Schulleiter im Lübbecker Land verärgert: Enge Zeitpläne durch Abitur-Panne gestört

Lübbecker Land. Eigentlich sollten am gestrigen Mittwoch an Gymnasien und Gesamtschulen zwischen Weser und Rhein Abi-Klausuren geschrieben werden. Eigentlich. Denn am Dienstagabend kam eine späte Nachricht des NRW-Schulministeriums und sorgte für Hektik. Wegen Serverproblemen wurden die Abi-Klausuren sehr kurzfristig abgesagt. An den weiterführenden Schulen auch im Lübbecker Land sorgte das für Unruhe. An der Gesamtschule in Hüllhorst hätten am Mittwoch ein Leistungskurs Physik, ein Leistungskurs Biologie sowie Schüler aus drei Grundkursen Biologie, zwei Grundkursen Informatik sowie je einem Grundkurs Chemie und Physik ihre Abiklausuren schreiben sollen. &bdquo;Die betroffenen Schüler und Schülerinnen sowie die Eltern seien am Dienstag Abend um 20.40 Uhr über die digitalen Kanäle über die Verschiebung informiert worden, nachdem um 20.33 Uhr die Nachricht über das offizielle Dienstpostfach der Schule eingelaufen war“, so Schulleiter Jörg Rümpel. Verschieben auf Freitag verursacht Mehraufwand Das Verschieben auf Freitag sei mit Mehraufwand verbunden, jedoch machbar. Er selbst habe am Dienstag um 12 Uhr erfolglos versucht den Download der verschlüsselten Abi-Aufgaben zu starten und daraufhin die Support-Hotline kontaktiert. Er solle die Anmeldung in regelmäßigen Abständen bis zum Erfolg wiederholen, wurde ihm geraten. Der Erfolg blieb allerdings aus. &bdquo;Wenig später erschien auf der Anmeldeseite die Information, man möge von Anrufen bei der Hotline absehen, das Problem sei bekannt und es werde bis ca. 14.10 Uhr behoben sein“, beschreibt Rümpel das weitere Prozedere. Auch die Kurslehrkräfte, welche die Aufgaben auswählen und kopieren wollten, warteten in der Schule, doch auch nach 14.10 Uhr passierte nichts. Hotline für technischen Support nicht mehr erreichbar Im weiteren Verlauf des Nachmittags sei dann die Hotline wegen der Warteschleife nicht mehr erreichbar gewesen. Auch die für die Abiturprüfungen zuständige Dezernentin der Bezirksregierung habe über keinerlei Informationen verfügt. &bdquo;Sie wollte sich einsetzen, dass die Schulen per Schulmail informiert werden.“ Die Mail sei dann um 15.13 Uhr eingetroffen. Inhalt: Die Techniker arbeiten an einer Lösung. Bis spätestens 17 Uhr sollten Informationen zum weiteren Verfahren vorliegen. Sollte der Download ab 17.30 Uhr funktionieren, könnten die Klausuren planmäßig geschrieben werden, hieß es. Eine endgültige Nachricht sollten die Schulen um 18 Uhr erhalten. &bdquo;Dieses war wiederum nicht der Fall.“ Eine weitere Schulmail mit der Info, die Schulleitungen mögen sich für 19.30 Uhr für den Download bereithalten, folgte. Schließlich sei um 20.33 Uhr die endgültige Absage eingetroffen. &bdquo;Mit dem Auftrag an uns Schulleitungen, unverzüglich in geeigneter Weise sicherzustellen, dass die Prüflinge und die Lehrkräfte über die Absage und den neuen Termin am 21. April informiert werden.“ Gesetzte Fristen wurden nicht eingehalten Aus Sicht des Schulleiters der Gesamtschule hätte die Absage deutlich früher erfolgen können oder müssen oder eine alternativen Distribution erfolgen können. Der Schulleiter vermutet, dass die neu eingeführte Zwei-Faktor-Authentifizierung am Download-Portal verbunden mit der Vielzahl von Anmeldeversuchen ab 12 Uhr am Dienstag zum Zusammenbruch des Servers führte. &bdquo;Wenn diese Ursache zutrifft, dann hätte sich die Möglichkeit geboten, die Anmeldeprozedur der vergangenen Jahre mit Benutzername und Passwort ohne zusätzlichen Sicherheits-Code alternativ zu nutzen oder die verschlüsselten Dateien per Dienstpostfach an die Schulen zu verschicken“, meint Jörg Rümpel. Am Gymnasium Rahden standen Mittwoch Klausuren im naturwissenschaftlichen Bereich an. &bdquo;Wir sind viel zu spät ins Bild gesetzt worden“, sagt auch Matthias Haverkamp, Leiter des Gymnasiums Rahden. Serverprobleme könne es geben, da stecke man nicht drin. Wie dann aber mit den Schulen umgegangen worden sei, das sei doch verbesserungswürdig. Wiederholt seien Fristen gesetzt worden, die dann nicht eingehalten wurden: &bdquo;Am Dienstag um 12 Uhr sollte der Download beginnen“, sagt Haverkamp mit Verweis auf das eigentlich geplante Herunterladen der Klausuren. Die angekündigten Informationen seien dann erst mit deutlicher Verspätung geliefert worden. Matthias Haverkamp: &bdquo;Wir saßen dann hier bis kurz vor 21 Uhr und um 20.37 Uhr kam die Mitteilung, dass wir den Schülern mitteilen mussten, dass die Prüfungen ausfallen.“ Das habe man selbst formulieren müssen, eine Vorlage habe es nicht gegeben. &bdquo;Aber das haben wir hinbekommen.