Politik lehnt millionenteure Sofortsanierung der Lübbecker Stadthalle ab

Lübbecke. Eine &bdquo;klare Perspektive“, wie Michael Biesewinkel es für seine Fraktion formulierte, wollte die CDU mit einem Antrag zur Stadthalle und zur Stadtsporthalle Lübbecke schaffen. Mit der Umsetzung der beantragten Maßnahme könnten beide Versammlungsstätten &bdquo;in den nächsten 20 Jahren weiter betrieben“ werden. Doch sie ist mit ihrem Antrag im Bauausschuss gescheitert – nach längerer intensiver Diskussion und mit denkbar knappem Ergebnis. Die Stadthalle und die Stadtsporthalle bleiben in der jetzigen Form erhalten und werden saniert. Dazu hatte die CDU-Fraktion einige Voraussetzungen formuliert. Unter anderem will sie 500.000 Euro in den städtischen Haushalt 2024 eingestellt wissen, um mit einer Sanierung &bdquo;umgehend beginnen zu können“. In erster Linie, um Brandschutzauflagen erfüllen und die Stadthalle dann wieder in vollem Umfang nutzen zu können, konkretisierte Biesewinkel, der zudem die Akustik und die Technik des Gebäudes lobte. Zudem schone eine Sanierungslösung die städtischen Finanzen. Weder Schimmel, noch Feuchtigkeit Biesewinkels Fraktionskollege Andreas Holdmann bemängelte, Bürgermeister Frank Haberbosch (SPD) habe die Stadthalle bei den Ortsteilgesprächen besonders negativ dargestellt und &bdquo;immer nur von Abriss gesprochen“. Dabei gebe es weder Schimmelbefall, noch ein Feuchtigkeitsproblem. Im Gegenteil: &bdquo;Im Umkreis von 30 Kilometern gibt es nichts Vergleichbares“, hob Holdmann hervor. Die Homepage, mit der die Stadt Lübbecke für die Stadthalle wirbt und auf die Holdmann verwies, stützt diesen Eindruck. Dort heißt es beispielsweise: &bdquo;Die Stadthalle Lübbecke macht jede Veranstaltung zum Erlebnis. Gestern ein Festbankett für 800 Gäste, heute ein ausverkauftes Konzert, morgen ein internationaler Kongress: Die Halle ist ein Markt der Möglichkeiten.“ Dank moderner Technik und flexibel zu nutzender Räume und Bühnen biete sie verschiedenste Nutzungsvarianten. Mit einer Investition von drei Millionen Euro könne man die Stadthalle wieder komplett nutzen, sagte Holdmann. Rat entscheidet, nicht Bürgermeister Für die SPD erwiderte Andreas Schröder, vor zwei Jahren hätte seine Fraktion dem CDU-Antrag noch zugestimmt. Jetzt bestehe jedoch die Möglichkeit, im Rahmen eines integriertes Städtebauentwicklungskonzepts (ISEK) Fördermittel zu erhalten: &bdquo;Wir sollten ISEK einbeziehen und dann entscheiden“, schlug Schröder vor. Anderenfalls bestehe die Gefahr &bdquo;Geld zu verbrennen“. Im Übrigen treffe die Entscheidung über einen Abriss oder eine andere Variante der Rat und nicht der Bürgermeister. Während Christiane Brune-Wiemer (Grüne) anmerkte, entgegen der Darstellung der Verwaltung und der anderen Fraktionen sei die dem eigentlichen Planungsprozesse vorgeschaltete Entwicklung von Raumkonzepten und Nutzungsszenarien (&bdquo;Phase 0“) noch gar nicht abgeschlossen, bemängelte Gerd Husemeyer (WL): &bdquo;Wir haben zwei Jahre verloren durch die Phase null.“ Er befürchte, durch das Warten auf mögliche ISEK-Mittel, deren Zusage ohnehin ungewiss sei, könnten weitere Jahre verloren gehen: &bdquo;Wir sollten eine Entscheidung treffen und weiterkommen.“ Andere Ziele als Ratsmehrheit Für die Bauverwaltung wies Martin Pöttker darauf hin, dass es für Brandschutz allein keine ISEK-Fördermittel gebe. Die Politik habe das große Ganze aus den Augen verloren. Der Verwaltung gehe es um das &bdquo;gesamte Quartier“ – von der Stadthalle und der Stadtsporthalle über den Kunstrasenplatz und den Skatepark bis zur ehemaligen Pestalozzischule an der Rahdener Straße, dem künftigen Bildungs- und Kulturzentrum. Erste Gespräche mit der Bezirksregierung habe man diesbezüglich geführt. Gleichwohl blieb Gerd Husemeyer bei seiner Haltung. Die Verwaltung habe ISEK aus dem Hut gezaubert und &bdquo;verfolgt andere Ziele als die Mehrheit des Rates“. Er plädiere noch einmal dafür, &bdquo;jetzt zu entscheiden und die Debatte zu beenden“. Investition in die Zukunft Das Gegenteil war der Fall. Die Halle sei 50 Jahre alt, und es gebe diverse Schwachstellen, unter anderem das Leitungsnetz für Wasser und Strom, sagte Finanzdezernent Dirk Raddy. Anders als die CDU bezifferte er die Kosten allein für Brandschutz auf 4,5 Millionen Euro und zählte auf, was an Stadthalle und Stadtsporthalle alles marode sei, so dass er schnell auf einen zweistelligen Millionenbetrag für Sanierung und Modernisierung kam. Darüber hinaus unterhalte die Stadt Jahr für Jahr 1.000 Quadratmeter in der Stadthalle, &bdquo;die wir gar nicht brauchen“. Die Verwaltung sei aber gehalten, wirtschaftlich zu handeln. &bdquo;Ein Neubau wäre eine Investition in die Zukunft“, so Raddy. Die Diskussion zwischen CDU, SPD, WL, Grünen und Verwaltung hielt noch eine ganze Zeit an, bis der stellvertretende Ausschussvorsitzende Hans-Martin Berger (CDU) schließlich das Ende der Debatte verkündete und eine Abstimmung über den CDU-Antrag forderte. Diese endete mit sieben Ja- und sieben Nein-Stimmen sowie zwei Enthaltungen. Der Antrag der Christdemokraten auf Erhaltung in der jetzigen Form und Sanierung von Stadthalle und Stadtsporthalle war damit abgelehnt.

Meistgelesen