Landratskandidaten: Wen schicken die Parteien im Kreis Minden-Lübbecke ins Rennen?

Kreis Minden-Lübbecke. Gehandelt werden mehrere Namen, nicht nur der des derzeitigen stellvertretenden Landrats Michael Grosskurth (CDU) aus Bad Oeynhausen. Die CDU Minden-Lübbecke will Anfang dieser Woche entscheiden, wer als Kandidat oder Kandidatin für das kürzlich frei gewordene Landratsamt antreten wird, ist aus Parteikreisen zu hören. "Dann wissen wir alle mehr", sagt Rahdens Bürgermeister Bert Honsel (CDU). Dessen Name ist auch schon gefallen. Dazu äußern möchte er sich aber nicht. Ob die Kreis-SPD auch schon einen geeigneten Nachfolge-Kandidaten ausgeguckt hat? Bis jetzt ist bis zu den Mitgliedern der SPD-Ortsvereine jedenfalls noch nichts durchgedrungen. Gleichwohl ist manches auf anderen Wegen durchgesickert. Weiblich und durchsetzungsstark Die Stadt, in der eine potenzielle Kandidatin der SPD als Bürgermeisterin an der Spitze steht, ist keine 150 Kilometer entfernt von Minden. Mindestens drei Vorteile würde die Frau, die von einem Sozialdemokraten aus dem nördlichen Lübbecker Land ins Spiel gebracht wurde, mitbringen: Sie ist durch ein hohes Amt in einem kommunalen Spitzenverband vergleichsweise bekannt und bringt entsprechende Erfahrung mit. Sie ist jung genug, sodass keine Altersgründe einer vollen Amtszeit entgegen stehen würden. Und sie ist eine Frau, noch dazu durchsetzungsstark. Zugleich würde die Kommunalpolitikerin an ihrer jetzigen Wirkungsstätte ebenso verbrannte Erde hinterlassen, wie Anna Katharina Bölling im Mühlenkreis. Bölling war für fünf Jahre gewählt worden und ist keine zwei Jahre im Kreishaus geblieben, sondern dem Ruf nach Detmold gefolgt, wo sie jetzt als Regierungspräsidentin wirkt. Die Amtszeit der möglichen Kandidatin von außerhalb endet im Jahr 2025. Respektlosigkeit gegenüber den Wählern Wie schlecht ein vorzeitiger Wechsel in der Bevölkerung ankommt, machen die Ausführungen eines NW-Lesers zu Bölling deutlich: "Dass sie ... mit dem einzigen Grund Karrieresprung das Amt schon wieder aufgibt, halte ich für Ausdruck von Respektlosigkeit gegenüber den Wählerinnen und Wählern und für das Zeichen einer undemokratischen Gesinnung. Gewählte Ämter sind nicht dafür da, als Sprungbrett für die Karriere zu dienen. Offenbar spürt Frau Bölling keinerlei Verpflichtung gegenüber den Menschen, von denen und für die sie gewählt wurde. Dem Vertrauen in die Demokratie hat Frau Bölling schweren Schaden zugefügt und ebenso dem oft ohnehin nicht so ausgeprägten Vertrauen in Amtsinhaber. ... Auf jeden Fall fehlen ihr und denen, die sie berufen haben, das Gespür dafür, wie solcher Karrierismus in öffentlichen Ämtern wirkt." Heiner Brockhagen, derzeit Dezernent in Detmold, wäre eine weitere Option der CDU für eine mögliche Bölling-Nachfolge. Sein Name wurde kürzlich von Parteimitgliedern genannt. Tatsächlich wäre Brockhagen eine Option, wenn man seine Erfahrung, seine Führungsqualitäten, seine Kreativität und auch seinen Bekanntheitsgrad in die Waagschale legen würde. In Detmold ist Brockhagen Dezernent für das Aufgabenspektrum Regionalplanung. Zuvor war der Mittfünfziger Fachbereichsleiter für Planen und Tiefbau in Höxter, davor in der Stadtverwaltung Espelkamp, wo er sich unter anderem als Vorsitzender des Stadtmarketings engagierte. Kontinuität und starke Präsenz Auch der Name Bianca Winkelmann fällt immer wieder. Die Rahdenerin ist allerdings im Mai zum zweiten Mal direkt in den NRW-Landtag gewählt worden und dort nun stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion. "Gar nichts", sagt Winkelmann auf die Frage, was sie am Landrats-Posten reize. "Mag sein, dass mein Name gehandelt wird. Aber ich bleibe Landtags-Abgeordnete. Deshalb haben mich die Menschen gewählt." Dass auch sein Name gehandelt wird, ist aufgrund seiner Karriere und Erfahrung für Stemwedes Bürgermeister Kai Abruszat (FDP) "nicht ganz abwegig". Die Organisation der Kreisverwaltung und die derzeitige Klinikdebatte seien anspruchsvolle Themen. Die Herausforderungen etwa in Sachen Mobilität und Klimaschutz, Digitalisierung, Fachkräftegewinnung und interkommunaler Rücksichtnahme auf allen Gebieten bezeichnet er als hoch und reizvoll zugleich: "Das gilt besonders auch deshalb, weil sie ein transparentes Verwaltungshandeln, Kontinuität in der Amtsführung und eine starke Präsenz des Amtsinhabers erfordern." Nur so könne man in diesen schwierigen Zeiten für sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt sorgen. Champions League der Politik Abruszat erinnert daran, dass die Bürger in Stemwede ihn bei den Bürgermeisterwahlen 2015 und 2020 "mit einem großen Vertrauensvotum ausgestattet" hätten. Diesem wolle er gerecht werden. Die Kommunalpolitik in der Gemeinde sei für ihn die "Champions League der Politik". Deshalb wolle er sich 2025 "lieber in Stemwede um eine weitere Amtszeit bewerben als andere Ämter anzustreben". Die Frage, wen die Parteien im Kreis offiziell als Kandidaten für das Landrats-Amt ins Rennen schicken wollen, bleibt also weiter offen.

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