“ Am Mittwoch habe niemand vor der Tür gestanden, um eine Abi-Klausur zu schreiben. Kommunikation war eher suboptimal Er wisse von anderen Schulen, die den Download versucht hätten und erst am Dienstagabend per Flurfunk oder aus den Medien erfahren hätten, dass die Prüfungen kurzfristig abgesagt worden seien. So etwas habe es noch nie gegeben, aber die Kommunikation war nach Worten Haverkamps wohl eher suboptimal. Am Mittwochmittag war das Kollegium im Gymnasium Rahden zuversichtlich, dass der für 12 Uhr angesetzte Download für die Prüfungen läuft. Die naturwissenschaftlichen Prüfungen seien nun auf Freitag verschoben worden. &bdquo;Es gibt kaum eine andere Lösung“, so Haverkamp an. Es dürften nur drei Klausuren je Woche geschrieben werden – also scheide eine Verlegung in die kommende Woche aus, weil es dann vier Klausuren wären. Und in der kommenden Woche stunden weitere Termine an. Manche Schulen hätten auch das Problem, dass sie am Freitag eigentlich andere Veranstaltungen geplant hatten. In Rahden sei das zum Glück nicht so. Dafür hat Haverkamp ein anderes Problem im Blick: Am Freitag soll der öffentliche Nahverkehr zeitweise bestreikt werden. Die Gewerkschaften riefen am Dienstag zum Ausstand zwischen 3 und 11 Uhr auf. Das treffe genau die Zeit, in der die Schüler zu den Abi-Klausuren in die Schule kämen. "Ab jetzt muss alles klappen" Bis zu den Sommerferien müsse alles fertig sein, sagt Haverkamp. Wegen des früheren Beginns der Sommerferien sei das Zeitfenster in diesem Jahr sehr eng. &bdquo;Ab jetzt muss alles klappen.“ Marie-Luise Schellong, Leiterin des Espelkamper Söderblom-Gymnasiums ist über das Krisen-Kommunikations-Management des Landesbildungsministeriums verärgert und bezeichnet es als &bdquo;mangelhaft“, weil vor allem festgelegte Zeitzusagen von Düsseldorf, &bdquo;zu keinem Zeitpunkt eingehalten worden sind“, schimpft die Pädagogin. Dies habe sie doch &bdquo;sehr an die Corona-Zeit erinnert“. So wie sich das Ministerium verhalten habe, sei dies gegenüber den Lehrern, den Schülern und deren Eltern &bdquo;nicht sehr wertschätzend“. 50 junge Erwachsene und zehn Lehrer, die teilweise viele Stunden umsonst gewartet hätten, seien davon betroffen gewesen. Hinzu komme auch, dass die gesamte Planung über den Haufen geworfen wurde. Denn am eigentlich prüfungsfreien Freitag müssten die jetzt ausgefallenen Klausuren nachgeholt werden. Ein Vater spricht von Unsicherheit und Frust Auf diesen Tag habe man jedoch jetzt auch Klausuren für die übrigen Oberstufenjahrgänge gelegt, die jetzt auch verschoben werden müssen. &bdquo;Das ist immens viel Arbeit und verursacht organisatorisches Chaos“, so die Schulleiterin. Die begangenen Fehler und der Umgang miteinander – das müsse dringend bei der Aufarbeitung dieses Problems von den Verantwortlichen berücksichtigt werden. Arthur Wall ist Schulpflegschaftsvorsitzender am Söderblom-Gymnasium. Sein Sohn Jonas solle eigentlich eine Physik-Leistungskurs-Prüfung ablegen, die jetzt verschoben wird. &bdquo;Das ist alles sehr unglücklich und muss aufgeklärt werden“, macht er deutlich. Der Vater sieht diesen Vorfall auch sehr kritisch aus Sicht der betroffenen Prüflinge. Viele hätten &bdquo;einen sehr eng getakteten Terminplan“, wenn sie sich auf die einzelnen Prüfungen vorbereiteten. Da gebe es doch &bdquo;viel Unsicherheit und auch Frust“, beobachtet Wall. Gut empfand er allerdings die jetzt erfolgte Entschuldigung des Ministeriums. Funktionierender Notfallplan am Wittekind-Gymnasium Froh über einen funktionierenden Notfallplan am Wittekind-Gymnasium in Lübbecke ist Schulleiterin Katrin Höcker-Gaertner. Sechs Pädagogen hätten am Dienstag bis zum frühen Abend in der Schule gesessen und gewartet, weil die Server bereits kurz nach 12 Uhr nicht mehr zu erreichen waren. Die Hoffnung, dass die Server mit den Prüfungsunterlagen vielleicht nachmittags doch noch erreichbar wären, erfüllte sich jedoch nicht. Um 20.32 Uhr sei dann die Mail aus Düsseldorf eingetroffen, dass die Abiturprüfungen am Mittwoch ausfallen. Betroffen davon sind Höcker-Gaertner zufolge 28 Schüler, die eigentlich ihre Klausuren in Physik, Biologie und Informatik schreiben sollten. Das soll nun am Freitag nachgeholt werden, zumal die Server am Mittwoch &bdquo;problemlos“ erreichbar gewesen seien. Die Schulleiterin, die am Dienstag in ständigem Kontakt mit Oberstufenkoordinator Michael Rudolph war, der alles Weitere koordiniert habe, berichtete auf Anfrage, die Stimmung in der Schule am Dienstag habe sich &bdquo;zwischen Fatalismus und Humor“ bewegt. Dass der vom Ministerium vorgegebene Nachholtermin jetzt nur zwei Tage hinter dem ursprünglichen Prüfungstermin liegt, darüber sei sie froh: &bdquo;So besteht die Möglichkeit, dass der gelernte Stoff bis dahin im Kopf bleibt.“

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