Sorge um Medikamentenversorgung im Kreis Minden-Lübbecke

Lübbecker Land. &bdquo;Wir haben ein Ohnmachts- und Frustgefühl“, bringt es der Kreisvertrauensapotheker in Minden-Lübbecke, Günter Stange, auf den Punkt. Antibiotika, Medikamente gegen Krebs, Diabetes und Bluthochdruck: Hunderte Arzneimittel sind derzeit nicht lieferbar. Ärzte und Apotheker blicken mit Sorge auf die bevorstehende Erkältungssaison. Denn: Durch die erhöhte Nachfrage während der Erkältungszeit könne der Mangel an rezeptpflichtigen Medikamenten sich so weit verschärfen, dass Patientinnen und Patienten nicht mehr vollumfänglich versorgt werden könnten, so die Befürchtung. Die Neue Westfälische wollte wissen: Wie ist die aktuelle Versorgungslage bei uns im Mühlenkreis? &bdquo;Die Situation ändert sich von Tag zu Tag“, teilt Günter Stange auf Nachfrage mit. Rund 500 verschiedene Präparate seien derzeit von Lieferengpässen betroffen. Der Inhaber der Lübbecker Vivas Apotheke im Kaufland und drei weiterer Standorte im Mühlenkreis stellt fest: &bdquo;Die Sorge ist da, dass sich der Mangel weiter ausweitet.“ &bdquo;Die Sorge ist da, dass sich der Mangel ausweitet“ Die Lieferengpässe würden verschiedene Wirkstoffgruppen umfassen: &bdquo;Das reicht von Antibiotika über bis hin zu Magen- und Schmerzmitteln.“ So könnten Patienten betroffen sein, die ganz akut ein Antibiotikum brauchen, aber auch chronisch Kranke, die schon seit Jahren dasselbe Präparat nehmen, und es nun nicht mehr so einfach bekommen, meint Apotheker Günter Stange. &bdquo;Es bedeutet einen Riesenaufwand für uns in den Apotheken, ein wirkstoffgleiches Ersatzmedikament zu beschaffen“, beklagt Günter Stange. Zwischen zehn und 40 Wochenstunden nähme das Prozedere in Anspruch. Und: &bdquo;Vieles lässt sich auch gar nicht einfach austauschen“, so Stange, der zusätzlich die Wegnahme der sogenannten &bdquo;Autonomie-Administration“ bei den Abgabebestimmungen beklagt. Zur Erklärung: Während der Corona-Pandemie hatten Apotheken bei Nicht-Verfügbarkeit durch gelockerte Abgaberegeln mehrere Freiheiten bei Rabattarzneimitteln. Zwar schlug Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zunächst in einem ersten Entwurf seines Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) vor, die Lockerungen der Austauschregeln zu verstetigen – seit dem 8. April 2023 gelten aber wieder die alten Abgaberegeln. Neuerdings gäbe es nun auch noch einen Lieferengpass von Kochsalzlösungen. Das lebenswichtige, für Infusionen, Spülungen sowie Operationen benötigte &bdquo;Allerwelts-Arzneimittel“ könnte von zahlreichen Herstellern nicht mehr in ausreichender Menge an öffentliche Apotheken geliefert werden. &bdquo;Situation ist hochgradig frustrierend“ &bdquo;Es gibt keine Transparenz bei den Lieferketten und wir erhalten keine Informationen zu den Ursachen“, meint Günter Stange und resümiert: &bdquo;Die Situation ist für uns Apotheker hochgradig frustrierend.“ Mit Blick auf das vor einem Jahr in Kraft getretene Gesetz gegen Lieferengpässe, das seiner Meinung nach keine Wirkung zeigt, sagt er: &bdquo;Ich sehe im Moment kein Konzept.“ Heimische Wirkstoff-Hersteller wie das Mindener Unternehmen &bdquo;Siegfried Pharma Chemikalien“ seien mittlerweile rar gesät. Vor dem Hintergrund fehlender Kapazitäten, dem hierzulande voranschreitenden Fachkräftemangel und dem teilweisen Export-Stopp aus wichtigen Medikamentenhersteller-Ländern wie beispielsweise China und Indien fasst Apotheker Günter Stange zusammen: &bdquo;Es ist sowohl ein globales als auch gesellschaftliches Problem und alles hängt mit allem zusammen.“ Er fügt hinzu: &bdquo;Am Ende trifft es die Patienten.“

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