Was Fleischer Nils Wölfing in der Lübbecker Innenstadt plant

Lübbecke. In der Lübbecker Innenstadt gibt es einige Leerstände. Erst vor wenigen Monaten schloss das Spielwarengeschäft &bdquo;Dufter Schuppen“ seine Türen. Zuvor musste bereits unter anderem das Café Janke 2022 schließen, während die Rossmann-Filiale von ihrem alten Standort in das neu gebaute Einkaufszentrum Westertor umsiedelte, das Ende 2022 eröffnete. Die Immobilie an der Langen Straße 43, in der bis Ende 2020 das Spielzeuggeschäft &bdquo;Lorenz Spiel & Freizeit“ beheimatet war, steht seit Jahren leer - doch das wird sich schon bald ändern. Unternehmer Nils Wölfing (46) hat diese Immobilie kernsaniert und er hat große Pläne mit ihr, denn er möchte die Innenstadt neu beleben. Bei dem Projekt gab es schon einige Hürden zu überwinden. &bdquo;Ich habe hier Potenzial gesehen. Weil das hier auch eine schöne Lage ist“, sagt Nils Wölfing und deutet auf die geräumige Ladenfläche und die Schaufensterfront. Die ehemalige Geschäftsinhaberin Uta Bracke sei auch Kundin in seiner Fleischerei, so habe man sich häufiger gesehen und er habe dann mal nachgefragt, was mit der Immobilie passieren soll. Bracke habe ihm dann den Kontakt zu ihrem Bruder vermittelt, dem das Haus gehörte. Dieser habe gleich klargestellt, dass er nicht vermieten, nur verkaufen wollte. Ende 2022 erwarb Nils Wölfing also die Immobilie. Sein Ziel: Hier soll wieder ein Geschäft einziehen. Die Sanierung des Gebäudes entpuppte sich dann jedoch als wesentlich aufwendiger, als zunächst gedacht. Den Kaufpreis möchte er nicht verraten, nur so viel: &bdquo;Der Preis war in Ordnung, aber das, was noch on top kam für die Sanierung, war schon ein bisschen mehr, als ich geplant hatte“. Gut 200.000 Euro zusätzlich musste er bereits investieren, um das Gebäude mit Keller, Geschäfts- und Wohnräumen in den beiden oberen Stockwerken zu erneuern. Langwieriger Ärger mit Hausschwamm &bdquo;Der Keller stand zentimeterhoch unter Wasser, die ganzen Wände waren feucht und der Hausschwamm war in den Mauern und den Balken. Die Decke im oberen Stockwerk hätte in ein paar Jahren runterkommen können, einige Balken waren richtig morsch“, berichtet Nils Wölfing. Bei der Besichtigung im Frühsommer 2022 sei der Keller noch trocken gewesen, von den Mängeln noch nicht wirklich etwas zu sehen gewesen. &bdquo;Erst beim Entkernen kam das richtig zum Vorschein. Man bohrt ja nicht einfach jede Wand an“, erklärt Wölfing. Besonders der Hausschwamm habe für lange Verzögerungen bei der Sanierung geführt. Es wurde ein biologisches Gutachten angefertigt, die alten Balken sowie auch der Putz mussten entfernt und ersetzt werden. Außerdem wurde ein chemisches Gemisch in die Wände gespritzt, um den Pilz zu töten. &bdquo;Dann kommt der Baubiologe zur Überprüfung und dann geht es wieder von vorne los und man muss das Gemisch wieder wirken lassen. Ein Vierteljahr haben wir bestimmt dafür gebraucht.