Trockenheit sorgt für Baumsterben: So schätzt ein Experte die Situation ein

Lübbecke. Wieder nichts! Auf dem Regenradar, das der Diplom-Meteorologe Friedrich Föst sich auf seinem Smartphone anschaut, sieht es so aus, als könnte es endlich regnen. Föst, der am Schützenplatz Lübbecke wohnt und den gleichnamigen Förderverein leitet, blickt zum Himmel hinauf. Nur ganz wenige feine Tröpfchen fallen, und zwei Minuten später ist es auch damit vorbei. Föst seufzt, stellt sich auf dem Schützenplatz vor eine riesige Linde und sagt: &bdquo;Sehen Sie sich die gelben Blätter an. Die Bäume haben Trockenstress und werfen ihr Laub ab, selbst die neu angepflanzten.“ Linden, sagt der bekannteste Meteorologe in der Region, sind klassische Stadtbäume. Doch sie leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Hinzu kommen Mistelbefall und der Brandkrustenpilz, der sogenannte Moderfäule in Wurzeln und im unteren Stamm verursacht. Bis zu sieben Grad Temperaturunterschied hat Friedrich Föst zwischen dem Schatten der 160 bis 270 Jahre alten Schützenplatz-Bäume und dem schmalen Steinweg im Stadtzentrum im vergangenen Jahr gemessen. Er spricht deshalb gern vom &bdquo;grünen Finger in die Stadt“, von einer grünen &bdquo;Klimaanlage“, die als &bdquo;Kalt- und Frischluftlieferant“ spürbaren Einfluss auf das Klima in der Stadt hat. Ziel aller Hilfsmaßnahmen der Stadt Lübbecke, des Fördervereins und der Lübbecker Schützen, die den Park für ihre Feste nutzen, müsse deshalb sein, &bdquo;die Klimaanlage am Laufen zu halten“. Kann das angesichts des Klimawandels und anderer Probleme gelingen? Gleichmäßiger Landregen über mehrere Tage fehlt Die Frage hat sich, nach einer ausführlichen Darstellung des alarmierenden Ist-Zustandes durch Armin Pfeiler, Bereichsleiter Grün und Umwelt bei der Stadtverwaltung, auch die Lokalpolitik gestellt – und ein Rettungspaket beschlossen. Teile davon sind auf dem Schützenplatz, den Föst der Länge nach abschreitet, sichtbar. &bdquo;Hier wurde ein Sensor eingegraben“, sagt er und zeigt auf den Boden, wo nur ein grauer Plastikdeckel zu sehen ist. Die Sensoren messen die Feuchtigkeit an den Baumwurzeln und sollen – wenn das unterirdische Bewässerungssystem erst einmal verlegt ist – dafür sorgen, dass die Bäume immer ausreichend Wasser erhalten. Bis es soweit ist, erledigen oberirdisch aufgestellte Kreisregner das. Allerdings gebe es dadurch einen hohen Verlust, unter anderem, weil viel Wasser verdunste. Effektiver, weil das Wasser dann nicht einfach auf dem knochentrockenen Boden oberirdisch abfließt, sondern einsickert, wäre nach Fösts Ansicht ein gleichmäßiger Landregen über mehrere Tage. Doch es erscheint fraglich, ob und wann der einsetzt. Bis Anfang dieser Woche war Fösts Aufzeichnungen zufolge noch nicht einmal die Hälfte des üblichen Niederschlags gefallen – bezogen auf die vergangenen 30 Jahre. Und nur zwei der vergangenen zwölf Monate waren zu nass. So stellt Föst bei seinem Kontrollgang fest: &bdquo;Die Eichen und der Bergahorn sehen nicht gut aus. Die Hainbuchen sind auch trocken.“ »Dieser Sommer ist 2,7 Grad zu warm« Friedrich Föst schaut auf seine Unterlagen. Laut Daten der Wetterstation Rahden ist der diesjährige Sommer der viertwärmste nach 2003, 2018 und 2019. Bis Freitag dieser Woche gab es bereits 36 Sommertage mit mehr als 25 und 16 Hitzetage mit mehr als 30 Grad. &bdquo;Bezogen auf den langjährigen Mittelwert ist dieser Sommer 2,7 Grad zu warm“, sagt Föst und reibt sich über den verschwitzten Nacken. Für ihn ist klar, dass es am Klimawandel liegt. Natürlich habe es auch schon früher vergleichbar trockene Sommer gegeben. Das seien allerdings Ausnahmen gewesen. &bdquo;Aber jetzt haben wir schon den achten zu trockenen Sommer seit dem Jahr 2000.“ Auch deshalb befürchtet er: &bdquo;Die meisten ganz alten Bäume hier werden verschwinden.“ Doch es gibt ja die überall verteilten Neupflanzungen auf dem Schützenplatz, Föst zufolge mehr als alte Bäume, die nicht mehr standfest waren und gefällt werden mussten. &bdquo;Die gehen gut an“, findet Föst und erklärt das mit den wassergefüllten Säcken, die die Stadt am Fuß der jungen Bäume platziert hat, wo sie dosiert Feuchtigkeit an die Wurzeln abgeben. Auch die Anwohner seien aktiv und sorgten für eine zuverlässige Bewässerung der jungen Bäume. &bdquo;So können sie sich erholen.“ Aber reicht das, um den traditionsreichen Schützenplatz zu retten? Friedrich Föst beschreibt seine Haltung als &bdquo;vorsichtig optimistisch“. Die Versuche gegenzusteuern zeigten zwar erste Anzeichen eines Erfolges. Aber sicher sein, welche Bäume sich im Laufe der Zeit anpassen, welche sich besser eignen als andere, welche Hilfsmaßnahmen nachhaltig wirkten, ob die unterpflanzten Flächen ausreichen, könne man noch nicht. &bdquo;So schnell geht es nicht. Wir müssen in Jahrzehnten denken.“ In der nächsten Zeit sei der Schützenplatz für den Förderverein vor allem eines: ein &bdquo;Experimentierfeld“.

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