Wichtiges Gutachten zur Krankenhausplanung der Mühlenkreiskliniken verzögert sich

Kreis Minden-Lübbecke. Boris Augurzky ist Mitglied der "Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung". Vor rund vier Wochen gab Landrat Ali Dogan als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Mühlenkreiskliniken (MKK) während einer Sitzung des Kreistages bekannt, dass Augurzky ein Gutachten für die MKK verfassen soll. Der renommierte Experte soll so schnell wie möglich Antworten auf folgende Fragen liefern: Wie sieht die Gesundheitsversorgung im Kreis Minden-Lübbecke künftig aus und wie bleibt sie bezahlbar? Einen Auftrag hat Augurzky bis heute jedoch nicht erhalten. Boris Augurzky leitet seit August 2003 den Kompetenzbereich Gesundheit am RWI - Leipniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Schwerpunkte der Arbeit von Augurzky, der unter anderem das Bundesgesundheitsministerium berät, liegen auf dem stationären Gesundheitssektor, auf Fragen zur Reformierung des Gesundheitssystems und auf der Evaluation von Politikmaßnahmen. In dem Gutachten für die MKK soll er aktuelle Entwicklungen im Gesundheitssektor auf Bundes- und Landesebene einfließen lassen und die bisherigen Erkenntnisse für die Krankenhauslandschaft im Kreis kritisch unter die Lupe nehmen. Ergebnis so schnell wie möglich Auf Nachfrage hatte der Landrat im Kreistag gesagt, dass Augurzky für seine Ausarbeitungen zwei bis fünf Monate veranschlage, und deutlich gemacht, dass ihm zwei Monate lieber wären, denn: "Wir brauchen das Ergebnis so schnell wie möglich." Warum ist der bislang unumstrittene Krankenhaus-Experte dann noch nicht beauftragt worden? nw.de hat beim Landrat in Minden nachgefragt. In Dogans Auftrag teilte Kreis-Pressesprecherin Sabine Ohnesorge jetzt schriftlich mit, seitens der Mühlenkreiskliniken sei mit Pressemitteilung vom Mittwoch auf die aktuell sehr schwierige wirtschaftliche Situation der Mühlenkreiskliniken hingewiesen worden: "Die Mühlenkreiskliniken stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. Der Vorstand muss nun in Abstimmung mit dem Verwaltungsrat und unter Einbeziehung der Belegschaft in den nächsten Wochen einen Plan erarbeiten, damit die MKK finanziell zukunftsfähig aufgestellt bleiben." Überprüfung im Rahmen des Förderverfahrens Vor dem Hintergrund des erwarteten zweistelligen Millionenverlustes habe man mit der Beauftragung von Professor Augurzky bis zur MKK-Verwaltungsratssitzung am Mittwoch dieser Woche gewartet, um mit dem Verwaltungsrat zu besprechen, ob es bei dem vereinbarten Vorgehen bleiben soll. In der Zwischenzeit seien die Einzelheiten der Beauftragung mit Augurzky geklärt worden. In der Verwaltungsratssitzung sei vereinbart worden, "dass der Beschluss weiterhin umgesetzt werden soll", so Ohnesorge. Wie die Kreisverwaltung weiter mitteilt, wird Augurzky beziehungsweise das Unternehmen "hcb - Institute for Health Care Business GmbH" aus Essen, dessen Geschäfte er führt, als externer Berater für die Re-Evaluierung des bestehenden Gutachtens beauftragt. Und zwar vor dem Hintergrund der neuen Situation - Krankenhaus-Reform des Bundes, Konkretisierung der Krankenhausplanung in NRW, Ambulantisierung, wirtschaftliche Rahmenbedingungen - und unter Berücksichtigung der Prämissen und Bewertungskriterien für das Ursprungsgutachten von Lohfert & Lohfert. Die Überprüfung erfolge im Rahmen des laufenden Förderverfahrens. Befürchtungen der Bürgerinitiative Den Freundeskreisen der Krankenhäuser, so Ohnesorge weiter, und der Bürgerinitiative zur Förderung der stationären Gesundheits- und Notfallversorgung im Lübbecker Land sei die Möglichkeit eingeräumt worden, Fragen zu formulieren. Diese werde Augurzky entsprechend mit berücksichtigen. Dann folgt der entscheidende Satz: "Die Mühlenkreiskliniken werden Herrn Prof. Augurzky nunmehr beauftragen." Auch zu den von nw.de erfragten Kosten für das Gutachten äußerte Ohnesorge sich: "Der Auftragswert beträgt netto rund 121.000 Euro." Im Namen der Bürgerinitiative hatte auch Klaus Peitzmeier in dieser Woche kritisch in Minden nachgefragt: "Kann es sein, dass der Verwaltungsrat bis heute noch keinen offiziellen Auftrag an Prof. Dr. Augurzky erteilte?" Insbesondere für den Standort Rahden sei eine solche Zeitverzögerung "nicht tolerabel". Davon ausgehend, dass Augurzky ein viel beschäftigter Experte sei und nicht unbedingt auf den Auftrag des Verwaltungsrates warte, "dürfte eine kompetente und faktenbasierte Entscheidung über die Pläne der stationären Versorgung im Kreis Minden-Lübbecke in diesem Jahr schwerlich fallen können", mutmaßt Peitzmeier. Er glaubt: "Da vor der endgültigen Entscheidung und im Anschluss an das Expertengutachten mehrere Gutachten zu Neubau und Sanierung beauftragt werden müssen, dürfte die Entscheidung sehr nahe an den nächsten Kommunalwahlkampf heranreichen." Die nächste Kommunalwahl im Kreis Minden-Lübbecke ist im Herbst 2025.

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