Stadt Lübbecke schafft Schutzraum für queere Gruppe

Lübbecker Land. Pride Month, der &bdquo;Monat des Stolzes“: Das ist die Botschaft der Regenboden-Paraden im Juni und Juli. Von Berlin bis Biarritz, von Helsinki bis Honolulu. Aber auch in Osnabrück, Bielefeld und sogar Detmold und Minden wird der &bdquo;Christopher Street Day“ (CSD) gefeiert. Bunt, stolz und selbstbewusst feiert die queere Gemeinschaft ihre Sichtbarkeit und fordert ihre Rechte ein. Mit dabei ist oft auch eine kleine Gruppe aus dem Lübbecker Land. Sie nennt sich &bdquo;Be Different“ (zu deutsch: sei anders) und hat inzwischen gar eine eigene Jugendgruppe gegründet, die &bdquo;Be Different Young Connection“. Seit knapp zwei Jahren kommt die örtliche LGBTIQ+-Gemeinschaft im Lübbecker Alten Amtsgericht zusammen - ein geschützter Raum, der ihr von der Stadt unentgeltlich zur Verfügung gestellt wird. &bdquo;Wir wollten ihnen ein wenig auf die Sprünge helfen und einen Ort anbieten, an dem man sich treffen und austauschen kann“, sagt denn auch Stadtsprecher Andreas Püfke, der sich darüber freut, dass sich die Gruppe in Lübbecke gut entwickelt habe. &bdquo;Es ist wohl auch im ländlichen Raum Bedarf vorhanden“, stellt er fest.In der Tat: Es ist ziemlich voll im kleinen Treff der Begegnungsstätte. Hier trifft sich die Gruppe zwei Mal im Monat. &bdquo;Wir haben zwei Eingänge, den Gaststätteneingang, wo auch die Regenbogenfahne hängt, und einen geschützten Eingang über die Musikschule für ungeoutete Menschen“, sagt Gründer Sven Brauer. Seiner Initiative ist wohl zu verdanken, dass sich die queere Gemeinschaft regelmäßig dort trifft und den Kontakt untereinander hält. &bdquo;Es ist wohl Bedarf vorhanden“ Er sorgt für die Verbindungen, fragt immer wieder nach, lädt ein und organisiert Fahrten. Vor allem auch zu CSD in der Nachbarschaft und weiter entfernt. Er sorgt auch dafür, dass die Gruppe sich immer besser in die Lübbecker Stadtgesellschaft und auch im Lübbecker Land integriert. So sind sie auch regelmäßig eingeladen zu Veranstaltungen der Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Man habe sogar einen Ausflug zum Düsseldorfer Landtag unternommen. Und auch zur Vereinsfamilie des TuS Nettetstedt hält &bdquo;Be Different“ inzwischen guten Kontakt. Die Jugendgruppe habe man gegründet, so Brauer, weil er festgestellt habe, dass die Jüngeren doch andere Themen interessieren und sie auch gerne mal unter sich sein möchten. &bdquo;Wir möchten doch, dass sich Gleichgesinnte hier treffen. Manchmal hat man das Gefühl, hier bei uns sind wir ganz alleine und es gibt keine anderen queeren Menschen mehr“, so Brauer. So wirke der Treff auch gegen Depressionen an, wenn einen mal wieder Angst überfällt oder Einsamkeit plagt, weil man sich allein gelassen und nicht akzeptiert vorkomme.Brauer weiß, wovon er spricht. Denn oft genug habe er mitbekommen, wenn Menschen Beschimpfungen von der anderen Straßenseite herübergeschrieen hätten, wenn sie beim CSD mitgegangen seien. Vor allem Brauer selbst, der vielen in Lübbecke bekannt ist, musste sich schon oft &bdquo;böse Worte“ anhören, vor allem auch im Internet. Er sei sogar schon mal mit dem Tode bedroht worden. Daraufhin habe er Anzeige erstattet. &bdquo;Dagegen muss man sich wehren. Und inzwischen kann man darauf hoffen, dass die Polizei etwas dagegen unternimmt und Konsequenzen erfolgen.“ &bdquo;Wir möchten, dass sich hier Gleichgesinnte treffen“ Als in seinem Vorgarten einmal die dort wehende Regenbogenfahne angezündet worden sei, habe er Anzeige erstattet. Doch frühere Erfahrungen mit der Polizei seien nicht sehr positiv gewesen. So stelle er Anzeigen inzwischen nur noch online und schicke sie auch zum Staatsschutz. Ob es vielleicht auch einmal einen CSD in Lübbecke geben könnte? Das hält Brauer für &bdquo;völlig ausgeschlossen“. Das traue sich &bdquo;hier niemand“, dafür würden sich die Leute zu gut kennen.Inzwischen geht es lebendig zu, ein Teil der Jugendgruppe hat sich ziemlich lautstark am Kicker versammelt. Andere unterhalten sich mit dem städtischen Streetworker Dennis Großkreutz, der sich hier regelmäßig sehen lässt. Mit ihm können die jungen Menschen ihre Probleme besprechen, er hilft vielleicht in dem einen oder anderen Fall auch bei rechtlichen Fragen weiter oder kümmert sich darum, wenn es zu einer besonders schlimmen Form der Diskriminierung im Alltag gekommen sein sollte.&bdquo;Ich habe nach der Gründung viel Resonanz auf die Idee bekommen“, sagt Brauer. &bdquo;Zum Beispiel fragen auch Eltern um Rat für ihre Kinder, die sich der queeren Gemeinschaft zugehörig fühlen.“ Mögliche Zukunft als eingetragener Verein Den Anspruch, eine Beratungsstelle zu sein, erhebt &bdquo;Be Different“ nicht. Dennoch: Um das Thema Queersein zu enttabuisieren, möchte man sich mehr in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren. Beispielsweise sei geplant, in Lübbecke Infostände anzubieten. &bdquo;Wir wollen die Sichtbarkeit von queeren Menschen im ländlichen Raum erhöhen. Man merkt, sobald man präsenter ist, steigt die Akzeptanz“, sagt Brauer.Aber auch der Alltag soll für Menschen aus der LGBTIQ+-Gemeinschaft verbessert werden, unter anderem das Sicherheitsempfinden. Dafür hat Brauer eine Liste queerfreundlicher Geschäfte, Unternehmen und Vereine in Lübbecke erstellt, die laufend erweitert wird. Unternehmen oder Geschäfte, die mitmachen, signalisieren mit einem Regenbogenaufkleber an ihrer Tür oder Fensterscheibe: Hier sind queere Menschen willkommen und müssen nicht mit Anfeindungen rechnen.Langfristig und je nach Zulauf könnte sich Brauer vorstellen, dass die Gruppe als Verein angemeldet wird. Denn momentan finanziere sich die Gruppe hauptsächlich selbst. &bdquo;Wenn wir weiter wachsen, werden wir auf Unterstützung angewiesen sein.“

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