Kriminalität in Lübbecke: Mehr Delikte, geringere Aufklärungsquote

Lübbecke. Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die Vorsitzende der Innenministerkonferenz und Innensenatorin von Berlin Iris Spranger und der Präsident des Bundeskriminalamtes Holger Münch haben am Donnerstag in Berlin die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr vorgestellt. Demnach wurden 2022 deutlich mehr Straftaten registriert als in den Jahren zuvor. Zugleich sank die Aufklärungsquote. Und wie sieht es in Lübbecke aus? Die Freude des neuen Landrats Ali Dogan, der als Behördenleiter der Kreispolizei zusammen mit Polizeidirektor Mathias Schmidt und Kriminaloberrat Benjamin Beutler im Februar erstmals die Kriminalstatistik des vergangenen Jahres vorgestellt hat, schlug schnell in Bedauern um. Die mit 53,06 Prozent im Vergleich zur Aufklärungsquote des Landes Nordrhein-Westfalen etwas höhere Aufklärungsquote in Minden-Lübbecke belege zwar die gute Arbeit der hiesigen Polizeibeschäftigten. Doch zum einen lag die Quote um 6,75 Prozent niedriger als im Vorjahr. Und zum anderen ist die Zahl der registrierten Taten im vergangenen Jahr um 1.038 auf insgesamt 15.114 Fälle gestiegen. Das bedeutete ein kreisweites Plus von fast 7,4 Prozent im Vergleich zu 2021. Kennzahlen für das Risiko Für Lübbecke wurden im vergangenen Jahr 1.208 Delikte angezeigt, das waren 195 mehr als 2021. Der Anteil der Stadt an der Gesamtkriminalität im Mühlenkreis stieg dadurch von 7,20 auf 7,99 Prozent. Zurückgegangen ist im gleichen Zeitraum die Aufklärungsquote von 57,45 (2021) auf 50,58 Prozent. Diese negative Entwicklung spiegelt sich auch in zwei Kennzahlen wider, die das Risiko ausdrücken, Opfer einer Straftat zu werden. Sowohl die Kriminalitätshäufigkeitszahl als auch auch die Kriminalitätsdichtezahl haben sich in den vergangenen zwölf Monaten erhöht: von 3.946 auf 4.705 beziehungsweise von 15,58 auf 18,57. Den mit knapp 35 Prozent größten Anteil an der Gesamtkriminalität im Kreisgebiet hatten im vergangenen Jahr Diebstähle. Einen deutlichen Anstieg gab es der Statistik zufolge bei Ladendiebstählen, bei denen vermehrt Alkoholika und Parfümerieartikel entwendet wurden. Diese Entwicklung gab es in Lübbecke nicht. Dem Spitzenwert 2018 mit 127 Fällen folgten 2019 mit 84, 2020 mit 116 und 2021 mit 63 Fällen in Lübbecke. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Fälle nochmals gesunken - auf 42. Darüber hinaus lag die Aufklärungsquote in Lübbecke bei Ladendiebstahl bei mehr als 83 Prozent. Höchster Stand seit zehn Jahren Ähnlich positiv verlief die Entwicklung bei Wohnungseinbruch-Diebstahl. Von 43 Fällen 2018 ist die Zahl nahezu kontinuierlich gesunken und lag 2022 bei 7. Bei Diebstählen von Fahrrädern ist dieser positive Trend weitaus weniger sichtbar. 65 Mal ist ein solches Delikt im vergangenen Jahr angezeigt worden und damit etwas häufiger als im Vorjahr (63). Den Höchststand registrierte die Polizei 2020, in dem 114 Fälle gemeldet worden waren. Die Aufklärungsquote lag 2022 bei etwas mehr als 12 Prozent. Ebenfalls von 81 (2021) auf 84 (2022) leicht zugenommen hat der Diebstahl aus Kraftfahrzeugen. Einen Zehnjahres-Höchststand hat nach Angaben der Polizei die Zahl der Körperverletzungen erreicht. Zu den fünf genannten Kommunen mit zunehmender Deliktzahl gehört auch Lübbecke. Dort wurden im vergangenen Jahr 132 Fälle angezeigt. In den Vorjahren waren es 105 (2021), 119 (2020), 133 (2019) und 115 (2018). Die Aufklärungsquote, die 2022 noch bei mehr als 93 Prozent in Lübbecke gelegen hatte, ist auf knapp 89 Prozent zurückgegangen. Mehr junge Tatverdächtige Dass die Zahl der tatverdächtigen Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden im gesamten Kreisgebiet gestiegen ist, lässt sich auch an der Entwicklung in Lübbecke ablesen. Nach dem Höchststand von 143 im Jahr 2020 war sie 2021 zunächst auf 92 gefallen, ist im vergangenen Jahr aber wieder gestiegen: auf 135. Hohe Anteile haben Jugendliche und Heranwachsende insbesondere in diesen Deliktbereichen: Diebstahl insgesamt (34,18 Prozent), davon Ladendiebstahl (25,16 Prozent); Körperverletzungen (23,44 Prozent) und Rauschgiftdelikte (14,55 Prozent). Die Polizeiwache Lübbecke gehört zu den Wachen, die laut Erläuterungen zur Kriminalstatistik einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Betäubungsmittel-Kriminalität legen. Zusammenfassend lässt sich aus dem Zahlenwerk ablesen, dass die Stadt Lübbecke mit ihrem Anteil von knapp 8 Prozent an der Gesamtkriminalität im Mühlenkreis im vergangenen Jahr an vierter Stelle lag - hinter Porta Westfalica (10,51 Prozent), Bad Oeynhausen (18,29 Prozent) und Minden (41,18 Prozent).

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