Schimmel, Sperrmüll, Schädlingsplage: Hier wird Wohnen in Lübbecke zur Belastung

Lübbecke. Neben der Bungalowsiedlung im Eichtelgen ragt das Hochhaus mit seinen Anbauten auffällig in die Höhe. 28 Wohneinheiten befinden sich in seinem Inneren. Das Leben darin ist aus Sicht einiger Mieter im Laufe der Zeit zu einer Gefahr für die Gesundheit geworden, ein Teil der Wohnungen ist von Schimmel befallen, Mieter fühlen sich damit alleingelassen. Auch in der Nachbarschaft herrscht Unmut: Es seien zu wenige Parkplätze vorhanden, Sperrmüllberge und Schlachtabfälle sollen Ratten angelockt haben, Post würde gelegentlich nicht richtig zugestellt werden und sich dann im Hochhaus wiederfinden. Eine grifflose Tür führt in den Hauptteil des Gebäudes. Abschließbar sei sie schon lange nicht mehr, sagen Mieter und Nachbarn. Die Tür zum Nebengebäude sei relativ neu und intakt, zu dieser seien ihnen jedoch keine Schlüssel ausgehändigt worden. Zu ihrem Leidwesen blieb das nicht unbemerkt. Regelmäßig fänden sich Spuren von Menschen in den Kellerräumen, die sich widerrechtlich dort aufgehalten haben. Mehrere Schlaflager haben sie dort schon ausgeräumt, Matratzen, Polster, benutzte Kondome und Ähnliches gefunden und entsorgt. Matratzen, Polster, benutzte Kondome und Ähnliches gefunden "Ich als Frau traue mich schon lange nicht mehr in den Keller", sagt Birgit Meyer. Erst im Sommer gab es einen nächtlichen Polizeieinsatz in dem Gebäude. Dazu, wie der Täter in das Gebäude gelangt ist, machte die Kreispolizeibehörde keine Angaben. Bisherigen Erkenntnissen nach ermittele man jedoch nicht wegen Einbruchs, sondern wegen eines Diebstahldeliktes, teilte Polizeihauptkommissar Thomas Bensch auf Anfrage mit. An einem Wochenende soll eine Nachbarin außerdem Jugendliche auf dem Dach des Gebäudes gesehen haben. Über das Treppenhaus ist ein Zugang zum Dach zu erreichen, der nach Angaben des Verwalters jedoch verschlossen gewesen sein soll. Auf welche Weise die Jugendlichen auf das Dach gekommen sein könnten, bleibt fraglich. In der Nachbarschaft rief der Vorfall jedoch bedrückende Erinnerungen wach. Vor einigen Jahren sei ein junger Mann aus einem der oberen Stockwerke in den Tod gestürzt, sagen sie. Die Liste potenzieller Gefahren ist lang Menschen, die sich unbefugt in dem Gebäude aufhalten, sind aus Sicht der Mieter jedoch nicht die einzige Gefahr. In einem der Kellerräume steht ein Abwasserschacht offen, die Abdeckung liegt inmitten der angetrockneten Reste dessen, was beim letzten Mal im Keller verblieb, nachdem das Wasser aus der Kanalisation in die Kellerräume stieg. Das müsse schon einige Monate her sein, sagt Patrick Meyer. Gereinigt wurde der Raum seitdem nicht. "Für Kinder könnte das gefährlich werden", meint der Familienvater mit Blick auf die Größe des offenen Abwasserschachts. Wasser stünde im Keller aber regelmäßig auch deshalb, weil ein Oberlicht im Treppenhaus zwischendurch geöffnet sei, das von den Mietern nicht geschlossen werden könne. Ein Hausmeister, so sagen sie, sei für sie nicht erreichbar. Bei Minusgraden sei der regennasse Boden außerdem schon überfroren, was das Betreten des Kellers unmöglich gemacht habe. Durch die eindringende Feuchtigkeit blättern an vielen Stellen Putz und Farbe von Wänden und Decken. Auch in den oberen Stockwerken sind nicht alle Türen zu den angrenzenden Laubengängen verschließbar, sodass auch dort Witterungen in das Gebäude gelangen. Eindringende Feuchtigkeit, Putz blättert von den Wänden Detlef Niemann und Jürgen Krull wohnen schon seit Jahrzehnten in der Nachbarschaft und haben sich aus verschiedenen Gründen der Interessen der Mieter angenommen. "Hätten wir Detlef nicht gehabt, hätten wir schon oft gar nicht weitergewusst", so Birgit