
Lübbecke. In NRW belief sich im Jahr 2022 die Schadenssumme, die durch Betrug entstand, auf 20 Millionen Euro. Zum Vergleich, in 2021 war die Zahl noch 25 Millionen Euro.
Durch Prävention möchte die Kriminalpolizei erreichen, dass noch mehr Bürger besser informiert sind und aufpassen. „In vielen Veranstaltungen spreche ich zu diesem Thema. Wir konnten durch unsere Prävention die Schadenssumme schon um 19 Prozent senken“, freut sich Kriminalhauptkommissar Oliver Thamm.
Der Seniorenbeirat Lübbecke hatte den Seniorenpräventionsberater der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke eingeladen, um auch hier in Lübbecke dieses sensible Thema aufzugreifen.
Wie der Enkeltrick funktioniert

Foto: Sigrid Dittmann | © Sigrid Dittmann
Der bekannteste der Tricks ist der Enkeltrick. „Hier sitzen in der Türkei in großen Büros viele Telefonistinnen, die über Kopfhörer den ganzen Tag nichts anderes machen, als auf der Spur nach leichtgläubigen Menschen zu sein, die ihre Märchen glauben“, erklärt Thamm. „Oft geht das Spiel auch mit Komplizen gemeinsam, sie werfen sich gegenseitig die Bälle zu“, ist seine Erklärung dafür, dass immer wieder Menschen darauf hereinfallen. Da weine eine Frauenstimme ins Telefon: „Mama oder Papa (je nach Teilnehmer), mir ist etwas ganz Schlimmes passiert.“
So werde das Telefongespräch eröffnet. Dann würden Unfälle oder Situationen dargestellt, die es erfordern, dass der Teilnehmer, ob Eltern, Großeltern oder Tante, sofort Bargeld zur Verfügung stellen müsse. „Manchmal gibt es einen zweiten Betrüger, der als Rechtsanwalt, Staatsanwalt oder Arzt ähnliches so bestätigt. Vorsicht! Nichts davon ist wahr“, warnt Thamm. Niemals solle man Bargeld aushändigen. „Es gibt eine Rufnummernverschleierung, die es uns von der Polizei unmöglich macht, den Anrufer auszumachen“, erläutert er weiter.
Unterwegs sind auch falsche Polizisten. „Achtung! Die Polizei ruft niemals mit der Telefonnummer 110 an. Die Polizei fordert niemals Bargeld oder Wertsachen. Werden Sie misstrauisch, rufen sie selbst die Polizei an, werden solche Anliegen an sie herangetragen“, so der Präventionsberater.
Mitarbeiter mit gefälschten Ausweisen
Auch Leute von den Stadtwerken oder Wasserwerken kommen niemals ohne Anmeldung ins Haus. An falsche Ausweise sei leicht heranzukommen. „Vorsichtig! Immer zuerst die Betreiber kontaktieren, bevor Sie die angeblichen Mitarbeiter ins Haus lassen. Insbesondere auf alleinstehende, ältere Menschen haben es Betrüger hier abgesehen. Machen Sie niemals die Tür auf, lassen Sie niemanden hinein, wenn Sie allein sind. Holen Sie sich Angehörige oder Nachbarn dazu. Bestehen Zweifel, dann lassen Sie besser die Tür zu“, warnt Thamm.
Eine neue Masche sind Angriffe per Mail oder Post
Es sind auch Betrüger unterwegs, die mit Frauen oder Kindern an der Tür stehen und Hilfeleistung erbitten. So verschaffen sie sich Zutritt , um dann eine weitere Person hinein zu lassen. „Helfen Sie nur vor Ihrer Haustür, die Tür immer geschlossen lassen“, so Thamm.
Senioren, die pflegebedürftig sind, stehen im Fokus der Betrugsmaschen. „Mit Schockanrufen oder mit dem Trick, Einbrüche in der Straße vorzutäuschen, um dann jemanden zu schicken, der Bargeld bei Ihnen abholt, um es zu sichern, ist nicht zu spaßen. Das Geld sehen Sie nie wieder“, weiß der Berater.
Neu sind Angriffe per E-Mail oder Post. Hier werden Erbschaften in Millionenhöhe vorgegaukelt. So fragen Betrüger Personalien ab und gehen immer weiter, bis kurz vor der Auszahlung der angeblichen Millionenerbschaft für entstandene Kosten hohe Beträge zu zahlen sind. „Hier wird mit allen Tricks gearbeitet, mit falschen Rechtsanwälten, Staatsanwälten. Viele glauben diesen gut geschulten Lügnern“, bedauert Thamm.