Verschärft Impfpflicht den Personalmangel im Krankenhaus Lübbecke?

Lübbecker Land. Während ab Donnerstag im Deutschen Bundestag über verschiedene Vorschläge zur Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht debattiert wird, stellt sich die Situation für Beschäftigte in den medizinischen und pflegerischen Einrichtungen im Lübbecker Land und im gesamten Kreisgebiet bereits ganz konkret dar: Sie müssen ihren Arbeitgebern bis zum heutigen Dienstag, 15. März, den Nachweis einer vollständigen Impfung – eine Booster-Impfung ist dafür nicht notwendig – oder einer maximal 90 Tage zurückliegenden Genesung von einer Corona-Infektion erbringen. Andernfalls müssen Einrichtungen wie die Mühlenkreiskliniken (MKK) diese Fälle bis zum 31. März an das Gesundheitsamt des Kreises in Minden melden. Auf die Frage, ob die MKK nun Haus- oder Betretungsverbote für ungeimpfte Mitarbeiter aussprechen werden, antwortet Sprecher Christian Busse: Die Verordnung sehe eine Meldefrist bis zum Ende des Monats vor. Anschließend werde das Gesundheitsamt von Amts wegen tätig: &bdquo;Wann es zu behördlichen Betretungsverboten kommt, liegt nicht im Zuständigkeitsbereich der Mühlenkreiskliniken.“ Kündigungen von Mitarbeitern, die mit der Impfpflicht begründet worden seien, hat es Busse zufolge bisher nicht gegeben. Wo arbeiten die Ungeimpften? Dabei gibt es durchaus eine nennenswerte Anzahl von Ungeimpften im Klinikverbund. So hat eine interne Umfrage der MKK Anfang Februar eine Impfquote von 92 Prozent ergeben. Bei 5.200 Mitarbeitern bedeutet das: Mehr als 400 von ihnen sind ungeimpft. In welchen Häusern der MKK sie arbeiten und welche Gründe sie anführen – diese Fragen lässt Busse unbeantwortet.Auf Nachfrage, ob es aufgrund von Personalengpässen zu Stationsschließungen in Lübbecke und Rahden kommt, welche Abteilungen betroffen sind und welche Leistung nicht mehr oder nur noch eingeschränkt angeboten werden können, teilen die MKK mit: &bdquo;Wir gehen aktuell davon aus, dass die Versorgungssicherheit vollständig gesichert ist.“ Was Mitarbeiterinnen aus dem Innenleben des Krankenhauses Lübbecke berichten, lässt Zweifel an dieser Aussage Busses aufkommen.Hartmann in doppelter Verantwortung Geschäftsführer des Medizinischen Zentrums für Seelische Gesundheit am Standort Lübbecke ist Mario Hartmann. In der jüngsten Sitzung des MKK-Verwaltungsrates ist er zudem zum kommissarischen Geschäftsführer des Krankenhauses Lübbecke ernannt worden, nachdem Tanja Nestler zum 28. Februar nach eineinhalb Jahren das Krankenhaus Lübbecke wieder verlassen hatte. Aus privaten Gründen, so die offizielle Darstellung.In den vergangenen Monaten habe Nestler das Krankenhaus Lübbecke durch eine pandemiebedingt sehr schwere Zeit geführt &bdquo;und dennoch weitreichende Akzente gesetzt“. Dem Lob des MKK-Vorstands mögen sich nicht alle Beschäftigten anschließen. Denn auch unter Nestlers Führung sei es trotz eindeutiger Anforderungen durch die Pflegedienstleitung nicht gelungen, den pflegerischen Bereich personell ausreichend auszustatten. Die Folge: körperlich und geistig völlig erschöpfte Kolleginnen und Kollegen, schildert eine Betroffene. »Ich kann es nicht mehr ertragen« Den Vorwurf des Pflegenotstands durch fehlendes Personal wolle man gar nicht Nestler persönlich machen, und auch nicht der Führung in Minden, betont eine Beschäftigte des Lübbecker Krankenhauses. Doch Fakt sei, dass sie kurz nach Ende einer Schicht oft angerufen und gefragt worden sei, ob sie nicht einspringen könne. Das sei selbst Patienten aufgefallen, die sie erstaunt angesehen und gefragt hätten: &bdquo;Sind Sie immer noch hier oder schon wieder?“ Während der Schilderung ihres Arbeitsalltages (&bdquo;Mein zweites Zuhause.“) in der Redaktion war die erfahrene Krankenschwester mehrfach den Tränen nahe und rang um ihre Fassung. Nicht zuletzt leide auch das Familienleben erheblich unter den unkalkulierbaren Überstunden und Extra-Schichten. Warum sie sich das antut – insbesondere unter Coronabedingungen? Weil die Patienten nicht darunter leiden sollen: &bdquo;Und die Kolleginnen und Kollegen will ich auch nicht hängen lassen.“ Verzicht auf Ungeimpfte unmöglich Wie schlimm die erfahrene Pflegefachkraft, bei der &bdquo;noch kein Cent Corona-Zulage angekommen“ ist, den Personalmangel erlebt, beschreibt sie so: &bdquo;Meinen eigenen Eltern würde ich jetzt nicht mehr empfehlen, ins Krankenhaus Lübbecke zu gehen.“ Sie habe in ihrem langen Berufsleben schon viel Leid gesehen, aber die vergangenen zwei Jahre hätten alles übertroffen: &bdquo;Ich kann es nicht mehr ertragen.“ Obwohl selbst geimpft, sagt sie zur Impfpflicht im Gesundheitswesen: Das Krankenhaus Lübbecke könne auf die ungeimpften Pflegekräfte nicht verzichten: &bdquo;Nicht auf einen.“

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