Wetter-Bilanz: Rekordverdächtiger Herbst im Kreis Minden-Lübbecke

Lübbecker Land. Der meteorologische Herbst endet am 30. November. Ab dem 1. Dezember beginnt für die Meteorologen der Winter. Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst gibt einen meteorologischen Rückblick auf den Herbst. Temperatur Der meteorologische Herbst startete im Mühlenkreis mit einem Paukenschlag: Gleich fünf Mal kletterte das Thermometer im September über die 30 Grad-Marke, ein neuer Rekord an der Wetterstation in Rahden-Kleinendorf. Zudem stehen noch zehn Sommertage (Tage mit einer Temperatur von 25 Grad und mehr) zu Buche. Der September 2023 war nach 1999 und 2006 der drittwärmste in der Messgeschichte der Wetterstation Rahden. Auch der Oktober präsentierte sich überdurchschnittlich warm und landet auf Platz fünf der Liste der wärmsten Oktober-Monate. Vor 1990 gab es im nordwestdeutschen Raum nur zwei noch wärmere Oktober-Monate im letzten Jahrhundert als den Oktober 2023: 1907 und 1921. Aber selbst diese Rekorde aus dem letzten Jahrhundert liegen deutlich hinter den Spitzenreitern aus den Jahren 2001, 2006, 2014 und 2022. So warm wie selten zuvor Der Kaltlufteinbruch Ende November konnte den aufgebauten Wärmeüberschuss in der ersten Monatshälfte zwar noch dämpfen, unter dem Strich steht aber auch für den November ein leichtes Plus gegenüber dem langjährigen Klimamittel. Und so geht der Herbst an der Wetterstation in Rahden als der zweitwärmste der Messgeschichte ein. Auch an den Wetterstationen mit längerer Messreihe wie z. B. in Bad Salzuflen (Messbeginn 1935) oder Bremen (Messbeginn 1890, Referenzstation für den nordwestdeutschen Raum) reiht sich der Herbst 2023 nach dem Herbst 2006 an Position zwei ein, sodass wir den zweitwärmsten Herbst seit mehr als 130 Jahren erlebt haben. Niederschlag Jetzt könnte man meinen, dass hohe Temperaturen einhergehen mit viel Sonnenschein und Trockenheit. Doch weit gefehlt: Während sich der September noch in der ersten Hälfte durch Hochdruckeinfluss sehr trocken präsentierte, stellte sich die Großwetterlage in der zweiten Septemberhälfte grundlegend um: Atlantische Tiefdruckgebiete zogen über Großbritannien nordwärts in Richtung Spitzbergen, sodass der Mühlenkreis die meiste Zeit auf der milden Vorderseite verblieb. Gleichzeitig setzten aber mit dem Tiefdruckgebiete auch lang anhaltende Niederschläge ein. An der Wetterstation in Rahden wurde mit knapp 135 Liter pro Quadratmeter nach 1998 der zweitnasseste Oktober der Messgeschichte registriert, gegenüber dem Klimamittel 1961 bis 1990 entspricht das satten 274 Prozent. Der November landet beim Niederschlag auf Platz sechs, mit einem ebenfalls deutlichen Plus von mehr als 180 Prozent. Was bringt der Winter? Insgesamt steht unter dem Strich mit knapp 300 Liter pro Quadratmeter der zweitnasseste Herbst seit Aufzeichnungsbeginn im Mühlenkreis zu Buche. Der absolute Rekord von 373,5 Liter pro Quadratmeter aus dem Jahr 1998 wurde aber doch recht deutlich verfehlt. Die Grundwasserstände im Mühlenkreis werden sich durch die hohen Regenmengen im Herbst weiter erholen. Mit hochsommerlichen Temperaturen begann der Herbst bei uns, mit Winterwetter endete er. Schnee Ende November ist zwar eher selten bei uns, aber kein außergewöhnliches Ereignis. Erste Schneefälle gab es in der Vergangenheit im Mühlenkreis auch schon mal im Oktober oder Anfang November. Sicherlich sind auch noch die Tage um den 26./27. November 2005 bei Vielen in Erinnerung: Nasser Pappschnee von 20 bis 30 Zentimeter Höhe sorgte damals für massive Verkehrsprobleme und für Stromausfälle im Mühlenkreis. Kleiner Ausblick Es mehren sich die Anzeichen in den Berechnungen, dass sich im Laufe der kommenden Woche wieder deutlich mildere Luftmassen bei uns im Mühlenkreis durchsetzen. Schnee, Eis und Kälte werden dann vorläufig wieder verschwinden. Ob sich zu Weihnachten die Wetterlage wieder auf kaltes Winterwetter umstellt, ist noch völlig offen.

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