“ Die neuen Balken mussten ohne Kran mit &bdquo;fünf, sechs Mann“ einzeln durchs Treppenhaus in das zweite Obergeschoss hochgetragen werden, eine richtige &bdquo;Knüppelarbeit“, erinnert sich Nils Wölfing. Eine Genehmigung für einen Kran habe man zu dem Zeitpunkt nicht bekommen. Insgesamt sei die Zusammenarbeit mit dem Bauamt bei dem Projekt oft eher schwierig gewesen. Ärger mit einer Gosse Bei dem feuchten Keller habe auch das Nachbargebäude eine Rolle gespielt, so Wölfing. Denn zwischen den Gebäuden gibt es eine schmale Gosse, diese sei voll Taubendreck gewesen und auch die ein oder andere tote Taube habe dort schon gelegen. &bdquo;Da kommt im Sommer schon ein Geruch hoch, ich weiß nicht, ob das so schön ist für die Innenstadt.“ Auch für die Gäste des gegenüberliegenden Eiscafé Pacini sei der Mief bestimmt unangenehm. Der Dreck brachte auch weitere Probleme mit sich: &bdquo;Der Gully saß zu, so dass das Wasser nicht abfließen konnte. Im Herbst 2022 gab es aber so viel Regen.“ Durch Löcher im Mauerwerk - durch die Kabel durchgeführt wurden - sei das Wasser dann auch teilweise in den Keller geflossen. Nach der Reinigung der Gosse sei das Problem nicht wieder aufgetreten. Wölfing: &bdquo;Wir kennen jetzt die Schwachstellen und achten darauf, dass die Gullys frei sind.“ Eigentlich sollte die Gosse saniert werden, mit neuen Abflüssen und ein Netz zur Taubenabwehr montiert werden - doch bisher sei das noch nicht geschehen. Dafür hat er wenig Verständnis, denn &bdquo;um Eigentum muss man sich kümmern“, sagt Nils Wölfing. Schreibwarengeschäft zieht ein Während die Fassade des historischen Gebäudes erhalten bleibt, hat Wölfing im Inneren auf eine moderne Ausstattung Wert gelegt. Wärmepumpe, Fußbodenheizung, neue Fenster mit Dreifachverglasung - energetisch sollte alles auf dem neuesten Stand sein. Die Wohnungen seien zudem altengerecht ausgestattet, so gibt es zum Beispiel ebenerdige Duschen. Jede der beiden Wohnungen habe circa 120 Quadratmeter Fläche, jeweils vier Zimmer plus Bad. Und was passiert nun mit dem sanierten Ladenlokal? Die Suche nach einem Mieter für das Geschäft war nicht so einfach. Für den Standort hätten sich zwar einige Imbissbetriebe gemeldet, doch für ihn sei klar gewesen, dass in das Ladenlokal keine Gastronomie einziehen solle, sagt Nils Wölfing. 2023 gab es konkretere Pläne mit einem Franchise-Unternehmen für Baby- und Kinderbedarf. Neben Kleidung besteht das Sortiment unter anderem auch aus Lernspielen, Wickelkommoden, Kinderwagen oder Wärmelampen. Nils Wölfing, der selbst Vater von zwei Kindern ist, sieht darin eine gute Ergänzung zum Angebot in der Lübbecker Innenstadt und eine Chance, noch mehr Laufkundschaft zu generieren. Er habe sich &bdquo;Gedanken gemacht, ob man nicht selber etwas macht für so kleine Dötze, weil meine Frau immer nach Bünde, nach Bad Oeynhausen oder Timbuktu gefahren ist zum Einkaufen“. Darum habe er aktiv nach Unternehmen gesucht und eine Kooperation angestrebt. Doch das Unternehmen machte einen Rückzug und die Suche begann von vorne. Nach Monaten der Ungewissheit steht nun fest, welches Geschäft in das Ladenlokal an der Langen Straße einziehen wird: Ab September wird dort Andreas Steinkamp mit seiner Skribo-Filiale für Schreibwaren und Bürobedarf eröffnen. Über diese Entwicklung ist Wölfing sehr erfreut, die Wiederbelebung des ehemaligen Spielzeuggeschäfts wird auch sicher nicht sein letztes Projekt für die Innenstadt sein.

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