Geburtstag im Schaltjahr: Wie ein Espelkamper mit diesem Datum umgeht

Lübbecker Land. Für immer jung bleiben - das ist für den Espelkamper Hans-Georg Kalbhenn, der von seinen Freunden einfach nur &bdquo;Schorsch“ genannt wird, nicht nur ein Wunsch, sondern ein ganzes Leben lang Wirklichkeit. Denn er feiert am heutigen 29. Februar, erst zum 19. Mal, seinen &bdquo;richtigen“ Geburtstag. Deshalb lädt er seine Freunde auch zu einer ganz besonderen Feier ein. Wie ihm ergeht es Tausenden von Geburtstagskindern in ganz Deutschland und auch vielen Menschen im Lübbecker Land. Nw.de hat sich mit Kalbhenn unterhalten, der bereitwillig über seine Erlebnisse als Schaltjahr-Kind berichtet. Ganz besonders freut es ihn, dass ihm seine Frau, die bekannte Schriftstellerin und Verlegerin Marlies Kalbhenn, ein Gedicht gewidmet hat (siehe. Kasten), das sich mit dem Schaltjahr-Geburtstag ihres Mannes literarisch auseinandersetzt. Geburtstagskind Hans-Georg Kalbhenn (76) aus Espelkamp kam vormittags am 29. Februar 1948 daheim als Sonntagskind zur Welt. &bdquo;Wäre es nachts gewesen, so hätten meine Eltern und die Hebamme die Geburtsminute auf den 28. Februar zurück oder den 1. März vorverlegen wollen, so hörte ich später“, berichtet Kalbhenn. Auf alle Fälle war es so, dass er zwischen zwei Gottesdiensten, die sein Vater Werner Kalbhenn als Pfarrer im oberhessischen Merlau-Mücke halten musste, zwischen 9 und 10 Uhr zur Welt kam. &bdquo;Ich hatte damit nie irgendwelche Probleme“ Ob er als Schalttagskind Vor- oder Nachteile hatte? &bdquo;Ich hatte nie irgendwelche Probleme, eher im Gegenteil. Ich bin auch nicht gehänselt worden oder ähnliches“, erinnert sich das Geburtstagskind. Es gab eigentlich immer nur drei Möglichkeiten, wie er seine Geburtstage bisher gefeiert hat: Entweder wurde in der Nacht vom 28. Februar zum 1. März hineingefeiert oder er habe um das Datum 1. März &bdquo;herum gefeiert“. Kalbhenn: &bdquo;Das konnte dann aber auch schon mal drei Tage lang sein“ oder halt direkt alle vier Jahre direkt am Schalttag. &bdquo;Da haben wir dann meistens größer gefeiert und Freunde und Familie an besondere Orte zusammen eingeladen“, so Kalbhenn. Geschenke habe er auf alle Fälle immer gerne entgegengenommen, auch wenn es kein Schaltjahr-Geburtstag war, lacht der inzwischen pensionierte Lehrer. Er erinnert sich an zwei besondere Ereignisse. So an seinem 6. Geburtstag, der ja eigentlich sein 24. war. Das war 1972. An diesem Tage habe er eine Schultüte zugeschickt bekommen. Das war genau das Jahr, an dem er seinen Schuldienst begann. Als er drei (Schalt)-Jahre alt gewesen war habe er einen Tret-Roller geschenkt bekommen. Da es sich nicht um einen 29. Februar gehandelt habe, so Kalbhenn, habe er das Geschenk nachts bekommen, wollte es aber aus lauter Freude darüber gleich ausprobieren. Doch da hätten seine Eltern und Geschwister einschreiten müssen. Der 19-Jährige macht sich über das Schaltjahr aber auch allgemein so seine Gedanken: So war ihm aufgefallen, dass es wohl immer weniger Schaltjahrkinder gebe. Heute könne man Geburten, bedingt durch den Kaiserschnitt und andere medizinische Möglichkeiten vorverlegen oder auch später einleiten. Das würden immer mehr Mütter nutzen, damit es eben nicht zu einer Schaltjahr-Geburt komme. Glückwünsche per Telefon erfolgen um Mitternacht &bdquo;Glückwünsche per Telefon sollten möglichst um Mitternacht herum erfolgen“, so Hans-Georg Kalbhenn. &bdquo;Eine meiner Schwestern rief einmal um 23 Uhr an und gratulierte mir im Voraus, denn sie wolle jetzt ins Bett. Und mein Vater rief um 1 Uhr an, als ich gerade eingeschlafen war, und gratulierte mir nachträglich. Er habe leider verschlafen.“ Und Kollegen der Martinsschule Espelkamp hätten einmal in einem Nicht-Schaltjahr um Mitternacht ein Ständchen gesungen. Damit die Zeitmessung wieder mit Sonnen- und Erdumlauf übereinstimmt, müssten manchmal an Silvester Schaltsekunden dazwischen geschaltet werden. &bdquo;Ich habe der zuständigen Bundesanstalt in Braunschweig schon vorgeschlagen, dieses zwischen dem 28. Februar und 1. März in Nichtschaltjahren vorzunehmen, damit ich etwas mehr Zeit zum Feiern habe, aber sie hören nicht auf mich.“ Vielleicht bedürfe es da einer konzertierten Aktion vieler Schalttagskinder. Kaum zu glauben, aber wahr: An der Langen Horst in Espelkamp lebt eine Familie mit vier Kindern. Das wäre an sich nichts Besonderes, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass alle vier Kinder - Sie werden es kaum erraten - in einem Schaltjahr Geburtstag haben. Wie die Zwillinge Marvin und Mario Kröker feiern Vor allem die Zwillinge Marvin und Mario Kröker trifft es ganz besonders: Sie feiern am 29. Februar gemeinsam ihren sechsten (eigentlich aber 24.) Geburtstag. Bruder Marcel ist am 7. Januar 1996 zur Welt gekommen und Schwester Kimberley am 17. Juni 2004. Auch alle in einem Schaltjahr. Übrigens: Marcel ist zudem noch ein Sonntagskind. Mutter Irina Strack (52), die als Erzieherin in einem Espelkamper Kindergarten arbeitet, schwört Stein auf Bein: &bdquo;Wir feiern den Geburtstag der Zwillinge jedes Jahr wie die der anderen Geschwister auch. Aber wenn der 29. Februar im Kalender auftaucht, ist das schon ein ungewöhnliches Ereignis.“ Dennoch gibt es in diesem Schaltjahr 2024 erst im Laufe des März eine komplette Familienzusammenführung. Dann will das Quintett zu Hause in Espelkamp die Sektkorken knallen lassen. Die Zwillinge feiern am heutigen Schalttag jeder für sich: Marvin in Essen, wo er als Bereitschaftspolizist in einer Polizei-Hundertschaft seinen Dienst verrichtet, und Bruder Mario in Aachen. Hier absolviert er die letzten Prüfungen für sein Arztstudium. &bdquo;In einem Jahr ist er dann fertiger Arzt“, freut sich die stolze Mutter.

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