Meyer. Jürgen Krull kümmert sich um die Fahrräder der Kinder geflüchteter Familien in dem Gebäude und könne sich noch gut an frühere Nachbarschaftsgemeinschaften in dem Haus erinnern, sagt er. Detlef Niemann erwarb vor 25 Jahren einen der benachbarten Bungalows und vermittelte Familie Meyer 2014 eine Wohnung in dem Gebäude. Diese sei damals schimmelfrei gewesen, berichtet die Familie. Da Birgit Meyer jedoch auf den Fahrstuhl angewiesen ist, um das Gebäude verlassen zu können, und dieser regelmäßig ausfalle, sei eine Wohnung im fünften Obergeschoss nicht mehr tragbar gewesen. Sie zogen in ein niedrigeres Stockwerk im Nebengebäude um. Aufgrund des gesundheitlichen Zustandes sei es inzwischen aber erneut nicht möglich, dieses ohne Hilfe des Aufzugs zu verlassen. Von Dezember vergangenen Jahres bis März dieses Jahres sei der Fahrstuhl nicht in Betrieb gewesen, berichten Mieter und Nachbarn. In dieser Zeit sei es Birgit Meyer monatelang nicht möglich gewesen, notwendige Arzttermine wahrzunehmen oder Einkäufe zu erledigen. Durch Schimmelbefall in der aktuellen Wohnung seien zusätzliche gesundheitliche Beschwerden hinzugekommen, sagt sie. Seit über einem Jahr fehlen der Familie nach außerdem die gesetzlich vorgeschriebenen Rauchmelder in den Wohnungen. Wohnen für Mieter nicht mehr tragbar Wie oft sie sich schon hilfesuchend an die Verwalter des Gebäudes gewandt haben, könne niemand mehr sagen. Auch den Versuch, sich unter den Mietern zu organisieren und gemeinsam eine Verbesserung der Situation zu fordern, habe die Familie unternommen. Aufgrund von Sprachbarrieren sei das schwierig gewesen. In dem Gebäude wohnen Mieter vieler Nationalitäten, Deutsch sprechen nur wenige. Einige Unterschriften unter einem gemeinsamen Brief kamen trotzdem zusammen. Eine Antwort von der Peach Property Group haben sie nach eigener Aussage jedoch nicht erhalten. Häufig sei es außerdem eine Herausforderung gewesen, herauszufinden, wer überhaupt zuständig ist. Detlef Niemann, der eine Garage auf dem Grundstück gemietet hat und dadurch gelegentlich Post von Eigentümern und Verwaltern erhält, habe bislang vier Eigentümer und insgesamt sieben von ihnen beauftragte Verwalter gezählt. Seit 2019 liegt die Eigentümerschaft bei der Peach Property Group AG. Seit Anfang 2023 hat die Peach Hausverwaltungen GmbH auch die Verwaltung inne. Auf Anfrage heißt es, der Hausmeister sei einmal wöchentlich sowie nach Bedarf vor Ort, bei Schäden könnten Mieterinnen und Mieter sich direkt an den Verwalter oder seine Instandhaltungsdienstleister wenden. Außerdem würden laufend Renovierungs- und Sanierungsarbeiten stattfinden, Türen und Aufzug jedoch immer wieder durch Vandalismus beschädigt werden. Nur schwer möglich, jemanden zu erreichen Mieter und Nachbarn widersprechen dem. Es sei nur schwer möglich, jemanden unter den angegebenen Telefonnummern zu erreichen. Mitgeteilte Mängel blieben oft über Monate unbehoben, sagen sie. Dass manche Schäden von Vandalismus herrühren, sei ihnen bewusst. Dass das Gebäude offen zugänglich sei und der Verwalter dagegen zu wenig unternimmt, spiele ihrer Ansicht nach eine Rolle dabei. Kürzlich wurde eine neue Aufzugsanlage eingebaut, deren Einbau den Mietern zufolge für Anfang des Jahres angekündigt war. Für Familie Meyer ist das Wohnen unter diesen Umständen inzwischen so belastend geworden, dass sie seit Monaten auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum ohne Schimmelbefall ist. "Seit 2014 hat die Wohnqualität hier erheblich nachgelassen", findet Birgit Meyer. Trotz eines monatlichen Budgets in Höhe von über 2.000 Euro habe die Familie in Lübbecke bislang jedoch nichts Geeignetes finden können.

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