"Sehr seltenes Projekt": Alter Bauernhof in Lübbecke wird umgebaut

Lübbecke. Als die in Gehlenbeck ansässige Westerfeld Grundstücks GbR den Jahrhunderte alten Pohlmannshof im Dorf samt historischem Kornspeicher 2019 erwarb, hatten Eigentümer und Projektverantwortliche eine Vision: Im Mehrgenerationenhaus am Kornspeicher könnten verschiedene Generationen unter einem Dach wohnen. Wer hier lebe, entscheide sich bewusst für ein "Miteinander im Alltag". Diese Idee finden nicht nur die Projektleiter Volker Horstmann, Victoria Klute-Horstmann und Julian Horstmann sowie Architekt Andreas Steinmeier "zukunftsweisend". Als "sehr ansprechend" bezeichnet beispielsweise Ortsvorsteher Andreas Holdmann das Konzept. In Gehlenbeck sei man damals "sehr gespannt gewesen, wie es mit dem Riesen-Anwesen weitergeht". Was die Erbengemeinschaft aus dem historischen Gebäude im alten Ortskern mache, dafür gebe es im Ort durchaus Bedarf, so Holdmann im Gespräch mit nw.de. Er freue sich, dass der Gebäudekomplex und die Bruchsteinmauer erhalten blieben. Diese fügten sich schön in den Ortskern ein. Was wäre die Alternative gewesen? Dass es in Gehlenbeck auch Kritik an den Plänen gab, als diese bekannt wurden, zeigte sich beispielsweise in einer Sitzung des Seniorenbeirates im vergangenen Jahr, als Julian Horstmann und Victoria Klute-Horstmann sich unter anderem zum Stand der Bauarbeiten äußerten. Ortsvorsteher Andreas Holdmann kann die Einwände bis heute nicht nachvollziehen. Er betont die hohe Investition in das Vorhaben und ergänzt: "Was wäre denn die Alternative gewesen? Wahrscheinlich der Verfall." Diese Sorge trieb seinerzeit auch den Heimatverein um, denn die Anlage samt historischem Kornspeicher stand lange zum Verkauf. Auf keinen Fall sollte das Anwesen in falsche Hände geraten. Außerdem wünschten die Aktiven des Heimatvereins sich, den historischen Kornspeicher weiter für Veranstaltungen nutzen zu können. Sie wandten sich deshalb an die CDU-Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann, die daraufhin den Kontakt zu Familie Westerfeld suchte. Insbesondere Großmutter Elisabeth Westerfeld habe sich schnell begeistert, berichtete Winkelmann nach dem Treffen, weil diese das Ensemble mit dem Kornspeicher bewahren wollte. Die Federführung des Projekts übertrug Elisabeth Westerfeld dann an ihre fünf Enkel, damit diese das Mehrgenerationenhaus verwirklichen. Die ersten Einheiten sind vermietet Danach sieht es derzeit aus. Probleme im Bausektor haben zwar zu monatelangen Verzögerungen geführt. Acht von insgesamt 18 Wohneinheiten seien nun aber vermietet, machten die Verantwortlichen bei einem Rundgang auf der Baustelle jetzt deutlich. Dort hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan, sodass potenzielle Interessenten sich Musterwohnungen in verschiedenen Größen und in unterschiedlichen Zuschnitten ansehen können. Einschließlich der früheren Diele, dem künftigen Gemeinschaftsraum für Feiern aller Art und zur täglichen Begegnung. "Sich in der Diele zu treffen, ist natürlich kein Muss. Wer möchte, muss nicht am Gemeinschaftsleben teilnehmen", sagt Julian Horstmann. Gleichwohl achtet Victoria Horstman darauf, dass die Mischung der künftigen Mieter stimmt. Mit Hilfe eines Fragebogens, aber auch mit Gesprächen versucht sie, herauszufinden, "was jemanden am Gemeinschaftswohnen interessiert". Natürlich sei Barrierefreiheit ein wichtiger Punkt. Aber es soll auch menschlich passen. Energiebedarf wie ein Einfamilienhaus Bislang haben sich vor allem ältere Menschen entschieden, in das für Singles, junge Familien mit Kindern und Senioren vorgesehene Mehrgenerationenhaus einzuziehen. Andreas Steinmeier, der die Umgestaltung als Architekt betreut, betont, dass es für Projekte dieser Art "meistens an Flächen fehlt". Was an dieser Stelle in Gehlenbeck umgesetzt werden könne, sei deshalb "sehr selten". Hinzu kommt nach Darstellung von Andreas Steinmeier und Volker Horstmann die zeitgemäße hybride Heiztechnik - eine Mischung aus Luftwärmepumpe und Gas. Der Energiebedarf, sagt Horstmann, sei vergleichbar mit dem eines Einfamilienhauses. Auch wenn der ursprünglich geplante Mietpreis von zehn Euro kalt pro Quadratmeter aufgrund der "enormen Auflagen" für Wärme-, Schall- und Brandschutz und der allgemeinen Kostenentwicklung nicht zu halten gewesen sei, hat das Wohnen am Kornspeicher für Julian Horstmann "zukunftsweisenden Charakter". Zum Beispiel, weil die Kinder in der Regel weit weg wohnten oder ein Pflegeheim-Platz aus finanziellen oder anderen Gründen nicht in Frage komme. Betreutes Wohnen, betont er, sei jedoch nicht vorgesehen. Bis dann sollen die Arbeiten beendet sein Beendet werden sollen die Bauarbeiten nach Angaben der Verantwortlichen bis Ende Juni. Dann könne der Grundsatz des Dorferneuerungsprogrammes "Bewahren, stärken, gestalten" an der Zwischenstraße in Gehlenbeck "gelebt" werden, meint Bianca Winkelmann, die sich selbst als "eine Freundin vom Leben auf dem Dorf" bezeichnet.

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