Eiscafé in der Lübbecker Innenstadt schließt: Neue Besitzer stehen schon in den Startlöchern

Lübbecke. Viele Lübbeckerinnen und Lübbecker hat die Nachricht vom Abschied der Familie Pacini überraschend getroffen. Als Fabio Pacini während des Wurstmarktes eröffnete, dass er dieses Jahr nicht, wie sonst üblich, zur Winterpause schließt, sondern gemeinsam mit seiner Frau Anna zurück in seine italienische Heimat Lucca gehen wird, ahnte er noch nicht, wie emotional die Reaktionen darauf ausfallen würden. Viele Gäste seien seitdem zu ihm gekommen, um sich persönlich von ihm zu verabschieden, sagt er. Fabio und Anna Pacini ziehen zurück in ihre Heimatstadt, um mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen zu können. Seit dem 29. Oktober ist das Eiscafé offiziell geschlossen. Lange bleibt das aber nicht mehr so. Im Inneren wird fleißig geräumt und geplant, damit es ab heute in eine zweite, wenn auch kurze, Öffnungsphase gehen kann. Trotz des Abschiedes von Fabio und Anna Pacini bleibt die beliebte Eisdiele ihren Gästen erhalten. Name, Team und Eisrezeptur bleiben ebenfalls gleich. &bdquo;Nur das Gesicht hinter der Theke wird schöner“, sagt Fabio zwinkernd, der den Platz hinter der Theke nun weitergibt. Das schöne Gesicht, das den Gästen ab heute entgegenlächelt, gehört zu Nadiya Schütte, die das Eiscafé gemeinsam mit ihrem Mann Ullrich weiterführen wird. Schon lange verbinde beide Familien eine Freundschaft, betonen sie. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Im Herzen ein echter Westfale Die Entscheidung, Lübbecke zu verlassen, sei ihm sehr, sehr schwergefallen, sagt Fabio Pacini. In über zwei Jahrzehnten sei Lübbecke zu seiner zweiten Heimat geworden. Auch in München hatte er zuvor einige Jahre verbracht und dort im Eiscafé seines Vaters gearbeitet. Mit der Mentalität dort sei er aber, obwohl sie der italienischen sehr ähnlich sei, nie so warm geworden wie mit der westfälischen. Als ein Eisvertreter ihm von dem Laden in der Lübbecker Innenstadt erzählte, sei er schon kurz darauf ins Auto gestiegen, um ihn sich anzusehen. Unweit seines Geburtsortes Bünde fühlte sich der in Italien aufgewachsene Gastronom sofort wohl, erinnert er sich. Im März 2002 eröffnete er sein Eiscafé. Was ihm an der westfälischen Mentalität so gut gefällt? &bdquo;Die Treue!“, sagt er lachend. Die Westfalen würden eine Zeit brauchen, bis sie warm werden, aber wenn man sich kennt und einmal Freundschaft geschlossen hat, dann seien sie echte Freunde. Nachfolgerin Nadiya Schütte pflichtet ihm bei: &bdquo;Viele Gäste sind vor allem für Fabio gekommen.“ Eis und Kaffeespezialitäten seien gut, entscheidend für viele Menschen seien aber die besondere Atmosphäre, die Offenheit und Herzlichkeit bei &bdquo;Pacini“ gewesen. &bdquo;Good vibes und schönes Wetter“, sagt die geborene Französin, bevor Fabio einwirft: &bdquo;Hier drin scheint auch bei Regen die Sonne!“ Prosecco und kleine Speisen Die beiden scheinen sich einig zu sein über das, was das beliebte Eiscafé ausgezeichnet hat und vor allem auch weiterhin auszeichnen soll. Einige neue Ideen bringen die neuen Betreiber natürlich trotzdem mit. Sie sprühen geradezu vor Vorfreude und Tatendrang und fieberten dem ersten Öffnungstag in den letzten Wochen entgegen. Alle Veränderungen hätten sie aber mit Familie Pacini abgestimmt, betonen sie. Und die findet sie gut: längere Öffnungszeiten, donnerstags After-work-Abende mit Prosecco und kleinen Speisen und zukünftig vielleicht auch ein kleines Frühstück für einen kurzen genussvollen Moment, bevor es zur Arbeit geht. Auch, mit einem Eiswagen für Veranstaltungen zur Verfügung zu stehen oder Pacini-Eis als Dessert in den Restaurants der Umgebung anzubieten, können sie sich vorstellen. Ab dem 10. Dezember geht es für sie aber erst einmal in die Winterpause, bevor Mitte Februar 2024 eine richtige Neueröffnung gefeiert wird. Dass die Gäste – oder wie alte und neue Betreiber sagen: &bdquo;Freunde“ – des Eiscafés weiterhin nicht nur die gewohnt gute Stimmung bei &bdquo;Pacini“ vorfinden, sondern auch das beliebte Eis nach dem 64 Jahre alten Familienrezept, sei ihnen wichtig. Im kommenden Jahr möchten Nadiya und Ullrich Schütte vielleicht einige neue Sorten kreieren – auch das aber natürlich nur in Abstimmung mit Fabio. Es wird deutlich: &bdquo;Die Verbindung bleibt lebenslänglich!“ So ganz weg ist der Lübbecker also nicht. Mindestens einmal im Jahr möchte er mit seiner Frau Anna seine &bdquo;zweite Heimat“ Lübbecke besuchen. Zum Blasheimer Markt oder dem Bierbrunnenfest beispielsweise. Auch neue Betreiber machen Gastronomie aus Leidenschaft Das eine oder andere Mal wird man ihn dann sicher auch in der Langen Straße 44 antreffen. Dort möchte Familie Schütte möglichst viel von dem Flair bewahren, der über die Jahre dank Fabio und Anna Pacini dort Einzug gehalten hat. &bdquo;Das hier soll wie ein Wohnzimmer für die Gäste sein“, sagt Nadiya Schütte und lässt ihren Blick durch das Lokal schweifen. Auch wer allein hierher käme, sei nie allein, versichert sie. Sie teile Fabios Leidenschaft für Gastronomie und habe bereits viel Erfahrung gesammelt, unter anderem in einem Stuttgarter Szene-Lokal. Seit sie mit ihrem Ehemann Ullrich und ihrer Tochter Linda den Intensivkurs an der Universität &bdquo;Carpigiani Gelato“ absolviert hat, ist sie darüber hinaus zertifizierte Eismacherin. Gastronom, Therapeut und Freund zugleich Zum Führen eines Lokals gehöre aber noch eine Menge mehr. Man sei Gastronom, Therapeut und Freund für seine Gäste, sagt Fabio Pacini. Das müsse man mit Leidenschaft machen, sonst sei es zu anstrengend. Ob er sich jetzt erst einmal erholen möchte? Er lacht. &bdquo;Die Menschen sind mein Lebenselixier“, sagt er. Gemeinsam mit Ehefrau Anna habe er zwar viele Ideen, es werde aber wohl doch darauf hinauslaufen, dass sie in Lucca, nahe bei ihrer Familie und der gemeinsamen Tochter, ein neues Eiscafé eröffnen. Für die unzähligen Gäste, die in 22 Jahren zu Freunden wurden, seien die beiden sehr dankbar. &bdquo;Wir möchten, dass sie das wissen. Wir tragen sie im Herzen, egal wo wir landen“, sagen die beiden.

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