig.“ Museumsleiter Philipp Koch zeigt sich am Montag ebenfalls erfreut. &bdquo;Jeder Leerstand in Minden ist schlecht“, sagt er zunächst nüchtern, fügt dann aber noch an: &bdquo;Und dieser für uns natürlich besonders.“ Es habe immer wieder Nachfragen von Besuchern gegeben, was denn mit dem Café sei. &bdquo;So wird die Qualität des Aufenthalts deutlich verbessert“, ist er sich sicher. Er glaubt, dass man gemeinsam einiges entwickeln könne. Auch die Kofi-Betreiber hoffen auf Synergieeffekte und haben viele Ideen im Kopf. Am Montagabend nehmen sie sich jedoch erst einmal Zeit für eine kleine Feierstunde. Gemeinsam mit ihren Frauen stoßen Peter Dick und Waldemar Gamper vor ihrem zweiten Lokal an. Diesmal mit Bier und nicht mit Kaffee. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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