Zu wenig Lokführer bei der Eurobahn: Pendlern drohen vermehrt Zugausfälle im Lübbecker Land

Lübbecke. Herbst und Winter stehen vor der Tür und mit ihnen die alljährlichen Erkältungswellen. Das bedeutet in vielen Branchen vermehrte Personalausfälle durch Krankheit. Besonders betroffen sind dann Pendler, wenn durch einen hohen Krankenstand beim Zugpersonal Verbindungen im Regionalverkehr ausfallen. Eine Linie, auf der es jedoch auch ohne zusätzliche Personalnot oft genug zu Ausfällen und Verspätungen kommt, ist die RB71 der Eurobahn, die zwischen Rahden und Bielefeld verkehrt. Hier müssen Fahrgäste besonders geduldig sein und manchmal auch Nerven lassen. Rainer Engel, Vorsitzender von Pro Bahn OWL, kennt die Problemlage genau und weiß um den Hauptgrund für die Ausfälle: &bdquo;Zugausfälle gehen zum größten Teil auf Personalmangel zurück“, sagt er gegenüber dieser Redaktion. Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, kurz NWL, unter dem die Eurobahn fährt, bemühe sich zwar, &bdquo;neues Fahrpersonal zu gewinnen“. Bis dieses jedoch einsatzbereit sei, würde es noch eine ganze Zeit dauern. Von der Eurobahn selbst ist ebenfalls zu hören, dass man sich darum bemühe, beim Personal aufzustocken. &bdquo;Wir arbeiten sehr intensiv daran, uns personell zu stabilisieren, damit wir unseren Fahrgästen wieder ein zuverlässiges und planbares Angebot an Fahrten machen können“, sagt Elke-Katharina Sajovitz, Pressesprecherin der Eurobahn. Verspätungen durch überlastetes Streckennetz Allerdings räumt man ein, dass sich die spürbaren Veränderungen nicht von heute auf morgen einstellen werden. Das Problem liegt vor allem bei den Triebwagenführern, weniger bei den Zugbegleitern. Deshalb arbeite man daran, neue Lokführer zu gewinnen. Jedoch dauern die Qualifizierungs- und Ausbildungsprozesse, die die Bewerberinnen und Bewerber durchlaufen müssen, noch an. &bdquo;Aktuell befinden sich 36 angehende Kolleginnen und Kollegen in diesen Qualifizierungskursen und wir bilden sieben Triebfahrzeugführer aus“, wie Sajovitz mitteilt. Wann die Lokführer jedoch vollumfänglich einsatzbereit sein werden, ist nicht bekannt. Lesen Sie auch: Pendlerleid auf der Strecke Bielefeld-Rahden: Eurobahn nennt Pünktlichkeit von null Prozent Ein anderes Ärgernis, mit dem sich Fahrgäste konfrontiert sehen, sind Verspätungen. Allerdings liegen diese oft nicht in der Verantwortung der Eurobahn. &bdquo;Verspätungen der RB71 beruhen vor allem auf überlasteten Strecken – Bünde-Kirchlengern und Herford-Bielefeld –, zwischen denen ein langer eingleisiger Abschnitt liegt. Mängel der Infrastruktur tragen von außen Verspätungen anderer Züge herein, die wiederum übertragen werden“, wie Engel erläutert. Dem stehe die Eurobahn machtlos gegenüber. Wenn dann auch noch Umleitungsverkehr durch Gleisbaustellen, wie er ab Mitte August in der Region stattgefunden hat, dazukomme, &bdquo;kann nichts mehr pünktlich sein“. Engel kritisiert in diesem Kontext vor allem die Politik, die seiner Ansicht nach die Augen vor den realen Problemen verschließt und die Zusammenhänge nicht sieht. Für eine höhere Pünktlichkeit der Regionalzüge liegt für ihn die Lösung des Problems in der umstrittenen Neubaustrecke zwischen Hannover und Bielefeld, &bdquo;weil dadurch die Altstrecken erheblich entlastet werden“, wie er sagt. &bdquo;Es fahren heute einfach zu viele Züge auf einer viel zu alten Infrastruktur“, führt er weiter aus. Bis es jedoch zur nötigen Entlastung kommt, wird es noch eine lange Zeit dauern. Die Bahn-App funktioniert nicht zuverlässig Die Auswirkungen der genannten Probleme sind fast täglich bei den Fahrgästen der Linie RB71 spürbar. Thomas Münstermann, der seit gut zwei Monaten zweimal wöchentlich die Verbindung zwischen Herford und Lübbecke nutzt, hat besonders in der von Rainer Engel erwähnten Baustellenphase die Unpünktlichkeit erlebt: &bdquo;Es war eine Katastrophe“, wie er sagt. Seit dem Ende der Bauphase habe sich die Situation aber wieder verbessert. Jedoch komme es auch weiterhin oft zu Verspätungen. Münstermann sieht das Problem ebenfalls in der Eingleisigkeit. &bdquo;Es ist ein Problem, dass die Strecke teilweise eingleisig ist. Gerade am Knotenpunkt Bad Holzhausen kommen die Verspätungen zustande.“ Lesen Sie auch: Chaos auf der Schiene in OWL – erneut schwere Vorwürfe gegen Deutsche Bahn Für Berufspendler Christian Böse aus Preußisch Oldendorf gehören Verspätungen ebenfalls zum Alltag. &bdquo;Die Linie RB71 hat schon regelmäßig Verspätungen und alle zwei bis drei Tage gibt es auch komplette Zugausfälle“, wie er berichtet. Zudem habe er die Erfahrung gemacht, dass an Wochenenden Verspätungen oder Ausfälle häufiger sind. &bdquo;Das ist dann ärgerlich, wenn man privat verabredet ist.“ Um sich darüber zu informieren, ob sein anvisierter Zug fährt, nutzt er die Bahn-App. Diese ist jedoch in den Augen einer Sparkassenangestellten aus Bieren, die anonym bleiben möchte, und täglich von dort nach Bünde pendelt, nicht sehr hilfreich. &bdquo;Die Bahn-App funktioniert nicht immer zuverlässig und verspätete Züge werden nicht als solche angezeigt“, moniert sie. Zudem seien die Informationsdurchsagen an den Haltepunkten nicht immer korrekt oder würden erst gar nicht stattfinden. In den 18 Jahren, in denen sie regelmäßig die kurze Strecke unterwegs ist, habe sie schon viel erlebt. &bdquo;Besonders schlimm mit Verspätungen und Ausfällen ist es im Herbst und Winter, wenn die Krankheitswellen umhergehen“, sagt sie. Ihre Schilderungen geben dann wohl auch schon einen Vorgeschmack auf das, was Bahnreisenden in den nächsten Monaten auf der Linie RB71 – aber auch anderen – bevorstehen dürfte. Da sich die von der Eurobahn erwähnten neuen Lokführer noch in der Ausbildung befinden, stehen diese für die nächste Zeit wohl noch nicht zur Verfügung, um bei Bedarf erkrankte Kollegen ersetzen zu können. Und ebenfalls muss weiterhin der gesamte regionale Zugverkehr auf einem überlasteten Streckennetz absolviert werden. Die Aussichten auf Besserung stehen, wie viele Züge auf der Strecke, vor einem roten Signal.

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