Familienbetrieb prämiert: Traditionelle Bäckerei setzt auf Handarbeit

Lübbecke. Bei der Bäckerei Oltersdorf in Gehlenbeck steht noch das Handwerk im Vordergrund. Das stundenlange Vorbereiten, Teig kneten und Brötchen formen ist für viele Mitarbeiter kräftezehrend, Überstunden stehen nicht selten an der Tagesordnung. Jetzt hat sich die harte Arbeit ausgezahlt - denn der Familienbetrieb in dritter Generation wurde mit dem Ehrenpreis vom Land NRW ausgezeichnet. Mehrere sehr gute Produkte getestet Bereits im laufenden Jahr wurden mehrere Brote der Bäckerei durch den Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks getestet. Hier eine Auswahl der Brote mit dem besten Ergebnis: "Schwarzer Wolfgang" - sehr gut; Dinkelbrot mit 70 Prozent Vollkorn - sehr gut; Familienbrot - sehr gut; Graubrot - sehr gut; Herdbaguette - sehr gut "Ich bin besonders stolz auf meine Mitarbeiter, denn ohne sie hätten wir diesen Preis nicht gewonnen", sagt Dominik Stuwe, der den Betrieb seit vier Jahren zusammen mit seiner Frau führt. Dabei war der Inhaber zunächst skeptisch, sich erstmals für das Ausschreiben zu bewerben, kam in den letzten Jahren immer wieder Kritik an der zu laschen Beurteilung auf. Doch Dominik Stuwe will auf die traditionelle Arbeit in der Bäckerei Oltersdorf aufmerksam machen und bewirbt sich. Er füllt einen Fragebogen aus, veröffentlichte Lohnabrechnungen der Mitarbeiter sowie eigene Rezepte. "Das war sehr zeitintensiv und hat drei Tage gedauert. Aber es hat sich gelohnt", so Stuwe. Um den Preis zu gewinnen, erfüllte der Familienbetrieb bestimmte Kriterien. Lesen Sie hier mehr über die Bäckerei Um lange Lieferwege zu vermeiden und somit die Nachhaltigkeit zu stärken, arbeitet Stuwe mit regionalen Händlern zusammen. Außerdem werden zur Herstellung der Backwaren keine künstlichen Aromen und zugekauften tiefgekühlten Rohlinge verwendet. In der Branche laut dem Inhaber längst nicht mehr selbstverständlich. Stuwe will keine aufgetauten Brötchen in der Ladentheke servieren. Er sieht sich wegen Lieferengpässen von Mehl und Milchprodukten aber gezwungen, das Sortiment in der Menge zu verkleinern. Auch verkürzte Öffnungszeiten stehen im Raum. Erneute Preiserhöhung bei Backwaren nicht ausgeschlossen "Bis Ende September sind wir zwar noch mit ausreichend Mehl versorgt, haben vor ein paar Wochen aber kein Joghurt und Schmand bekommen", so Stuwe. Da der Einkauf von Milchprodukten und Mehl für den Betrieb immer teurer werde, schließe er auch die dritte Preiserhöhung für seine Leckereien nicht aus. Befürchte Stuwe deswegen Kundschaft zu verlieren? Die Bäckerei habe treue Kunden, die gerne dort einkaufen. Damit sie auch jeden Morgen die frischen Brötchen und Käsestangen bekommen, muss sich Stuwe auf seine Mitarbeiter verlassen. Doch ausgerechnet zwei Gesellinnen erkrankten während der Pandemie. Bis heute haben sie ihren Beruf nicht wieder aufgenommen. Bäckerei verliert zwei Gesellinnen Ein Rückschlag für Stuwe, der sich als Belastungsprobe erweist: "Meine Frau und ich arbeiten fast rund um die Uhr und machen nur kurze Pausen. Das Familienleben und die Freizeit leiden natürlich darunter", gibt er zu. Damit die Kunden am Morgen ihre frischen Brötchen bekommen, werden die Rohlinge am Nachmittag des Vortags zubereitet, denn die Bäckerei setzt auf lange Teigruhezeiten. Dass sich das hohe Arbeitspensum in Zukunft verringert, sieht Stuwe nicht. "Es ist schwierig, junge Menschen für den Beruf als Bäcker zu begeistern. Für viele sind die Arbeitszeiten nicht attraktiv. Dieses Jahr haben wir zwar einen Bewerber, werden ihn aber nicht einstellen, weil wir ihn wegen des Personalmangels nicht anlernen können." Trotzdem wollen Dominik Stuwe und seine Frau weiterhin alle Produkte in Handarbeit fertigen. Die Auszeichnung sei eine Anerkennung für die harte Arbeit und die damit verbundene hohe Qualität. "Maschinen werden unsere Mitarbeiter nicht ersetzen können", sagt Stuwe.

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