Bombendrohung bei Lübbecker Tafel: Mitarbeiterin berichtet von dem erschreckenden Anruf

Lübbecke/Espelkamp. Am Tag nach der gegen die Ausgabestelle Lübbecke der Lübbecker Land Tafel gerichtete Bombendrohung ermittelt die Kripo weiter. Das bestätigte, ohne auf Details einzugehen, auf nw.de-Anfrage der Sprecher der Kreispolizeibehörde, Thomas Bensch. Zum Verhalten der Tafel-Mitarbeiter, die umgehend am Donnerstagvormittag die Polizei informiert hatten, sagte Bensch: "Sie haben alles richtig gemacht." Wie berichtet, hatte ein anonymer Anrufer am Donnerstag die Tafel-Zentrale in Espelkamp angerufen und der Mitarbeiterin mit der Explosion einer Bombe in der Ausgabeeinrichtung in Lübbecke gedroht. Die um 10.45 Uhr alarmierte Polizei war daraufhin mit mehreren Streifenwagen zur Ausgabestelle an der Bohlenstraße gefahren, um das Gelände weiträumig abzusperren. Vor Ort wurde nicht nur das Gebäude geräumt und systematisch durchsucht, in dem donnerstags von 9 bis 11.30 Uhr die Lebensmittel an die Berechtigten ausgeteilt werden. Sondern die Beamten sorgten auch dafür, dass der unmittelbar angrenzende Lidl-Parkplatz sich nach und nach leerte und keine neuen Fahrzeuge mehr dort geparkt wurden. Stimme war teilweise verzerrt Die Durchsuchung der Räume, bei der kein Sprengkörper gefunden wurde, habe etwa eine halbe Stunde gedauert, sagte Bensch am Freitag weiter. Ein Sprengstoff-Spürhund sei zu diesem Zeitpunkt nicht verfügbar gewesen. Auch wenn der anonyme Anruf mit der Bombendrohung sich als leere Drohung herausgestellt habe: Schockanrufe dieser Art seien "keine Kavaliersdelikte", sagte Bensch abschließend. "In der Lübbecker Tafel geht eine Bombe hoch". Mit diesen Worten habe sich der Unbekannte bei ihr am Telefon gemeldet, das sagt die in Espelkamp arbeitende Tafel-Mitarbeiterin Christiane Dähn. Sie habe sofort bemerkt, dass es sich um eine männliche Stimme gehandelt haben muss. "Allerdings war das manchmal ganz verschwommen", gibt sie zu. Und natürlich habe er auch anonym angerufen. Donnerstag um halb elf Uhr vormittags sei der Anruf erfolgt. Erste Drohung dieser Art Noch einen Tag später hat die Mitarbeiterin ein "mulmiges Gefühl in der Magengegend". Am Vortag habe sie sofort beim zuständigen Lübbecker Koordinator angerufen. Gemeinsam riefen sie anschließend die Polizei an, die auch alles in Bewegung setzte. "Man hat doch bemerkt, dass sie die Sache ernst nahmen", stellt sie fest. Überhaupt gab es von Christiane Dähn nur Lob für die Polizei: "Die Beamten waren sehr umsichtig, uns gegenüber sehr einfühlsam und haben uns über jedes Vorkommnis sofort informiert." Es sei das erste Mal gewesen, dass eine solche Drohung der Tafel gegenüber ausgesprochen wurde. Dies bestätigte auch Fördervereinsvorsitzender Jürgen Obernolte und seine Stellvertreterin Sabine Linz-Struckmeier. Sie sagten weiter, dass die Ehrenamtlichen vor Ort an den Ausgabestellen sich zunehmend auch Beschimpfungen anhören müssten. Einige Kunden hätten ihnen sogar "Böses gewünscht", berichtet die Espelkamper Tafel-Mitarbeiterin. "Für manche sind wir die Bösen, weil wir ihnen angeblich nicht das geben, was sie haben möchten", sagt sie. Dies gelte vor allem für diejenigen, die als letzte an die Reihe kämen. Aber die Tafel ziehe niemanden vor, jeder Kunde müsse auch einmal am Schluss anstehen. Situation der Tafel verschärft sich Die bekannten Probleme seien unverändert vorhanden. Im Augenblick würden sie sich sogar verschärfen, denn es kämen wieder mehr Kunden, die Anzahl der Lebensmittel würde sich jedoch eher verringern. Dies gelte vor allem für frisches Obst und Gemüse. Kurz nach Weihnachten habe sich die Situation kurzzeitig etwas verbessert. "Da gab es noch größere Reste von Süßigkeiten und spezielle Weihnachtsartikel. Damit konnten wir uns über Wasser halten. Das lässt jetzt aber nach", beobachtet sie. Insgesamt sei alles sehr viel schwieriger geworden. Die Ehrenamtlichen müssten inzwischen "ganz schön viel aushalten". Pro Ausgabetag arbeiteten in der Regel sechs bis acht Kolleginnen und Kollegen zusammen. Auch Fördervereinsvorsitzender Jürgen Obernolte bestätigt, dass es unzufriedene Kunden gibt, "wenn die Taschen nicht so voll sind". Zum aktuellen Fall sagt er, man könne den Anrufer niemandem zuordnen und hoffe, dass die Polizei mit ihren technischen Mitteln eventuell den Anruf zurückverfolgen könne. Ob dies so ist, wollte Polizeisprecher Bensch am Freitag nicht beantworten. Alle Mitarbeiter sehr betroffen "Wir alle sind total betroffen gewesen, dass so etwas bei uns überhaupt möglich ist", sagt die stellvertretende Vorsitzende Sabine Linz-Struckmeier. Der Anruf sei in Espelkamp aufgelaufen, weil es an den Ausgabestellen keine feste Telefonnummer gebe, nur die Zentrale habe eine feste Nummer, erklärt sie. Dieser Anruf werde reflektiert, machte sie am Freitag deutlich. Und er werde "in Ruhe mit allen Mitarbeitern analysiert". Niemand könne und wolle sich vorstellen, was dieser Anrufer damit bezwecken wollte. Linz-Struckmeier zeigte sich sehr dankbar darüber, dass die "Arbeit ohne Probleme weitergelaufen" sei und sich niemand einschüchtern lasse. Das sei vor allem auch auf die "hervorragende Arbeit der Polizei zurückzuführen".

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