Neuer Leiter der Polizeiwache Lübbecke: So schätzt er die Lage in Minden-Lübbecke ein

Lübbecke. Wer Thomas Wiesinger fragen würde, was ihm zu den Kolleginnen und Kollegen der Polizeiwache Lübbecke einfällt, deren Vorgesetzter er seit Herbst vergangenen Jahres ist, würde diese Antwort bekommen: Er sei &bdquo;froh und glücklich“ über die Leistungsbereitschaft und auch über die Leistungsfähigkeit des kompletten Teams. Es mache &bdquo;große Freude“ mit ihnen zu arbeiten, die Stimmung sei sehr gut, zieht er eine erste Bilanz. Was intern nach Darstellung des 58-Jährigen funktioniert, klappt außerhalb in manchen Fällen weniger gut. So bestätigt Wiesinger, was schon sein Vorgänger Frank Meyer festgestellt hat: fehlender Respekt gegenüber Polizeibeamten. Meyer sah die Ursachen dafür in Elternhäusern, in gesellschaftlichen Entwicklungen, die neue Erziehungsideale, das Ich und die eigenen Rechte in den Vordergrund stellen, in langsamen Justizabläufen sowie bei Deutschen und Ausländern, die Polizisten aufgrund ihrer Herkunft generell misstrauen, für die Uniformträger vielleicht sogar ein Feindbild darstellten. Wiesinger nennt all das auch – fügt aber noch weitere Ursachen hinzu: Alkohol, Drogen sowie Strafen, die sehr spät und dazu recht milde ausfielen. &bdquo;Respekt muss man sich aber auch erarbeiten“, ergänzt der Lübbecker Polizei-Chef und denkt dabei an ganz junge Polizistinnen und Polizisten. Die müssten noch lernen, Respekt auszustrahlen und konsequent zu handeln: &bdquo;Wenn ich Gewahrsam androhe, muss ich es auch machen.“ Personal soll nicht in der Lübbecker Wache eingespart werden Gleichwohl ist er natürlich froh darüber, dass der Mühlenkreis junge Beamte zugewiesen bekommt. Hat er vor dem Hintergrund, dass NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in dieser Woche mit Landräten über mögliche Sparmaßnahmen bei der Polizei gesprochen hat, Sorge um die Besetzung seiner Wache? Einschließlich der wenigen, die eingeschränkt dienstfähig sind, arbeiten 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derzeit dort und sind neben Lübbecke auch zuständig für Preußisch Oldendorf und Hüllhorst. &bdquo;Nein, sagt Wiesinger, &bdquo;ich bin davon überzeugt, dass die Wachen nicht angetastet werden“. Wenn Personal eingespart werde, dann an anderen Stellen. Aber nicht bei den Wachen wie Lübbecke und Espelkamp: &bdquo;Da gibt es keinen Spielraum mehr.“ Im Gegenteil, die Talsohle in puncto Personalmangel bei der Polizei sei durchschritten. Wichtig sind dem Wachleiter alle Mitarbeiter. Über die insgesamt vier Bezirksbeamten, die in Lübbecke, Preußisch Oldendorf und Hüllhorst den Kontakt zur Bevölkerung halten, sagt er, die seien &bdquo;Gold wert“. Auch zu anderen Positionen äußert Wiesinger sich eindeutig, etwa zum Wachhabenden. Das ist der Beamte, der die Bürger empfängt, wenn sie die Polizeiwache an der Osnabrücker Straße betreten. Er verstehe den großen Protest, den es vor Jahren gegeben habe, als die Kripo von Lübbecke nach Minden verlegt und entschieden wurde, die Lübbecker Wache nachts nicht mehr zu besetzen. Einsatzaufkommen der Polizei im Kreis Minden-Lübbecke überschaubar &bdquo;Das war in Ordnung“, verteidigt Wiesinger beide Entscheidungen, die für die Bürger &bdquo;keinerlei Nachteile“ bedeuteten. Das Einsatzaufkommen im gesamten Kreis Minden-Lübbecke sei überschaubar. Lübbecke bezeichnet der Wachleiter, der in Petershagen-Neuenknick wohnt, als &bdquo;beschaulich“. Das sei &bdquo;kein Ort, wo man sich Sorgen machen muss“. Und wenn doch einmal Not am Mann und an der Frau herrsche, verschiebe man Personal aus anderen Wachen in Lübbecker Land, auch aus Nachbarkreisen. Einen guten und regelmäßigen Austausch pflegen Wiesinger zufolge die Wachen Lübbecke und Espelkamp. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er die dortige Chefin Ilka Hahler gut kennt, da sie beide vor ihren jetzigen Positionen in Minden beschäftigt waren. Auch Wiesingers jüngerer Sohn (32) ist in Espelkamp eingesetzt – als Dienstgruppenleiter. Wiesingers Ehefrau, die er während seiner Dienstzeit in Köln kennengelernt hat, ist ebenfalls Polizistin. Sie arbeitet bei der Kripo in Minden. Und auch der ältere Sohn (34) hat sich für die Polizeiarbeit entschieden: Als Angestellter unterstützt er in Lüneburg die Beamten in diversen Einsatzlagen, indem er beispielsweise Social-Media-Plattformen wie X und Facebook auswertet und die Informationen weitergibt. Vier Polizisten in einer Familie, gibt es da überhaupt noch andere Themen? &bdquo;Da wir wenig dienstliche Berührungspunkte haben“, klärt Thomas Wiesinger auf, &bdquo;sprechen wir innerhalb der Familie auch wenig über unseren Dienst“. Totschlag im Bad Oeynhausener Kurpark ist &bdquo;unbegreiflich“ Mit Ausnahmen. Eine davon ist die Gewalttat in Bad Oeynhausen, bei der in dieser Woche ein 20-jähriger Mindener getötet wurde. Das beschäftige ihn als Polizisten, &bdquo;aber auch emotional, wenn ich an die Eltern denke“, sagt Wiesinger. Auch auf der Wache wird er täglich von den Kolleginnen und Kollegen angesprochen, die ihn nach Hinweisen fragen. Was da in Bad Oeynhausen geschehen sei, ist für ihn, einen gestandenen Polizisten mit 42 Dienstjahren, &bdquo;einfach unbegreiflich“. Alle Artikel zum am Bad Oeynhausener Kurpark getöteten 20-jährigen Und wie läuft die Ordnungspartnerschaft genannte Zusammenarbeit zwischen der Polizei in Lübbecke und dem Ordnungsamt der Stadt? Alles sei &bdquo;organisiert“ und die Einsätze &bdquo;geplant“. Beispielhaft nennt Wiesinger die Kneipenmeile Niedernstraße. Über alle von Anwohnern oder Gästen gemeldeten Vorfälle habe die Polizei eine genaue Statistik geführt und diese an das Ordnungsamt weitergegeben. Aktuell gebe es in der Niedernstraße jedenfalls kein Problem: &bdquo;Auch nicht mit der Fan-Meile während der Fußball-Europameisterschaft.“ Haben Thomas Wiesinger und seine Beamten also alles im Griff: Drogen-Szene, gewaltbereite Jugendliche, Reichsbürger? Der Lübbecker Wachleiter bleibt bei seiner Aussage. In Lübbecke und Umgebung könne man – verglichen mit größeren Städten wie Minden – unbesorgt leben. Er lächelt, als er sagt: &bdquo;Wir kennen diese Leute – und sie wissen das.“

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