Neues Tochterunternehmen für Wago aus Minden

Minden. Die Abweichungen auf dem grünen Pegel sind nur minimal. Und trotzdem schauen Experten ganz genau hier hin, denn es geht um nicht weniger als das Lebenselixier der modernen Welt. So nennt Ulrich Hempen die Stromversorgung. Er führt die Geschäfte der Wago Solutions, der jüngsten Tochter des Mindener Elektrotechnikunternehmens. Und der Pegel zeigt die Frequenz im europäischen Stromnetz. Für das Zukunftsfeld Energiewende hat sich Wago jetzt neu aufgestellt und die Firma Schaltanlagenbau Westermann übernommen. Deren Geschäftsführer Uwe Friedrichs und Heinz-Dieter Finke bleiben an Bord und bilden gemeinsam mit Hempen das Führungstrio. Wago und Westermann haben schon in der Vergangenheit eng zusammengearbeitet. Jetzt werden die Produkte und Komponenten des einen Partners mit den Lösungen des anderen zusammengeführt. Das Ziel ist klar formuliert: Mit Solutions will Wago an der Energiewende teilhaben. &bdquo;Also weg von zentraler Energieerzeugung mit fossilen Trägern und hin zu regenerativer, dezentraler Erzeugung“, sagt Hempen. Einsatz in Trafo-Stationen Den grünen Pegel wirft er zur Demonstration auf den Bildschirm. Hier wird die aktuelle Netzfrequenz gemessen. Im Idealfall liegt sie bei 50 Hertz, doch da liegt sie nur selten. Vielmehr bewegt sich der kleine Pfeil in der Darstellung fast permanent zwischen 49,98 und 50,02. Alles über oder unter diesem Korridor sorgt dafür, dass die aktuelle Stromproduktion nachjustiert werden muss. Und genau hier kommt die neuen Wago Solutions ins Spiel. Die mit Wago-Komponenten und Westermann-Knowhow versehenen Schaltschränke werden zum Beispiel in Trafo-Häuschen eingesetzt, um möglichst schnell exakte Daten messen zu können. Kunden sind zum Beispiel Netzbetreiber. Hier arbeite Wago Solutions bereits mit einem der weltweit größten Energieversorger zusammen, sagt Hempen. Ähnlich wie in der IT-Wirtschaft setzt das Unternehmen auf Komplettpakete. Neben Hard- und Software werden auch Beratungs- und Serviceleistungen angeboten. Das Geschäft endet also nicht mit dem Verkauf des Schaltschranks. Lesen Sie auch: Unterschiedliche Auffassungen: Wago-Chef Dr. Heiner Lang muss gehen Unternehmen sollte langfristig gesichert werden Die letzten Unternehmensanteile an Westermann hatte Wago schon vor einem Jahr übernommen, jetzt wurde auch offiziell umfirmiert. Das rote Westermann-Logo im Gewerbegebiet Päpinghausen weicht dem grünen Wago-Schriftzug. Die Entscheidung für den Verkauf ist auch mit Blick auf die Nachfolge gefallen, sagt Uwe Friedrichs. &bdquo;Wir sind beide Anfang 50, da stellt sich die Frage irgendwann.“ Die eigenen Kinder seien entweder noch zu jung oder hätten sich beruflich bereit anders orientiert. Mit dem Verkauf sollte das Unternehmen mit seinen Arbeitsplätzen langfristig gesichert werden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Das gilt auch für das klassische Geschäft. Trotz der neuen Ausrichtung sollen die früheren Westermann-Kunden auch weiterhin versorgt werden. &bdquo;Wir schauen nach vorn, wollen dabei das Alte aber nicht vergessen“, sagt Heinz-Dieter Finke. Er und Friedrichs hatten das Unternehmen selbst erst vor zehn Jahren vom Gründer und Namensgeber Heinrich Westermann übernommen. Digitalisierung war schon früh ein Thema Schon kurz darauf hatte Westermann sich auf den Weg gemacht, die Prozesse im Unternehmen zu digitalisieren und dafür an einem Projekt mit dem Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik und den Universitäten Bielefeld und Paderborn teilgenommen. Ziel war damals, keine Datenbrüche mehr in den Abläufen zu haben. Damals hatte das Unternehmen 70 Mitarbeiter. Heute sind bei Wago Solutions aus beiden Häusern insgesamt 150 Menschen beschäftigt. &bdquo;Sie alle sind hoch motiviert, an der Idee mitzuarbeiten“, sagt Finke. Die Perspektiven für das Unternehmen seien gut. In den nächsten fünf Jahren will die junge Wago-Tochter kräftig wachsen. Die Aufgaben sind groß: Die Energiewende muss nicht nur gemanaget werden, die Versorgung muss auch sicher sein. Um das System lahmzulegen würde es schon reichen, wenn Hacker die gemessenen Daten verändern. Energiewende und Versorgungssicherheit sind also echte Zukunftsthemen. &bdquo;Ich bin überzeugt, dass es keinen Weg zurückgibt“, sagt Ulrich Hempen. Lesen Sie auch: Smurfit Westrock: Sorgen um 150 Arbeitsplätze in Lübbecke

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