"Abenteuerliche Geschichte": Kleiner Kater in Espelkamp aus Auto gerettet

Lübbecke/Espelkamp. Richard Wittkowski lebt schon viele Jahrzehnte in Espelkamp, ist jetzt 70 Jahre alt und genießt seine Rente. Aber so etwas, was ihm jetzt auf dem Parkplatz des Espelkamper Marktkaufes passiert ist, hat er in seinem ganzen langen Leben noch nicht erlebt. Vor wenigen Tagen ist er – wie üblich – morgens gegen 11 Uhr mit seinem roten Mazda zum Marktkauf gefahren. Dort stellte er seinen Pkw ab und begab sich auf Einkaufstour. Als er wieder zurückkam, wunderte er sich nicht schlecht, als er einige Leute rund um seinen Wagen stehen sah und vor allem zwei Personen auf dem Bauch liegend unter seinem Wagen. Auf seine Frage hin, was sie denn dort machten, kam es postwendend zurück: &bdquo;Wir suchen eine kleine Katze. Die muss sich dort versteckt haben.“ Doch trotz aller Bemühungen konnte niemand das Tier einfangen. Nach einiger Zeit wurde es wieder still am Pkw von Richard Wittkowski. Die beiden jungen Frauen waren Tierpflegerinnen vom Tierheim Lübbecke. Sie waren von einer anderen Kundin angerufen worden, die beobachtet hatte, dass sich eine junge Katze von einem Auto zum anderen fortbewegt hatte und versuchte, nicht überfahren zu werden. Schließlich hatte sie sich wohl in den roten Mazda gerettet, und von dort begann das Kitten, kläglich zu miauen. Katzenbaby hat sich in den roten Mazda gerettet Die Tierheim-Mitarbeiterinnen kamen sofort, doch mussten sie unverrichteter Dinge zunächst wieder fahren, weil das Katzenkind nicht mehr auffindbar war. Richard Wittkowski, selbst ein sehr tierlieber Mensch, ließ die Sache nicht mehr los. Er fuhr &bdquo;ganz vorsichtig“ zu einem Reifenhändler in der Nachbarschaft. Doch auch dort fand niemand eine Katze in seinem Wagen. Mehr als eine Stunde war er noch unterwegs, fuhr dann zu sich nach Hause und hörte schließlich von der Terrasse aus plötzlich wieder ein Miauen aus seinem Wagen. Da fasste der Rentner den Entschluss, zu seinem Autohändler zu fahren, um das Tier endlich aus seinem &bdquo;Autogefängnis“ zu befreien. Mit drei Personen nahm man dort an Wittkowskis Mazda die Plastikverkleidung auseinander und fand schließlich das hilflose Tier völlig verängstigt und kläglich miauend in seinem Versteck, in das es sich geflüchtet hatte. Natürlich waren die Tierpflegerinnen des Tierheims sofort wieder da, um den jungen Stubentiger in Empfang zu nehmen. &bdquo;Ich verstehe die Menschen nicht, die so etwas machen. Einfach aussetzen und das kleine Tier seinem Schicksal zu überlassen, das geht doch nicht“, schimpft Richard Wittkowski. Mit seiner erst vor kurzem gestorbenen Frau hatte er gemeinsam früher eine Katze und auch einen Hund besessen. Jetzt in seinem Alter wolle er kein Haustier mehr. Er freue sich jedoch, der kleinen Katze geholfen zu haben. &bdquo;Gut, dass ihm nichts passiert ist.“ Samtpfötchen entpuppte sich als Kater Im Lübbecker Tierheim gab man dem tapferen Samtpfötchen, das sich als ein Kater entpuppte, auch sofort einen Namen: Er wurde nach seinem Zufluchtsort &bdquo;Mazda“ genannt. Doch so ganz ohne Blessuren kam er doch nicht davon, wie sich herausstellte: Er hatte zwei abgerissene Zehen. Das Tier ist zwölf Wochen alt, grau mit orange getigert und sehr zutraulich. Es handele sich um eine europäische Kurzhaar-Katze, erklärt die angestellte Tierpflegerin Stephanie Schreiber. Eine solch abenteuerliche Geschichte, wie sie &bdquo;Mazda“ jetzt erlebt habe, erlebe man sehr selten. Der Kleine habe einen enormen Überlebensinstinkt. Inzwischen ist der Kater vom Tierarzt untersucht und gechipt worden. &bdquo;Die Zehen heilen sehr schnell, ansonsten ist er gesund“, freut sich Stephanie Schreiber. Bevor der kleine Findling in die Vermittlung gehen könne, wird er auch noch geimpft. &bdquo;Mazda“ ist mit seinem Schicksal nicht alleine. Das Tierheim Lübbecke platzt zurzeit aus allen Nähten. Denn inzwischen sind 120 Jungkatzen unterzubringen. Und fast täglich kommen neue Kitten hinzu. Erst kürzlich fand man einen ganzen Wurf auf dem Gelände der Merkur-Arena oder auch in einem Waldstück bei Rahden. Hier saßen fünf Kitten in einem Weidenkorb, sie waren erst zehn Tage alt, berichtet Tierpflegerin Schreiber. Mittlerweile sind sie fast vier Wochen und werden nach wie vor von ihr alle vier Stunden mit der Flasche gefüttert. Alle müssen ganz eng zusammenrücken Andere Katzen sind krank, haben Katzenschnupfen oder Allergien. Zurzeit sind einige von einem Virus befallen und müssen isoliert werden. &bdquo;Wir müssen hier ganz eng zusammenrücken, selbst die Aufenthaltsräume der Tierpfleger und Besucherräume stehen voll mit Katzenkäfigen. In einigen betreuen die Mutterkatzen ihre Kinder, es sind aber auch Einzeltiere vorhanden. Das Tierheim versucht sie zu retten, aufzupäppeln, zu versorgen, medizinisch betreuen zu lassen. &bdquo;Wir müssen hier alle zusammenrücken und sind Tag und Nacht im Einsatz“, sagt Stephanie Schreiber. Sie selbst, wie auch ihre Kolleginnen, haben mutterlose Katzen mit nach Hause genommen, um sie dort zu betreuen – rund um die Uhr. &bdquo;Da kommt der Schlaf schon manchmal zu kurz“, gibt sie zu. Es gibt für die augenblickliche Katzen-Schwemme im Tierheim auch Erklärungsversuche: Zum einen sei es die gesetzliche Pflicht zur Kastration, meint die Expertin. Das sei vielen zu teuer. Hinzu kommen die höheren Tierarztkosten allgemein und explodierende Futterkosten. Sie appelliert an die Bevölkerung, zu spenden. Gebraucht werde vor allem Futter für die Jungtiere. Auch Geldspenden werden gerne angenommen. Informationen gibt es unter Tel. 05741 7472. Das Telefon ist von 8 bis 13.30 und 14 bis 17 Uhr besetzt. Außerhalb der Zeit kann man gerne auf den Anrufbeantworter sprechen. In Notfällen gibt es den Notdienst über die Polizeidienststelle. Die E-Mail lautet: post@tierheim-luebbecke.de Am Sonntag sowie an Feiertagen ist das Tierheim geschlossen. Besuche sind nur nach vorheriger Terminabsprache möglich.

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